Sicherheit im Straßenverkehr:Warum wir Helm tragen

Er ist bei vielen ungefähr so beliebt wie eine Zahnspange mit Außenbügel. Andere tragen ihren Helm gerne. Sieben Radfahrer erzählen von ihrem Verhältnis zum Kopfschutz.

Von Christoph Meyer

Tobias Raphael Wierth, 30, Student: "Ich war acht Jahre lang Berufssoldat und hatte beim Bund einen viel schwereren Helm zu tragen. Dagegen ist der Fahrradhelm ja kaum zu spüren. Ich trage ihn seit dem Unfall eines Freundes vor einem Jahr. Der hatte zwar zum Glück keine Kopfverletzung, aber er musste wochenlang im Krankenhaus bleiben. Hinzu kommt, dass ich bald Vater werde - da macht man sich schon mehr Gedanken darüber, was wäre, wenn einem etwas zustoßen sollte.

Radumfrage - Fahrradhelm

Tobias Raphael Wierth ist froh, dass sein Fahrradhelm nicht so schwer ist wie sein Helm bei der Bundeswehr.

(Foto: Veronica Laber)

Meine Frau habe ich inzwischen auch vom Helm überzeugt. Das war nicht so einfach, weil sie viel modebewusster ist als ich. Ein Fahrradhelm gilt inzwischen aber nicht mehr als so peinlich wie früher - zum Glück. Wenn wir gemeinsam fahren, trägt sie ihn immer. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob sie ihn auch auf dem Kopf hat, wenn ich nicht dabei bin. Aber das kann ich ja nicht beeinflussen."

Sybille Gfall, 43, Ärztin: "Ich trage den Helm vor allem wegen meiner beiden Kinder. Sie gehen in die zweite und in die fünfte Klasse und fahren mit Rad in die Schule. Ich will ihnen ein gutes Vorbild sein. So sieht das auch mein Mann: Wir sind quasi Überzeugungstäter.

Klar macht der Helm nicht schöner und es gibt auch wirklich scheußliche Exemplare. Meiner Tochter Annika ist auch ein wenig neidisch, dass ihre Freundin keinen Helm tragen muss. Aber sie fühlt sich damit sicherer.

Radumfrage - Fahrradhelm

Überzeugungstäter: Sybille Gfall und ihre zehnjährige Tochter Annika.

(Foto: Veronica Laber)

Ohne Helm ist es einfach zu gefährlich. Man braucht ja nicht einmal Mountainbike zu fahren. Es reicht schon, wenn ein Auto zu schnell aus einer Ausfahrt kommt und einen erwischt."

"Die Farbe muss stimmen"

Carmen Schönbuchner, 58, Mittagsbetreuerin an einer Grundschule: "Ich radle jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit und habe regelrecht das Bedürfnis, einen Helm zu tragen. Den hier habe ich seit einem Jahr, gebraucht habe ich ihn zum Glück noch nie.

Radumfrage - Fahrradhelm

Für Carmen Schönbuchner müssen Helm und Fahrrad zusammenpassen.

(Foto: Veronica Laber)

Früher hat man ja nur diese spitzen Helme gesehen. Die sehen zwar sportlich aus, aber modisch sind sie nicht gerade. Ich war zufällig mal in einem Fahrradgeschäft und habe gesehen: Es gibt auch schöne Helme. Ich habe mir einen im Internet bestellt, der zu meinem Fahrrad passt. Klar, die Frisur leidet manchmal darunter, aber damit kann ich leben. In der Familie bin ich die einzige Helm-Trägerin. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass meine 24-jährige Tochter freiwillig einen aufsetzt."

Jeffrey Spang, 40, Arzt aus North Carolina: "Wir fahren zuhause viel Fahrrad und tragen als gute Vorbilder immer einen Helm. Dort haben wir bunte Helme, die Kinder haben mir einen blauen und meiner Frauen einen roten mit weißen Punkten ausgesucht. Hier im Urlaub haben wir die Räder und die Helme nur geliehen.

Radumfrage - Fahrradhelm

Gute Vorbilder: Jeffrey Spang und seine Frau Ruth mit ihren Töchtern Julia, Annika, und Emily (v.l.n.r.).

(Foto: Veronica Laber)

Klar es ist ein bisschen heiß unter dem Helm und es juckt auch manchmal. Als Arzt habe ich viel mit Unfallopfern zu tun und sehe täglich, was passieren kann, wenn man keinen Helm trägt. Kinder sind meiner Erfahrung nach noch häufiger in Radunfälle verwickelt als Erwachsene, einfach, weil sie nicht so sicher fahren. Deswegen gibt es für sie in den USA sogar eine Helmpflicht."

Raphael Knauff, 32, Ingenieur: "Ich fände eine Helmpflicht sinnvoll, aber für einen Leihservice wie 'Call-a-bike' wäre das wohl das Aus. Man müsste dann ja immer einen Helm dabei haben, für den Fall, dass man spontan ein Fahrrad ausleihen will.

Radumfrage - Fahrradhelm

Raphael Knauff mag seinen sportlichen Fahrradhelm.

(Foto: Veronica Laber)

Ich finde, man sollte mit einem Helm nicht doof aussehen. Meiner kommt recht sportlich daher und ich fühle mich gut damit. Ausgelacht hat mich zumindest damit bisher noch niemand. Ich trage nun schon seit über zehn Jahren einen Helm, das ist schon mein dritter. Schwitzen ist heute längst kein Problem mehr, die Luftlöcher lassen genug Fahrtwind hindurch."

Klara Beltinger, 23, Studentin: "Bis vor einem halben Jahr hätte ich keinen Fahrradhelm aufgesetzt. Das war mir einfach nicht schick genug. Dann hat mein Vater aber befunden, dass ich einen Helm brauche, weil er Angst um mich hat. Dazu muss man wissen: Mein Vater ist ein ziemlich aggressiver Radfahrer, der braucht den Helm wirklich dringend. Er hat mir dann einen geschenkt, der mir gut steht. Seitdem trage ich ihn eigentlich ganz gerne, was mich selber ein wenig überrascht.

Mein Freund findet das auch gut, obwohl er selbst keinen Helm trägt. Aber ihn müsste ich auch erst einmal zum Fahrradfahren bringen. Einen Blümchen-Helm wie ich ihn habe wird er aber sicher nie aufsetzen."

Radumfrage - Fahrradhelm

Klara Beltinger ist selbst überrascht, dass sie ihren Helm inzwischen gerne trägt.

(Foto: Veronica Laber)
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