Feuerwerk:Kunstwerke aus Schwarzpulver

In der Silvesternacht entfalten sich leuchtende Kunstwerke am Himmel, sie heißen Chrysanthemen, Päonien oder Brokat. Übrig bleibt nur Staub und Dreck.

Von Sabine Buchwald

Auch das Jahr 2018 wird wieder mit einem Knall enden. Nicht nur in München. Mit viel Knall um die Ohren, viel Feinstaub am Himmel, viel Dreck am Boden. Das gehört zur Tradition, und die Lust auf individuelles Feuerwerk ist bei vielen noch nicht verflogen. Um die 140 Millionen Euro werden sich deutschlandweit in Gestalt von ephemeren Farbblitzen auflösen. Der Achtzigerjahre-Slogan "Brot statt Böller" zeigt keine große Wirkung, dafür entzünden sich heute heftige Debatten vor allem an den Umweltfolgen der Ballerei. Die verwandelt für eine kurze Zeit den Nachthimmel in eine spektakuläre Leinwand. Vorausgesetzt, die winterliche Witterung gewährt eine klare Sicht auf die bunt vom Himmel purzelnden Perlen, die rund leuchtenden Chrysanthemen und unzähligen knisternden Sterne. Denn eigentlich sind es Kunstwerke aus Schwarzpulver, die sich mal zischend, mal krachend am Firmament entfalten. Mit dem richtigen Blick auf die Böller, vielleicht unterstützt durch einen Schluck Schaumwein, kann ein Blütenstrauß am Himmel wachsen. Die Japaner machen es vor: Sie sagen Hanabi zu Feuerwerk, was wörtlich "Feuer-Blumen" heißt. Auf jeden Fall sei empfohlen, die Knallerei zu genießen, so lange sie noch nicht gesetzlich abgeschossen ist. In Frankreich, Belgien oder Griechenland etwa kennt man "Stagediver" nur von Rockkonzerten und nicht als Feuerwerksbatterien. Üblicherweise schickt man dort nichts dergleichen an Silvester in die Höhe. Auch in bayerischen Städten wie Nürnberg, Regensburg, Bamberg, Fürth und Würzburg gibt es dieses Jahr in den Citys Schutzzonen, wo Raketen verboten sind. In der Münchner Innenstadt hingegen dürfen noch "Goldregen" und "Silberfische" niedergehen. Dafür schickt die Polizei 200 Beamten zusätzlich in den Einsatz und wird den Marienplatz mit Kameras überwachen. Vorsicht: Angezündete Raketen nicht in der Hand halten und niemals den Kopf darüber beugen. Wer Raketen oder Böller auf Personen abfeuert, muss mit einer Anzeige wegen "Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion" rechnen. Darauf steht eine Mindeststrafe von einem Jahr Freiheitsentzug. Dann würde das neue Jahr tatsächlich mit einem Knall beginnen.

Informationen u.a. von Clemens Kemper/Sternengalerie und Manuel Bäuerle/Alpen-Armageddon

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: