Von A wie Austern bis P wie Pizza
Im Gasthaus Marie Therese wird heuer zum ersten Mal Silvester gefeiert. Das neue Speiselokal an der Theresienwiese lässt sein Auftaktjahr mit einem Menü aus sechs Gängen ausklingen. In der Variante mit Fleisch und Fisch (89 Euro p.P.) werden unter anderem Entenravioli mit Trüffel, Zander auf Champagner-Schaum und Hirschrücken im Kakao-Mantel aufgetischt. Das vegetarische Menü (75 Euro p.P.) beinhaltet Kürbisravioli mit Radicchio, gebratenen Kräutersaitling und Blaukraut-Rouladen. Auf Wunsch kann das Menü um eine Weinbegleitung (69 Euro) ergänzt werden.

Das Giesinger Saletta, das im Sommer erstmals seine Pforten öffnete, heißt am Silvesterabend auch kurzentschlossene Gäste willkommen. Nach dem „Prinzip Schwemme“ könne man jederzeit ohne Reservierung im Hauptraum für Pizza und Bier vorbeischauen, sagt Co-Wirt Maximilian Heisler. Wem das zu spontan ist, der kann auch vorab fürs 4-Gänge-Menü reservieren. „Surhax-Ravioli“, Saibling mit Mangold und Schwarzwurzel, Rinderfilet mit Pastinake, Kartoffelschnee und Portweinjus, und Schokokuchen mit Orangensoße und Pistazieneis gibt es für faire 69 Euro pro Person. Die Küche hat bis 22 Uhr geöffnet, danach darf bis 1 Uhr weitergefeiert werden.
Diejenigen, die lieber vor Mitternacht satt und glücklich im Bett liegen, können ihren Silvesterabend schon tagsüber einläuten. Im L’Oca Bianca im Westend, das zum Jahresende schließen muss, wird der letzte Tag von 14 bis 20 Uhr mit Aperitif, Austern und Häppchen gefeiert. Ebenso lädt das Bingo Bistro im Glockenbachviertel schon ab 13 Uhr zu Champagner, Austern und Burgern ein. Um 19 Uhr ist Schluss, bis dahin einfach ohne Reservierung vorbeikommen. Sarah Maderer
Partykracher für jeden Geschmack

Achtung, nur weil gerade so heiß darüber diskutiert wird: Die große „Silvestermeile“ auf der Ludwigstraße wird es heuer noch nicht geben, die ist erst für den Jahreswechsel 2025/2026 angedacht. Aber Gelegenheit zum Feiern wird es freilich auch diesmal massenhaft geben, auch für die Massen.
Tradition hat zum Beispiel die Muffat Silvesterparty (von 20 Uhr an). In den drei Areas des Muffatwerkes feiert man wieder eine „Night of Uplifting Clubsounds“. Setzte man hier früher auf Konzerte von Stimmungsgaranten wie Shantel, kommen die Hits inzwischen zwar aus der Konserve, dies aber von der „Crème de la Crème der Nachtunterhalter“. Das Team von Fancy Footwork lässt in der Muffathalle mit „jeder Menge Glitterflitter-Beats“ und Hits der Achtziger bis Zweitausender „die Diskokugeln wackeln“. Im Ampere macht man die Zeitreise rückwärts mit Oldschool-Hip-Hop für die Kopfnickergeneration. Und für Feingeister legen im Muffatcafe DJ-Legende Florian Keller und Lars Bulheim, der Gitarrist der einstigen Supergroup Superpunk, Vinylplatten mit Northern- und Modern-Soul zum Tanzen auf. Michael Zirnstein

Auch bei der Silvesterparty auf dem Tollwood-Festival findet man die Finessen und den größten Spaß im kleinsten Zelt: Im Esszimmer feiert das Harry Klein ein Comeback. Der einstige Lieblings-Electroclub der Münchner musste zuletzt sein Domizil an der Sonnenstraße endgültig räumen, hier aber gibt es ein schillerndes Comeback für eine Tanznacht. Mit DJ Karotte legt nicht nur ein wahrer Techno-Star und Harry-Dauergast auf, wie immer begleitet von Videokunst (VJ Proximal); es darf auch bunt und queer zugehen: Acht Gewinnerinnen der regelmäßigen Drag-Contests von Lovers Lipsync treten an zum endgültigen Duell 2024. Da kann man freilich den ganzen Jahreswechsel mitschillern – oder man lässt sich von 19 Uhr an mit Tausenden Mitfeiernden treiben durch die anderen Zelte zu Bands wie Jamaram, Falschgeld oder der Keller Steff Big Band. Draußen gibt es den besten Blick aufs Theresienwiesen-Feuerwerk und den Mitternachtswalzer (danach feiern einige übrigens gerne um 0.30 Uhr nebenan im Strom-Club weiter).
Zu größeren Menschenansammlungen wird es auch im Bahnwärter Thiel beim Bahnsteig-Silvester kommen, im Backstage (Alternative-Party „Fuck of 2024“), in der Nachtgalerie mit Radio Energy, im Nachtwerk Club mit Rock, ein wenig wie bei Tollwood in den Zelten des Wannda-Zirkus-Märchenbasars im Olympiapark, in Discos wie dem NY.Club, dem Pacha, dem Palais und der 089Bar (mit „Zeitzonen“-Mehrfach-Countdown) und bei „Münchens größter Neunziger- und Ü30-Silvesterparty“ in der Freiheitshalle. Michael Zirnstein
Kinofilme vor dem Anstoßen

Kino oder Konzert? Am besten beides: Auch dieses Jahr wird wieder das traditionelle Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker deutschlandweit und live in vielen Kinos übertragen. In München sind der Gloria Filmpalast, das Neue Rex, das Kino Solln und die Astor Film Lounge im Arri Kino mit dabei. Auf dem Programm steht das vollgriffige Zweite Klavierkonzert von Johannes Brahms, das der russische Pianist Daniil Trifonov interpretieren wird. Außerdem spielen die Philharmoniker unter der Leitung von Kirill Petrenko noch das festliche Vorspiel aus der Wagner-Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ sowie prachtvoll instrumentierte Tanzwerke von Richard Strauss.
Kino und Filme: Das geht natürlich immer, auch an Silvester. Auf vielen Spielplänen stehen derzeit aktuelle Hits wie „Vaiana 2“, „Wicked“, „Mufasa“ oder „Der Spitzname“, einige Kinos bieten aber auch Vorschauen von Filmen, die erst im kommenden Jahr anlaufen. Wer potenzielle Hits wie „We live in Time“, „Queer“ oder das Robbie-Williams-Affentheater „Better Man“ vor allen anderen sehen will, hat am Silvesterabend Gelegenheit dazu. Josef Grübl
Mit Swing ins neue Jahr

Wer musikalisch auf krachende Partys verzichten und sich lieber beschaulich mit Swing aufs neue Jahr einstimmen lassen will, der kann auch das noch einplanen: Schon nachmittags spielt die Jazzrausch Bigband als Hausband des Bergson Kunstkraftwerks um 15 Uhr im Elektra Tonquartier, also dem revolutionären neuen Konzertsaal, „The Music Of Duke Ellington & Count Basie“. Nicht nur Techno-Jazz, auch den klassischen Bigband-Swing beherrscht Roman Sladeks Truppe nämlich ausgezeichnet. Und für den Crooner-Gesang a la Frankieboy ist diesmal Romans Bruder Kilian Sladek zuständig.
Noch ein bisschen weiter zurück in die Zeit geht es um 19 Uhr im Saal X des Gasteigs HP8: Ins Berlin der Zwanziger- und Dreißigerjahre führt Stefan Radtkes „Schellack Revue: Für eine Nacht voller Seligkeit“. Der Direktor (Peter Wittmann) eines kleinen Berliner Vorort-Theaters sucht da händeringend nach einer Sängerin für die Abendvorstellung. Die junge Frau Lange (Anna Janina Remsperger), seine letzte Hoffnung, hat jedoch andere musikalische Vorstellungen als er. Schon damals prallten eben Altes und Neues, verschiedene Weltanschauungen und Moralvorstellungen aufeinander, wie es die Hits der Zeit von „Liebesleid“ bis „Kann denn Liebe Sünde sein“ veranschaulichen werden.
Weniger auf Zeit- als auf echte Reisen sind Quadro Nuevo abonniert. Deutschlands führendes Welt- und Salonmusik-Quartett um Mulo Francel hat in 25 Jahren alle Ecken der Welt bereist und ihre Musiken aufgesogen. Dementsprechend haben Francel, Andreas Hinterseer, D.D. Lowka und Chris Gall bei ihrem Silvester-Doppelkonzert um 16 und 19 Uhr im Saal der Musikhochschule in der Arcisstraße für ihr persönliches „Best-of“ auch die Qual der Wahl. In jedem Fall wird es mitreißend, betörend, swingend. Oliver Hochkeppel
Scharfsinniger Blick nach vorne

Traditionell spielt Django Asül seinen Jahresrückblick auch zweimal an Silvester. Doch die Vorstellungen sind lange ausverkauft. Wem aber unbedingt nach satirischer Aufarbeitung des zu Ende gehenden Jahres ist, der findet nach aktuellem Stand noch in den Kammerspielen Platz, bei einer vielleicht noch pointierteren, böseren, luzideren Variante. Max Uthoff, zusammen mit Claus von Wagner und Maike Kuhl in der ZDF-„Anstalt“ Speerspitze des politischen Kabaretts, spielt um 20 Uhr sein aktuelles Programm „Alles im Wunderland“. Eine Tour durch den Wahnwitz der Welt voll intellektuellem Biss und Widerstandsgeist. Vielleicht der richtige Einstieg ins neue Jahr! Oliver Hochkeppel
Zum Abschluss was Schönes

Zunächst die schlechte Nachricht: Wer an Silvester noch ein wenig Ausstellungsgenuss einplanen möchte, hat’s nicht ganz leicht. Bei so ziemlich allen großen Museen heißt es: Silvester geschlossen. Selbst das Deutsche Museum macht am 24. und 25. Dezember sowie an Silvester und Neujahr dicht. Und nun zur guten Nachricht: Geöffnet haben am 31. Dezember das Lenbachhaus (bis 15 Uhr) und die Kunsthalle (bis 17 Uhr). Im Lenbachhaus selbst gibt es neben den ständigen Sammlungen die Doppelausstellung „Imitation of Life“ der Künstlerinnen Rosemarie Trockel und Thea Djordjadze zu entdecken. Und im angeschlossenen Kunstbau kann man mit der großen Sonderschau „Aber hier leben? Nein danke. Surrealismus und Antifaschismus“ in die Welt des Surrealismus einzutauchen.
Auch die Kunsthalle lädt an Silvester zu einem Ausstellungsbesuch ein: hier läuft in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum „Jugendstil – Made in Munich“. Wer all die schönen Designobjekte, Möbel, Kleidung, Schmuck, Gemälde und vieles andere gesehen hat, ist garantiert in Champagner-Laune für den anstehenden Silvesterabend. Übrigens: Am Neujahrstag haben viele Museen dann wieder geöffnet. Evelyn Vogel