Sicherheitskonferenz:Münchens Innenstadt als Sperrgebiet

Münchner Sicherheitskonferenz

Rund um den Bayerischen Hof ist alles abgesperrt. Wer hier durch will, muss sich ausweisen können.

(Foto: dpa)
  • Fast 4000 Polizeibeamte sind für die Sicherheit der 400 Teilnehmer der Münchner Sicherheitskonferenz zuständig. Alle Zufahrtswege zum Bayerischen Hof sind abgesperrt - nur wer sich ausweisen kann, kommt durch die Kontrollen.
  • Neben dem Tagungsort muss die Polizei elf weitere Hotels in der Innenstadt schützen - die Unterkünfte der Teilnehmer.

Von Martin Bernstein

Ein eiskalter Wind fegt über den Promenadeplatz. Minus 3 Grad zeigt das Thermometer an, es fühlt sich an wie minus 10. Aber es ist trocken, noch. Und so lange es nicht schneit oder glatt ist, kann die Motorradstaffel des Polizeipräsidiums fahren und die besonders zu schützenden Teilnehmer der 51. Sicherheitskonferenz in die Innenstadt eskortieren. "Wenn's so bleibt, würde das vieles erleichtern", sagt Polizeisprecher Wolfgang Wenger.

Drei Eskorten sind an diesem Morgen schon unterwegs gewesen, acht am Donnerstagabend. Der US-amerikanische Außenminister John Kerry ist bereits da. Und an der Absperrung zum Promenadeplatz eine junge Polizistin. Zusammen mit den Kollegen ihres Einsatzzugs soll sie aufpassen, dass Kerry und den anderen 400 Teilnehmern der Sicherheitskonferenz im Hotel Bayerischer Hof niemand zu nahe kommt. Zumindest niemand, der dazu nicht berechtigt ist.

Wer nichts mit dem Treffen der Politiker, Militärs und Rüstungslobbyisten zu tun hat und trotzdem auf den Promenadeplatz will, muss sich ausweisen. Dann überprüfen die Beamten: Wohnt er da? Arbeitet er in einem der Büros? Oder ist er ein angemeldeter Geschäftskunde? Ohne telefonische Überprüfung geht nichts. Um 13 Uhr wird die Polizistin abgelöst werden. "Fünf Schichten", sagt sie. Sie meint die Kleidung, mit der sie sich vor der Kälte zu schützen versucht. Nachts sind sie und ihre Kollegen wieder dran, dann zehn Stunden. Und in der nächsten Nacht noch einmal.

Sicherheitskonferenz: SZ-Karte; Quelle: Polizeipräsidium München

SZ-Karte; Quelle: Polizeipräsidium München

Cappuccino, Brezn und ein Platz zum Aufwärmen

Ein paar Plätze zum Aufwärmen gibt es auch, offizielle der Polizei - und inoffizielle, von Anwohnern eingerichtet. Mieter vom Promenadeplatz 9, unter ihnen die Kanzlei des CSU-Politikers Peter Gauweiler, stellen seit Jahren ihren beheizten Eingangsbereich für die Polizei zum Aufwärmen bereit und versorgen die Polizisten rund um die Uhr mit Cappuccino, Espresso, Pizza und Brezen.

Sprengstoffhund Anton hat derweil seine Arbeit getan, hat Kanaldeckel, Autos und Hotelzimmer abgesucht. Der fünfjährige Deutsche Schäferhund gehört mit seiner Hundeführerin Tabea Wagner zur Polizeihundestaffel des Präsidiums. Die beiden sind ein eingespieltes Team. Während Anton noch einmal schnüffelt - diesmal für die Fotografen und Kameraleute - fahren die ersten schwarzen Limousinen und weißen Bundeswehrbusse vorm Hotel vor.

Der Bayerische Hof ist längst nicht mehr die einzige Unterkunft der Sicherheitskonferenz-Teilnehmer. Für die Polizei heißt das: Elf Hotels in der Innenstadt muss sie in diesem Jahr schützen - so viele wie nie zuvor. Auf einem großen Stadtplan im ersten Stock des Polizeipräsidiums sind sie markiert. Dort logiert der Einsatzstab der Münchner Polizei zur Sicherheitskonferenz. 30 bis 40 Beamte behalten von dort aus die Stadt im Auge, koordinieren die "Lotsungen" gefährdeter Sicherheitskonferenz-Teilnehmer, wie es im Polizeideutsch heißt, gleichen ständig die aktuelle Lage mit dem hundertseitigen Einsatzbefehl ab, der seit Oktober unter Federführung von Werner Feiler erarbeitet worden ist.

Feiler ist der dritte Mann im Polizeipräsidium, zusammen mit Polizeivizepräsident Robert Kopp leitet er am Wochenende den Einsatz. "Das ist wie in einem Orchester", sagt Feiler, "alle müssen ihr Instrument beherrschen, und Robert Kopp als Dirigent auf den Zusammenklang achten." Dazu gehört dann auch der Kontakt mit anderen Behörden - am Samstag wird ein Verbindungsbeamter der für die Bahnhöfe verantwortlichen Bundespolizei dabei sein - und mit den Konsulaten der ausländischen Staatsgäste. "Politische Konflikte spielen da keine Rolle", sagt Feiler. "Die Zusammenarbeit auf Sicherheitsebene klappt problemlos." Das ist notwendig, denn mancher hochrangige Besucher der Sicherheitskonferenz möchte auch mal den Tagungsort verlassen. Das erfährt die Polizei oft kurzfristig. Und wieder müssen dann unter Umständen Brücken besetzt, Straßen kurzfristig gesperrt werden, sind Absprachen mit dem fürs Umland - etwa für Dachau und Freising - zuständigen Polizeipräsidium Nord in Ingolstadt nötig.

Die Sicherheitskräfte arbeiten am Limit

Auf dem Promenadeplatz ist es noch kälter geworden, der Wind frischt auf. Leichter Schneefall und gefrierender Regen sind angesagt. Rund 900 Beamte sind am Freitagvormittag im Einsatz. Knapp 4000 werden es am Wochenende sein. Allein für Samstag sind sieben Kundgebungen rund um die Konferenz angekündigt: Siko-Gegner, Ukrainer, Kurden. . . Dazu kommt die zwar, wie es Polizeisprecher Wolfgang Wenger immer wieder betont, "abstrakte", aber eben dennoch in diesem Jahr noch einmal erhöhte Terrorgefahr. Und dann die Kälte. "Wir arbeiten am Limit", sagt Polizeivize Kopp.

Dick verpackt, zusätzlich mit Schals geschützt, eilt eine Gruppe schwarz gekleideter Polizisten über den Promenadeplatz und verschwindet in einem Bürogebäude. Dort ist für die nächsten 48 Stunden ihr Arbeitsplatz. Es sind Scharfschützen, die auf den Dächern Stellung beziehen.

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