Siedlung Ludwigsfeld:Unruhe in der Siedlung Ludwigsfeld

Schon seit längerem beschäftigen die Bewohner der Siedlung Ludwigsfeld die Geschehnisse auf einem Gelände im Osten des kleinen Wohnviertels. Eigentlich sollten dort neue Wohnungen entstehen, derzeit ist es aber verpachtet. Offiziell hat die Lokalbaukommission (LBK) lediglich eine Nutzung als Baumschulbetrieb genehmigt. Die Anwohner berichten aber von kuriosen Aktionen, die dort stattfänden, von lauten Autorennen und schlampigen Ölwechseln. Auch als Lager-, Werkstatt- und Schrottplatz werde das Gelände genutzt. Im Mai dieses Jahres hatte die LBK diese ungenehmigte Nutzung untersagt, wogegen Klage erhoben wurde; nach Kenntnis der Lokalbaukommission wurde ein neues Gebäude errichtet, für das keine Genehmigung vorliegt. Ein Anhörungsverfahren sei darum eingeleitet worden, teilt die Behörde mit.

Neuen Handlungsbedarf im Hinblick auf die ungenehmigte Nutzung legt ein weiterer Aspekt nahe. Stadtteilhistoriker Klaus Mai, der für die SPD im Bezirksausschuss sitzt, hat beobachtet, dass auf dem Gelände Bodenkies ausgehoben worden sei, ähnlich einer Baugrube für Bodenfundamente. Mai hält das für folgenschwer, weil er das im historisch bedeutsamen Ludwigsfelder Gelände als relevant einschätzt: Er hat unter anderem schriftliche Quellen gefunden, nach denen sich im Boden noch Massengräber des ehemaligen Dachauer KZ-Außenlagers befinden könnten - des KZ-Außenlagers, das sich auf dem Gebiet der Siedlung Ludwigsfeld befunden hat.

Auf dieser Fläche befand sich ein Barackenabschnitt des Außenlagers, in dem jüdische Zwangsgefangene untergebracht waren. Laut Mai hatte ein Lagerkommandant den Gefangenen etwa von Februar 1945 an befohlen, Verstorbene des Lagers dort zu begraben, da die Verbrennungsanlage im Konzentrationslager ausgelastet gewesen sei. Die LBK hat die Ausführungen und Dokumente von Klaus Mai nun zur Kenntnis genommen und gleicht sie derzeit mit denen der KZ-Gedenkstätte Dachau ab. Danach wird die LBK prüfen, inwiefern Sofortmaßnahmen zur Nutzungsuntersagung notwendig sind.

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