Sinkende Übernachtungszahlen:Regen, Krise, Schweinegrippe

Leere Hotels: Amerikaner und Araber bleiben aus, Geschäftskunden steigen billiger ab, Luxushäuser reagieren mit Rabatten.

Astrid Becker

Die Wirtschaftskrise, das schlechte Wetter und die "Schweinegrippe" bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Münchner Hotellerie. Hinter den Kulissen klagen die Hoteliers bereits von rückläufigen Buchungs- und Belegungszahlen. Auch wenn offiziell kaum jemand dazu stehen will: Die Rede ist von Einbußen von bis zu 30 Prozent und mehr. Selbst das Luxussegment ist davon betroffen. Nun versucht das Management, mit speziellen Gruppenangeboten und Arrangements die Einbrüche zu puffern.

Sinkende Übernachtungszahlen: Nicht nur wegen des  schlechten Wetters kämpfen die Hoteliers mit rückläufigen Buchungs- und Belegungszahlen.

Nicht nur wegen des schlechten Wetters kämpfen die Hoteliers mit rückläufigen Buchungs- und Belegungszahlen.

(Foto: Foto: Stephan Rumpf)

"Jammern auf hohem Niveau"

Auch wenn der Kreisvorsitzende des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, Conrad Mayer, noch von "Jammern auf hohem Niveau" spricht, kann auch er nicht verhehlen, dass das Jahr 2009 bislang sehr schwierig für die Münchner Hotellerie ist. Zwar weist die Statistik des Tourismusamtes für das erste Quartal nur geringe Verluste bei den Übernachtungen aus: im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur 1,3 Prozent weniger. Diese Durchschnittswerte können jedoch nicht über sinkende Auslastungen in den Hotels hinwegtäuschen: Gerade die einst zahlungskräftigsten und zahlenmäßig stärkste Klientel aus dem Ausland, wie Amerikaner, Briten oder Araber, bleiben München zunehmend fern. So reisten allein im Zeitraum von Januar bis April 16,8 Prozent weniger Gäste aus den Vereinigten Staaten nach München, aus den arabischen Golfstaaten kamen 22,2 Prozent weniger, aus Großbritannien und Nordirland waren es sogar 31,2 Prozent weniger 2008.

Als Hauptursache für diese Entwicklung gilt in der Branche die Wirtschaftskrise, die wohl auch zu einem veränderten Buchungsverhalten geführt hat. Wie seine Kollegen, die allesamt nicht namentlich genannt werden oder sich öffentlich äußern wollen, sagt auch Mayer: "Auffällig ist, dass die Leute wesentlich kurzfristiger buchen und ein weitaus stärkeres Preisbewusstsein an den Tag legen. Die Leute sind durch die Krise verunsichert und warten erst mal ab, was noch alles kommen wird."

Das trifft offenbar nicht nur auf Städtereisende zu, sondern auch auf den für die Hoteliers umsatzstärkeren Bereich der Geschäftskunden. So berichten viele führende Manager größerer Tagungshotels, dass Firmen, vor allem aus dem Finanzdienstleistungssektor, längst anberaumte Tagungen oder Geschäftsreisen absagten. Wieder andere meldeten sich derart kurzfristig und fragten entsprechende Räumlichkeiten ab, dass in manchen Hotels logistische Probleme entstünden.

Luxushäuser haben es besonders schwer

Aus Fünf-Sterne-Häusern ist zu hören, dass vielen ihrer einstigen Geschäftskunden untersagt worden sei, im Luxushotel abzusteigen: "Sie dürfen maximal nur mehr Vier-Sterne-Hotels buchen." Dies führe ohnehin bereits seit längerer Zeit zu einer Verschiebung auf dem Markt: Während einerseits einstige Luxuskunden günstiger übernachten müssen, würden andererseits zumindest einige Luxushotels mit preisgünstigeren Arrangements Privatkunden und Gruppenreisende, die bisher billiger abgestiegen sind, für sich gewinnen. Diese Verschiebung reiche aber nicht aus, um die Lage stabil zu halten, ist zu vernehmen - vor allem bei den Hotels, die maßgeblich von internationaler Klientel lebten, wie auch Tourismusamt-Chefin Gabriele Weishäupl bestätigt: "Ich schätze, dass diese Häuser die meisten Einbrüche zu verzeichnen haben."

Vor allem fehlende Gäste aus den arabischen Golfstaaten machten den betroffenen Hoteliers zu schaffen. Weil die dortigen Gesundheitsministerien und Medien empfehlen, wegen der sogenannten Schweinegrippe nicht nach Deutschland zu reisen und noch dazu der Ramadan heuer in die reisestärkste Zeit falle, weil er bereits am 19. August beginnt, sei dieser Markt "im Moment stark rückläufig", wie auch die Chefin des Bayerischen Hofs, Innegrit Volkhardt, bestätigt.

Sie geht jedoch davon aus, dass sich die Lage gegen Ende des Jahres wieder "leicht entspannt". Eine Einschätzung, die auch Weishäupl teilt - allein schon wegen der Wiesn: "Das Oktoberfest hatte schon immer eine stabilisierende Wirkung." Und dass es derzeit so kritisch aussieht, führt sie, wie Mayer, nicht zuletzt auch auf das schlechte Wetter zurück: So würden viele Privatgäste auf sonnigere Regionen umbuchen - nicht immer zum Nachteil der Stadt. Weishäupl: "Es kommen deutlich mehr Tagestouristen nach München - weil es ihnen beispielsweise ihre Bergwanderungen in Garmisch verregnet und sie hier wenigstens ins Museum gehen können."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: