Süddeutsche Zeitung

Siedlung Ludwigsfeld:Zum Wildparken gezwungen

Die Ludwigsfelder klagen, dass in ihrer Siedlung zu wenige Stellplätze vorhanden sind und der Verkehr stark zunimmt

Von Simon Schramm, Siedlung Ludwigsfeld

Parkplätze sind Mangelware in der Siedlung Ludwigsfeld. Für Bewohner wie Roland P. (Name geändert) ist dieser Zustand nicht nur ein tägliches Ärgernis, sondern auch mit finanziellen Folgen verbunden. Wie viele andere Ludwigsfelder ist er zum Wildparken gezwungen, immer wieder wird er dabei erwischt und fängt sich einen Strafzettel ein. In der Summe müsse er dann manchmal bis zu 1500 Euro dafür aufbringen. P. nennt diese Lage eine "Kriminalisierung der Bewohner", weil die Ludwigsfelder dazu gezwungen seien, falsch zu parken. P. befürchtet, dass in der Konsequenz den Falschparkern irgendwann der Führerschein weggenommen wird. Manche Bewohner müssten auch in Nachbarbezirken wie Moosach parken und einen langen Nachhauseweg in Kauf nehmen, meint P. Bekannt ist der Parkplatzmangel in der Siedlung schon lange. Man hat auch immer wieder darüber diskutiert, wo man neue Stellplätze einrichten könnte.

Zuletzt hat sich der Bezirksausschuss mit Bewohnern, der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), einem Vertreter der neuen Eigentümer-Firma "Wohnungsgesellschaft Ludwigsfeld" und dem Planungsreferat im März zusammengesetzt. Nach einer Zählung hat der Eigentümer einen Bestand von 326 Parkplätzen festgestellt, aber gleichzeitig einen Bedarf von 527 Stellplätzen ausgemacht. Bei der Untersuchung seien 144 Wildparker entdeckt worden. Laut dem Bezirksausschussvorsitzenden Markus Auerbach (SPD) will der Eigentümer nun ein Architekturbüro beauftragen, zu untersuchen, wo in den Straßen der Siedlung noch Stellplätze entstehen könnten; diese Studie soll dann der Lokalbaukommission präsentiert werden.

Wegen eines Antrags des Ludwigsfelder P. war die "katastrophale" Situation aber auch erneut Thema der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses. P. hoffte auf eine Vereinbarung zwischen Bewohnern und der Polizei, wenn die Wildparker erwischt werden. Ein "Gentleman's Agreement" solle bewirken, dass die Falschparker nicht jedes Mal zur Kasse gebeten werden. Der anwesende Polizist der örtlichen Inspektion sagte, die in der Siedlung tätigen Kollegen würden sowieso nur die "haarsträubendsten Fälle" aufgreifen. Auch sei ihm kein Fall bekannt, bei dem der Schein wegen des Falschpark-Deliktes abgenommen wurde. Immer noch schwierig fällt es der Polizei, gegen die Autoanhänger und Fahrzeuge vorzugehen, die gar nicht von Bewohnern aus der Siedlung stammen, aber dennoch einige Plätze besetzen. Der Polizist erklärte, es würde wegen Fristen zu lange dauern, bis die Fahrzeuge abgeschleppt werden. Er rechnete vor, warum es für diese Leute günstiger sei, Bußgeld zu zahlen als einen Stellplatz zu mieten. So erkläre sich auch die hohe Zahl der Fremd-Parker in der Siedlung.

Ein ähnlicher Dauerbrenner wie die Parknot im Viertel ist nach wie vor auch die Verkehrs-Belastung der Kristallstraße. Bewohner P. rief in der Sitzung des Gremiums die wiederkehrenden heiklen Situationen in Erinnerung: Wegen der massiven Belastung der engen Straße kommt es zu lauten Staus, Autos und Lkw weichen zum Teil auf den Gehweg aus und gefährden Fußgänger, der Bus hat Schwierigkeiten, ohne Verzögerung durch die Siedlung zu fahren; manchmal komme die Feuerwehr nicht schnell genug durch die Straße, sagt P. Dem Bezirksausschussvorsitzenden Auerbach zufolge wollen die Verkehrsbetriebe für die Busse nun eine Ausweich-Route in der Straße einrichten - dadurch werden aber wieder zehn Parkplätze wegfallen. Den Antrag von Bewohner P., in der Siedlung eine Einbahnstraßenregelung einzuführen, hat der Bezirksausschuss an die Stadt zur Kenntnis weitergeleitet.

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SZ vom 04.05.2017
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