Siedlung Ludwigsfeld:Erinnerung an schlimme Zeit

Jahrestag der Befreiung des KZ-Außenlagers Dachau-Allach

Von Simon Schramm, Siedlung Ludwigsfeld

Als "das drittgrößte Konzentrationslager Bayerns" bezeichnet der Stadtviertelhistoriker Klaus Mai das KZ-Außenlager Allach, in dem von 1943 an Zwangsarbeiter untergebracht worden waren. Die Häftlinge waren im nahe gelegenen Allacher Werk der BMW-Flugmotoren eingesetzt, zur Montage der Jagdflugzeug-Motoren der Firma oder dem Bau einer Bunkerhalle. Klaus Mai charakterisiert den Arbeitseinsatz als "Vernichtung durch Arbeit": Die Zwangsarbeiter wurden systematisch ausgehungert, lebten unter mangelnden hygienischen Verhältnissen, wurden von den Bewachern der SS bestialisch behandelt.

Einen Tag nach der Befreiung des KZ Dachau erreichten amerikanische Soldaten das Außenlager und trafen auf Tausende Häftlinge, denen der Hungertod drohte. Die Häftlinge wurden notversorgt und erst nach der Einnahme Münchens durch die US-Truppen in die Krankenhäuser in Dachau und Schwabing gebracht. Auf dem Areal des ehemaligen Lagers entstand in den Fünfzigerjahren die Wohnsiedlung Ludwigsfeld. Zum 71. Jahrestag der Befreiung des KZ-Außenlagers Dachau-Allach veranstaltet der Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl am Samstag, 30. April, eine Gedenkfeier in der Siedlung.

Klaus Mai hat die Lohnbuchhaltung des Werkes ausgewertet und geht davon aus, dass die Firma BMW allein durch den Einsatz von KZ-Häftlingen in Fertigung und Bau etwa 88 Millionen Reichsmark an Lohnkosten gespart habe; BMW habe die Lohnzahlungen nicht an die Arbeiter, sondern an die SS überwiesen. Mai kritisiert, dass die BMW-Vorstände die durch den Einsatz von KZ-Häftlingen erzielten Profite über längere Zeit bestritten hätten. Er lobt aber auch den Bewusstseinswandel des Unternehmens und die Bereitschaft, sich der Geschichte der Firma zu stellen.

Ort der Gedenkfeier ist die Granatstraße 10, dort steht die letzte Baracke des Außenlagers. Beginn der Gedenkfeier ist um 11 Uhr. Der Stadtteilpolitiker Klaus Mai (SPD) forscht seit einigen Jahren über die Historie des Außenlagers und hat die Ergebnisse seiner Recherchen in Büchern zusammengefasst. Zur Gedenkfeier will er einen Sonderdruck herausgeben, den dann jeder Besucher der Gedenkfeier erhalten wird.

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