Ski-Weltcup:Slalom im Olympiapark vor dem Aus

Sonne und grüne Wiese am Olympiaberg trotz anstehendem Parallelslalom-Weltcup

Kein Schnee, kein See: Die grünen Kanonen können viel Schnee in kurzer Zeit produzieren - nur nicht, wenn es wie derzeit zu warm ist.

(Foto: Florian Peljak)
  • Eigentlich soll am 1. Januar 2016 ein Weltcup-Slalom auf dem Münchner Olympiaberg stattfinden. Doch die Austragung ist schon jetzt aus finanziellen Gründen akut gefährdet.
  • Kernproblem ist das oft zu warme Wetter.
  • Bisher ist die Veranstaltung bei fünf Anläufen dreimal ausgefallen.

Von Sebastian Winter

Die Austragung des Weltcup-Slaloms in München am Neujahrstag 2016 ist akut gefährdet. "Die Situation ist sehr kritisch", sagte Arno Hartung, Geschäftsführer der Olympiapark München GmbH (OMG), der Süddeutschen Zeitung am Donnerstag nach einem Gespräch mit Vertretern des Deutschen Skiverbandes (DSV): "Wir können das Risiko nicht übernehmen. Von uns aus hätten wir schon einen Haken unter diese Geschichte machen müssen."

Kernproblem: das kaum kalkulierbare Wetter

Der DSV möchte den Wettbewerb, dessen Gesamtetat Hartung zufolge etwa 1,2 Millionen Euro beträgt, aber unbedingt austragen - alleine schon wegen der Live-Übertragung im Fernsehen und den 17 000 Zuschauern an der Strecke, die vom Olympiaberg hinunter in den dafür trockengelegten See führt. "Gefragt ist nun in erster Linie der DSV", sagte Hartung nach dem ergebnisoffenen Treffen.

Stefan Schwarzbach, Geschäftsführer der DSV Marketing GmbH, betonte hingegen: "Ich würde das nicht so schwarzmalen. Die Situation ist schwierig, es fehlen ein paar Taler, aber wir arbeiten an einer Lösung."

Das Kernproblem ist das kaum kalkulierbare Wetter. Bei fünf Versuchen ist das Rennen dreimal ausgefallen - 2012, 2014 und 2015. Für solche Fälle ist die OMG versichert. Nur hat die Versicherung nun wegen der Unwägbarkeiten weitere Zugeständnisse gefordert. "Sie sagt ganz klar, dass wir im Bereich der Schneeproduktion größere Sicherheiten schaffen müssen. Das ist ein wesentlicher Punkt, warum die Kosten gestiegen sind." Um welchen Betrag es sich handelt, wollte Hartung nicht sagen. Er ist der OMG jedenfalls zu hoch.

In der Politik schwindet der Rückhalt

Sie hat immer betont, dass für die bisherigen Wettbewerbe weit mehr als die Hälfte des Schnees vor Ort produziert wurde - der Rest wurde aus Schneedepots in Reit im Winkl nach München gekarrt. "Ökologische Zauberkunststücke gibt es auch in Zukunft nicht", stellt Hartung klar. Den Weltcup auf ein anderes Datum zu verlegen, ist kurzfristig aus fernsehtechnischen Gründen auch nicht mehr möglich.

In der Politik schwindet unterdessen der Rückhalt für den publikumsträchtigen, aber in puncto Nachhaltigkeit fragwürdigen Weltcup. Im Zusammenhang mit dem vom Stadtrat genehmigten Weltserien-Turnier der Beachvolleyballer auf dem Coubertinplatz sagte die Grünen-Stadträtin Jutta Koller im Sportausschuss: "Uns ist es ökologisch viel lieber, im Olympiapark Sand aufzuschütten, als im Winter Schnee." Mario Schmidbauer, der stellvertretende sportpolitische Sprecher der CSU-Fraktion im Stadtrat, ist sich sicher: "Der Ski-Weltcup wird nicht mehr stattfinden."

Die Zeit drängt

Schmidbauers Ansicht tritt Hartung entschieden entgegen: "Das ist schlichtweg falsch, ich habe nur auf die Gefahr hingewiesen, dass der Ski-Weltcup wackelt." Es sei ja auch "keine Larifari-Veranstaltung, da gibt es Weltcup-Punkte, das Fernsehen überträgt zwei Stunden live: So etwas kriegt man nicht so leicht." Andererseits hält auch Hartung die nachhaltig-ökologische Komponente für "problematisch".

Dass der Weltcup nur dreieinhalb Monate vor dem Termin vor dem Aus steht, ist zeitlich problematisch. Auch weil die OMG, eine hundertprozentige Beteiligungsgesellschaft der Stadt, erst im vergangenen Dezember vom Aufsichtsrat die Freigabe bekommen hat, den Parallelslalom weitere fünf Jahre auszurichten. Im selben Monat hatte Walter Vogel, Geschäftsführer beim DSV, versichert, dass man den Wettbewerb unbedingt im Rennkalender behalten und auch weiterhin Stars wie Felix Neureuther anlocken will.

Doch nach jetzigem Stand hat er keine Zukunft - ohne eine beträchtliche Finanzspritze des DSV. Und die Zeit drängt: "Die Entscheidung muss innerhalb der nächsten zwei Wochen fallen", sagt Hartung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: