Süddeutsche Zeitung

Siedlung am Lerchenauer See:Hilfe auf allen Ebenen

Lesezeit: 2 min

In einem Raum im Gebäude der evangelischen Kapernaumkirche hat die Diakonie Hasenbergl ein neues Quartiersmanagement eingerichtet. Sarah Ehrenstein und Sigrid Möbs bauen es auf

Von Simon Schramm, Siedlung am Lerchenauer See

Es ist ein kompakter, direkt vom Ladenzentrum aus erreichbarer Raum in dem Gebäude der evangelischen Kapernaumkirche in der Siedlung am Lerchenauer See, der in den kommenden drei Jahren zu einer Art Zentralstelle für die Entwicklung des ganzen Viertels werden könnte: Sarah Ehrenstein und Sigrid Möbs von der Diakonie Hasenbergl werden von diesem Monat an von dort aus als sogenanntes Quartiersmanagement Genese und vor allem Schwierigkeiten der Siedlung in den Blick nehmen.

Die Quartiersmanagerinnen verstehen sich als Plattform für das ganze Viertel und seine über 8000 Bewohner; ihre Arbeit wird sich vor allem um den Einsatz für das Viertel und der Organisation neuer Angebote drehen. "Es geht darum, den Bewohnern zuzuhören, was hier gebraucht wird", beschreibt Sigrid Möbs ihre neue Rolle.

Insbesondere für drei Gruppen wollen die Frauen neue Unterstützungsformate gründen: junge Familien oder Alleinerziehende, Menschen mit Migrationshintergrund und Senioren. Generell sind das Projekt und seine möglichen Resultate aber offen konzipiert. Die beiden Frauen möchten erst einmal herausfinden, was die Menschen in der Siedlung bewegt. Man wolle nicht mit fertigen Rezepten in die Arbeit einsteigen, erklärt auch Diakonie-Bereichsleiter Stefan Fröba, sondern einen Schneeball-Effekt auslösen: Je mehr sich die Quartiersmanagerinnen vernetzen, desto mehr Input soll sie erreichen. So soll gemeinsam mit dem Viertel erkundet werden, welche Unterstützung nötig ist und wie sie erreicht wird. Langfristig soll es zum Schluss der Arbeit aber auf jeden Fall endlich die bisher fehlenden Räume zur öffentlichen Nutzung geben, sagt Fröba.

Wesentliche Aufgabe der Frauen wird es sein, an die Menschen aus dem Viertel ranzukommen. Ehrenstein und Möbs wollen freilich nicht nur in der neuen Anlaufstelle in der Kirche auf Besucher warten, sondern selbst auf Bewohner und Gruppen zugehen; schließlich seien diese die Experten für ihr Viertel, sagt Möbs. Zwei konkrete Maßnahmen will das Leitungsduo aber schon in Angriff nehmen. Weil der Siedlung bekanntermaßen ausreichend Nahversorger fehlen, müssen die Bewohner oft auf Märkte in der Umgebung ausweichen. Manche hätten sich bereits zur Fahrgemeinschaft zusammengetan, berichtet Ehrenstein. Nun wollen die Frauen einen regelmäßigen Fahrdienst in die Umgebung einrichten, insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Geplant ist außerdem, noch mehr für präventive Hausbesuche und Beratungsangebote zu werben, und über Hilfen wie einem Mittagstisch.

Sarah Ehrenstein und Sigrid Möbs kommen aus unterschiedlichen Gebieten der sozialen Arbeit, was aber Absicht ist: Die Kombination ihrer Erfahrungen bringt die nötige Schubkraft für das Management. Möbs, 42, ist Stadtplanerin, seit 2009 bei der Diakonie Hasenbergl tätig und hatte bisher im Stadtteil Neuperlach gearbeitet. Sozialpädagogin Sarah Ehrenstein ist vertraut mit der Arbeit mit älteren Münchnern. Sie hat zuvor drei Jahre lang bei der Inneren Mission gearbeitet, im Alten- und Service-Zentrum Haidhausen. Schon dort habe sie es erreicht, ein Projekt für Hausbesuche zu installieren, erzählt sie. Nun, im Alter von dreißig Jahren, habe sie eine neue Herausforderung gesucht und darum die Stelle am Lerchenauer See übernommen. Beide Frauen werden auch unterschiedliche Schwerpunkte setzen, Ehrenstein im Bereich der Altenhilfe, Möbs in der allgemeinen Stadtteilarbeit.

Sarah Ehrenstein, die in Sendling lebt, hat ihre Stelle bereits Anfang August angetreten. Bisher hat sie vor allem der Zusammenhalt im Stadtteil beeindruckt. "Die Menschen sind sehr offen und hilfsbereit", sagt sie. Den Entschluss, sich intensiver der seit 1969 bewohnten Siedlung zu widmen, hatte die Diakonie im Zuge der Arbeit von Kollegen gefasst: Bereits das Sozial-Netzwerk Regsam hatte sich in den vergangenen Jahren das Viertel als Schwerpunkt vorgenommen; vor Kurzem erhielt die Diakonie dann die gewünschten Mittel, um diese Arbeit mit neuen Ansätzen fortzusetzen. Vorerst wollen die Frauen jeden Vormittag in ihrem Raum präsent sein, die festen Anlaufzeiten sollen sich je nach Bedarf ändern. Pfarrer Ulrich Leser, der den Raum an der Joseph-Seifried-Straße 27 zur Verfügung stellt, ist sich sicher: "Sie sind für die Siedlung ein großer Gewinn."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4125251
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 12.09.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.