Go Skateboarding Day 2024 in MünchenKickflip auf der Theresienwiese

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Runter kommen sie alle. Beim Go Skateboarding Day kann man auch in München an seinem Style arbeiten.
Runter kommen sie alle. Beim Go Skateboarding Day kann man auch in München an seinem Style arbeiten. (Foto: Robert Haas)

München, wo der Bundestrainer Nagelsmann einst mit seinem Longboard zur Säbener Straße brauste, hat eine sehr aktive Skater-Szene. Die feiert jetzt den Go Skateboarding Day mit Contests, Live-Musik und DJs.

Von Thomas Becker

Tag der Blockflöte, Weltknuddeltag, Tag der honduranischen Frau: Schon der Januar wartet mit einem bunten Potpourri an Gedenktagen auf, und im Laufe der folgenden Wochen und Monate wächst die Zahl dieser Aktionstage dann ins Unermessliche. Don Brown, Marketing-Chef der Skater-Firma Sole Tech, ging das auf die Nerven: „Immer wenn ich in den Kalender geschaut habe, gab es so dumme Sachen wie den Nationalen Tag der Vögel oder den Welpentag“, klagte der Amerikaner, „ich glaube nicht, dass wir viele solcher Tage brauchen, aber es schafft doch Aufmerksamkeit.“

Sprach’s und rief einen Skateboard-Feiertag aus, den „Go Skateboarding Day“ (GSD), wie ihn sein Kollege Per Welinder, Mitbegründer von Tony Hawks Birdhouse Skateboards, unter der Schirmherrschaft der International Association of Skateboard Companies letztlich taufte. Den 21. Juni auszuwählen, war für die beiden nur logisch, verspricht der längste Tag des Jahres doch maximal viel Zeit zum Skaten. 20 Jahre ist das her, in denen sich der GSD nicht nur gehalten, sondern über den ganzen Planeten ausgebreitet hat und seit rund zehn Jahren auch in München begangen wird.

Klar, ein echter Skater schaut nicht in den Kalender, bevor er aufs Brett steigt. Für Hardcore-Vertreter der Szene ist jeder Tag ein Go Skateboarding Day. Eine bestimmte Art, diesen zu feiern, gibt es bei den Freigeistern selbstredend nicht. Mal werden Spenden für den nächsten Skatepark gesammelt, mal bildet sich ein Mob von Skatern, der durch die Straßen rollt und sich bei Events wie „Wild in the Streets“ den Raum nimmt, der sonst verwehrt bleibt, mal gibt es sogenannte Sessions wie am Freitag, 21. Juni, auf der Anlage am Münchner Candidplatz.

Den größten Aufschlag organisiert derweil der Verein Skateboarding München im Verbund mit den Event-Experten von Red Bull. Um 11 Uhr startet vor dem Blue Tomato Shop am Oberanger ein Doppeldecker-Bus mit zwei Dutzend geladenen Skaterinnen und Skatern, die sich Richtung Theresienwiese aufmachen, neben Hirschgarten, Königsplatz und Max-Joseph-Platz einer der Hotspots der Community. Um 15 Uhr geht’s weiter ins Werksviertel, bevor ab 18 Uhr via Instagram noch eine Überraschung verkündet wird. Nur so viel: Badehose einpacken!

Es dürfte einiges los sein bei der Münchner Ausgabe des GSD, gehört Bayerns Kapitale doch seit Jahren zu den relevantesten Skate-Städten Europas. Schätzungen zufolge stehen mehr als 5000 Münchner regelmäßig auf dem Brett mit den Rollen, in den verschiedensten Disziplinen. Wie man seit Julian Nagelsmanns Zeit beim FC Bayern weiß, gehört der Bundestrainer beispielsweise zur Longboard-Fraktion. Überhaupt ist der Sport längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Vom Grundschüler bis zum Silbernacken, vom Sportstudenten bis zum Rechtsanwalt: Auf dem wackeligen Brett sind sie alle gleich.

Längst hat man die soziale Funktion der Skateparks erkannt

Denkmal für Skater: Die alte Eggenfabrik im Pasinger Osten wird zur Aktionsporthalle umgebaut.
Denkmal für Skater: Die alte Eggenfabrik im Pasinger Osten wird zur Aktionsporthalle umgebaut. (Foto: Catherina Hess)

Die Münchner Szene gilt als lebendig, vielschichtig und bestens versorgt mit Anlagen, dank der guten Zusammenarbeit von Skateboarding München und Baureferat. Rund drei Dutzend Skateparks in Größen von 100 bis 1500 Quadratmetern gibt es im Stadtgebiet: die wohl höchste Skatepark-Dichte Deutschlands. Längst hat man die soziale Funktion dieser Parks als Treffpunkt für Jugendliche und als Ort der Integration erkannt und gefördert. Nach 15 Jahren Pause soll es ab 2025 in Pasing auch wieder eine Halle für Wintertraining geben. Kein Wunder, dass sich da auch Talente entwickeln. Der Lenggrieser Tyler Edtmayer war 2021 in Tokio der erste deutsche Skateboarder bei Olympia, wo er es trotz gebrochenen Arms ins Finale schaffte. Auftritte vor großem Publikum war der heute 23-Jährige schon gewohnt, zum Beispiel vom Extremsport-Festival Munich Mash, das Anfang August wieder im Olympiapark Station macht, mit einem im Olympiasee schwimmenden Skatepark mit Freibad-Flair.

Jetzt aber erst mal Go Skateboarding Day. Wer am Freitag im Blue-Tomato-Shop an der Kasse ein paar Tricks zeigt, bekommt Rabatt: fünf Prozent für einen Ollie, zehn für einen Kickflip, 20 für einen 360 Flip. Don Brown dürfte das gefallen. Sonst ist am 21. Juni nämlich nicht viel los, nur Tag des Schlafes, Weltyogatag und Internationaler Tag der selbstgemachten Musik. Dann doch lieber aufs Brett.

Go Skateboarding Day, 21. Juni, Start um 11 Uhr, Blue Tomato Shop, Oberanger 16, Aktionen auf der Theresienwiese und von 15 Uhr an im Werksviertel, Infos für den Red Pool Drop, 2. bis 4. August im Olympiapark, unter www.redbull.com/de-de/events/red-bull-pool-drop

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