Sicherheitsdebatte vor der Wiesn 2016:Der nackte Wahnsinn - oder: Wimmer Dammerl hilf!

Dieter Hanitzsch, Forum-Karikatur 1.8.2016, Ziemlich sichere Wiesn

Ziemlich sichere Wiesn. SZ-Zeichnung: Dieter Hanitzsch

Der Baustellenzaun um die Theresienwiese nervt, sagen Kritiker, und ein eingezäuntes Oktoberfest wäre ein trauriges Konzept

"Reiter schließt abgeriegelte Wiesn nicht mehr aus" vom 26. Juli sowie "Hindernislauf zwischen Bauzäunen" vom 20. Juli:

Ein völlig neues Wiesngefühl

Mit einem Zaun wird es nicht genug sein, besser wäre eine Betonmauer, mindestens drei Meter hoch. Taghell beleuchtet und alle fünf Meter von einem schwerbewaffneten Scharfschützen bewacht. Feldjägereinheiten und GSG in unmittelbarer Bereitschaft. Und was das Risiko eines Bombenattentats an den Einlasskontrollen angeht - ich hätte da einen Vorschlag: Man darf nur noch nackert auf die Wiesn! Allenfalls ist bei schlechtem Wetter ein durchsichtiger Wetterumhang erlaubt und Flipflops für die Füße. Geld und Papiere sind in einem durchsichtigen Plastikbeutel mitzuführen. Die Umsatzeinbußen der Landhausmodehersteller könnte man durch eine Subvention ausgleichen. Ein völlig neues Wiesngefühl . . . Was unsere Verantwortlichen anbelangt, kann man nur eines wünschen: O Herr, lass Hirn vom Himmel regnen - und nimm den Bedürftigen die Schirme weg! Renate Seitz, München

Dama rama?

Als 37er, hier geboren und aufgewachsen, kann ich mich noch gut an die Zeit erinnern, als man beim Wiesn-Aufbau noch ohne Zaun auskam. Als Insider setzte man sich vielmehr in dieser Phase vor die Augustinerkantine in die Sonne auf eine Mass und eine Brotzeit und auf einen Ratsch mit Gleichgesinnten, um dabei alle Probleme der Welt zu lösen, und freute sich, den sonst üblichen Preisen auf der Wiesn entgangen zu sein. Das ging einige Jahre so, dann wurde der Besuch der Augustinerkantine für die, die nicht mit dem Aufbau beschäftigt waren, verboten und die Kantine eingezäunt, zwar noch nicht so perfekt, man konnte noch durch eine Lücke schlüpfen. Inzwischen ist der Zaun optimiert und die Kantine an einen unattraktiven Platz verlegt. Damit München München bleibt, weicht man nun zum Wallner aus (Gaststätte Großmarkthalle; d. Red.) und setzt sich dort vor die Wirtschaft, wahrscheinlich so lange, bis das KVR mit einer Freischankverordnung gestaltend eingreift.

Ja mei, der Wimmer Dammerl (Thomas Wimmer, SPD-Politiker und Münchner Oberbürgermeister von 1948 bis 1960; d. Red.), leider kann er seinen alten Münchnern nicht mehr helfen, und wenn die Wiesn dann im Käfig stattfindet, geht der Münchner lieber zum Sedlmayr oder in die Bratwurst und vielleicht so nach der zweiten Mass hört er ganz deutlich die Blechmusi spielen, dirigiert von der Gabi, unserer Fremdenverkehrschefin, in einem sauber ausgeschnittenen Dirndl. Er geht zum Teufelsrad und boxt eine Runde, am Autoscooter dröhnt der Lautsprecher "love me tender" vom Preserl, am Toboggan schaut er, wie es den Mädchen den Petticoat über den Kopf weht, er dreht sich um, und da steht noch das Hippodrom, so wie es vor Sepp Krätz war. Und, und, und . . . - Jetzt träum doch nicht, du alter Depp. "Rama dama" hat der Wimmer Dammerl damals gesagt (,räumen tun wir'; d. Red.). Ja, es gehört schon einiges weggeräumt, damit München München bleibt, vielleicht auch der Zaun. Geiger Mandi, München

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