Skaten:Trainieren ohne Gedränge

Das städtische Eis- und Funsportzentrum Ost ist aufwendig saniert worden, doch die Einrichtung konkurriert mit kostenlosen Angeboten

Von Günther Knoll

Es ist fünfzehn Minuten vor neun an diesem Mittwochvormittag - auf der Staudingerstraße hier am Rand des Ostparks zwischen Ramersdorf und Perlach sind etliche Sporttaschenträger unterwegs. Muss also einiges los sein da vorne im städtischen Eis- und Funsport-Zentrum Ost. Doch der Eindruck täuscht, im großen Eingangsbereich herrscht Leere, auch auf den Bahnen draußen ist niemand zu sehen. Und Eis gibt es derzeit höchstens in der zugehörigen Gaststätte "Pallas Athene", aber die hat noch geschlossen. "Im Winter kommen Sie da kaum durch", versichert Detlef Hantke, als er über die breite, jetzt leere Treppe zu den Umkleidekabinen führt. Hantke ist seit 2007 Betriebsleiter dieser Anlage, die 1981 eröffnet wurde. Die Stadt München hat die Bahnen jetzt nach Sanierungsarbeiten auch für die Sommersaison wieder geöffnet. In den Rohrleitungen der Kühlung unter der Betondecke hatte es ein Leck gegeben. Bis man das entdeckt habe, habe es eine Weile gedauert, sagt Hantke, nun aber sei alles wieder in Ordnung. Die Kältetechnikrohre wurden neu abgedichtet und die Betondecke wurde erneuert. Auf der 400-Meter-Bahn und der Innenbahn ist Sport allerdings statt auf Eis nur auf Beton möglich.

Skaten: Mit 11 000 Quadratmetern bietet das Gelände am Ostpark ausreichend Platz für verschiedene Sportarten.

Mit 11 000 Quadratmetern bietet das Gelände am Ostpark ausreichend Platz für verschiedene Sportarten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die wettkampftaugliche Bahn für die Eisschnellläufer ist komplett befahrbar, ein kleiner Bereich, der wegen der Renovierungsarbeiten gesperrt ist, liegt außerhalb der eigentlichen Fahrbahn. Auf dieser Bahn am Rand der Großstadt hatte einst der Eisschnellläufer Erhard Keller für seine olympische Goldmedaille trainiert. Doch diese rekordträchtige Unterlage kann die Freizeitsportler um diese Jahreszeit offenbar ebenso wenig locken wie der Funpark und das Basketballfeld. Zum einen gebe es inzwischen viele Skaterparks in der Stadt, deren Benutzung nichts kostet, sagt Hantke. Zum anderen verweist er auf die starke Konkurrenz in der Nachbarschaft. Da ist auf der einen Seite das Michaelibad, den Lärm des Badebetriebs hört man an heißen Tagen oft herüber. Auf der anderen Seite hat der SVN München ein modernes Sportcenter mit Tennisplätzen und Fitnessstudio errichtet, und dorthin waren vorher die Sportlerinnen und Sportler mit ihren großen Taschen verschwunden. Die Bahnen des Eissportzentrums aber sind noch verwaist, es herrscht Ruhe bis auf das Vogelgezwitscher, das aus der grünen Kulisse, gebildet von Bäumen und Sträuchern klingt.

Skaten: Das Eis- und Funsportzentrum am Ostpark wurde aufwendig saniert.

Das Eis- und Funsportzentrum am Ostpark wurde aufwendig saniert.

(Foto: Stephan Rumpf)

Nicht einmal die Tatsache, dass Pfingstferien sind, bringt an diesem Vormittag Skater dazu, ihre Runden auf Beton zu drehen oder im Funpark waghalsige Figuren zu üben. Dabei ist das insgesamt 11 000 Quadratmeter Areal ideal für den Sport auf Rollen: keine Autos, auf die man achten müsste, keine Schwellen, keine Gitterroste, kein Lärm, keine Abgase.

Abends sei mehr los, berichtet Hantke, denn da kämen die Vereine zum Training. Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Eishockey erfordern auch Übungsstunden im Sommer, doch der Beton kann eben kein gleichwertiger Ersatz sein für die kalte und glatte Unterlage, auf der die Wintersportler in ihrem Element sind. So werden bereits jetzt wieder die Trainingszeiten für die neue Eissaison vergeben, die in diesem Jahr am 26. Oktober beginnt.

Skaten: Besondere Vorsicht und Sorgfalt gilt auch beim Skaten.

Besondere Vorsicht und Sorgfalt gilt auch beim Skaten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Im Moment aber stehen die beiden großen roten Eismaschinen, die im Winter in den Pausen des Trainings- und Publikumsbetriebs im Einsatz sind, um das Eis aufzubereiten, untätig am Rand der Schnelllaufbahn. Daneben ist ein Unimog mit eine großen Drehbürste geparkt. Den braucht man, um in der Sommersaison den Beton nach Regenfällen zu trocknen, wie Hantke erläutert. Im Sommer wird in den beiden Eissportzentren der Stadt auf Sparbetrieb geschaltet. Zwar arbeitet man dann auch täglich von neun bis 21.30 Uhr im Schichten, an den Feiertagen und den Wochenenden wird erst um 11.30 Uhr geöffnet.

Info

Damit es richtig rollt, brauchen Inlineskater den entsprechenden Untergrund: Teer, Asphalt. Beton. Den bieten Straßen, Rad- und Fußwege. Doch die bergen für Skater einige Gefahren. Deshalb werden Blade Nights immer beliebter, denn da werden extra für die Skater Strecken gesperrt. Sonst aber kommt es oft zu Problemen, wenn nicht gar zu Unfällen. Der ADAC hat deshalb jetzt Informationen rund um das Thema Inlineskaten zusammengestellt.

So gelten außerhalb der organisierten Blade Nights Inlineskater als Fußgänger, das heißt: Sie müssen den Gehweg benutzen. Ihre Geschwindigkeit müssen sie deshalb den Fußgängern anpassen. Ohne Gehweg ist innerorts am rechten oder linken, außerorts am linken Fahrbahnrand zu skaten, soweit dies zumutbar ist. Straßen oder Radwege dürfen nur im Rahmen besonderer Veranstaltungen benutzt werden, wenn es die Polizei ausdrücklich erlaubt. Seit dem 1. September 2009 kann aber durch ein neues Zusatzzeichen das Inlineskaten ausnahmsweise auf ausreichend breiten Radwegen zugelassen werden. Wer dort skatet, hat sich mit Vorsicht und mit Rücksicht auf den übrigen Verkehr am rechten Rand in Fahrtrichtung zu bewegen und muss Radfahrern das Überholen ermöglichen. Eine gesetzliche Pflicht zum Tragen von Helm oder Schutzausrüstung für Inlineskater gibt es in Deutschland nicht. Grundsätzlich ist aber jedem Inlineskater zu empfehlen, einen Helm und auch die entsprechende Schutzausrüstung (Hand-, Ellenbogen- und Knieschützer) zu tragen. Auch die meisten Veranstalter empfehlen allen Teilnehmern das Tragen solcher Schutzausrüstung. Auf den Versicherungsschutz der Krankenkasse hat das Fehlen von Schutzausrüstung aber keinen Einfluss.

Geschwindigkeitsbeschränkungen gibt es für Inlineskater nicht. Es gilt jedoch das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme. Bei einer Blade Night ist diese oberstes Gebot, um bei den vielen Teilnehmern Unfälle und unnötige Behinderungen zu vermeiden. Im eigenen Interesse sollte man beim Inlineskaten immer einen defensiven Fahrstil wählen, wenn man sich anderen Verkehrsteilnehmern, unübersichtlichen Stellen, Kreuzungen und Einmündungen nähert. kg

Doch in der Sommersaison, die noch bis zum Ende der Sommerferien am 8. September dauert, genügen dafür sieben Leute, wie der Betriebsleiter sagt, im Winter sind doppelt so viele im Einsatz. Dann ist auch die Kasse im Foyer besetzt, derzeit genügt dort ein umgebauter Fahrkartenautomat. Die Preise sind moderat, Erwachsene zahlen für eine Tageskarte 2,50 Euro, Jugendliche nur 1,80 Euro, Kinder unter sechs Jahren brauchen nichts zu bezahlen, es gibt auch Familien- und Streifenkarten. Für den Zeitraum der Sommerferien bietet die Stadt sogar eine eigene "Sommerferienkarte" an, die für Jugendliche 13 Euro und für Erwachsene 20 Euro kostet.

"Doch wer zahlt schon Eintritt, wenn er anderswo umsonst fahren kann!", sagt Hantke. Einer kommt seit Jahren täglich ohne Eintrittskarte: Puschel haben sie die rot-weiße Katze getauft, die plötzlich da war. Auch sie lässt sich nicht auf die Sportstätten im Freien locken, sondern hat sich ins Betriebsleiter-Büro zurückgezogen, um dort ein Nickerchen zu halten. An diesem Platz hat Puschel auch ihre Ruhe, wenn im Winter laut Hantke "alles schwarz ist vor Schülern", die im Rahmen des Sportunterrichts vormittags zum Eislaufen kommen.

Dass auf dem Eis beim Publikumslauf schon einmal 1200 Leute gleichzeitig unterwegs sind, kann man sich an diesem ruhigen Juni-Vormittag gar nicht vorstellen. Von der Glaskanzel aus verfolgt dann der Schichtleiter das Geschehen, und gelaufen werden darf nur in eine Richtung, damit es zu keinen Kollisionen kommt. "Gott sei dank haben die meisten inzwischen einen Helm auf", sagt Hantke.

Er und sein Team haben offenbar auch bei Hochbetrieb alles unter Kontrolle, zumindest lässt sich das aus einem anonymen Kommentar im Internet vom Januar diesen Jahres schließen: "Eine perfekte Anlage, wo man nicht ständig vom Aufsichtspersonal gemaßregelt wird. Es fehlt eigentlich nichts und von Überfüllung keine Spur. Auf dem weitläufigen Gelände kommt jeder Freak auf seine Kosten." Der Verfasser sollte erst einmal den Sommerbetrieb erleben.

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