Die Frage „Bist du Katzen- oder Hundemensch?“ ist durchaus auch für Musical-Fans relevant. Wobei, ein Hunde-Musical, das zum Klassiker geworden wäre, fehlt noch. „Dogs“ oder „Pup! A Chew Story“ (über einen dreibeinigen Tierheimkläffer) haben noch lange nicht den Fame von Cats erreicht.
Wer seine Hunde-Liebhaberei also auch in Shows bedient haben will, muss auf Abende mit dem Hundeflüsterer Martin Rütter warten (derzeit nicht auf Tour) oder der „lustigen Hunderasselbande“ von Thomas Lacey im Circus Krone hinterher reisen (derzeit irgendwo in Deutschland unterwegs). In München bleibt momentan eigentlich nur das famose Stück „Sauhund“ über das queere Leben in München in den Achtzigerjahren an den Kammerspielen, aber das ist Theater – und ein Hund kommt eigentlich nur im übertragenen Sinn vor.
Die eigentliche Frage für Münchner Musical-Fans müsste daher heißen: „Bist du ‚Cats‘-Fan oder nicht?“ An Andrew Lloyd-Webbers Stück über die singenden Schrottplatz-Miezen scheiden sich bekanntlich die Geister. Für die einen: „Zu viele Katzen. Zu viel Lloyd-Webber-Schmalz. Zu viel Schrott.“ Für die anderen: der Himmel für vier Pfoten. Derzeit streunen die „Jellicle-Katzen“ wieder durchs Land und machen sich noch bis 22. Juni im Deutschen Theater breit, wo sie singen, zaubern, Flic-Flacs schlagen, Fellknäule hervorwürgen. Und was sie halt so machen unterm „silbrigen Mondlicht“, also der weise Kater Old Deuteronomy, die ausgestoßene Diva Grizabella, der fiese Rattenfänger Macavity und der schneidige Fangzahn Rum Tum Tugger.
Wer jetzt schon schaut, wie eine Hausmieze, der man Trockenfutter statt ihrer Lieblings-Sheba-Dose („Geflügel-Cocktail in Pastete“) vorgesetzt hat, den wird auch nicht überzeugen, dass „Cats“ seit seiner Premiere 1981 eines der am längsten laufenden und erfolgreichsten Musicals überhaupt (73 Millionen Zuschauer, sieben Tony-Awards) ist und dass auch diese seit zehn Jahren laufenden Neu-Produktion vom Londoner Westend als „bestes Musical-Revival“ für den Laurence Oliver Award nominiert war.
Jetzt also noch was für alle, die Katzen nicht mögen: Vögel. Im Carl-Orff-Saal des Kulturzentrums Fat Cat (pardon) fliegen bald die Skybirds ein. Und wer sich nun sagt, so was doof Verdoppeltes, denn Vögel sind doch immer am Himmel, kennt keine Pinguine - und auch das Stück nicht. Was gut sein kann, dann es ist vom Leiter der Münchner Tanzschule Performing Arts Studio, Nunzio Lombardi, und dem Komponisten Andrea Pozzoli neu erschaffen worden als Musical-Tanztheater mit Kino-Projektionen. Es geht um eine Insel, auf der die Vögel das Fliegen verlernt haben, und „Schwarmführer Blackbeak“ hat es dann auch grundsätzlich verboten, was womöglich (man ahnt es) ein Zugvogel namens Ikarus durch „Mut und Glaube an Freiheit“ verändern kann. Die „Möwe Jonathan“ lässt da ein bisschen grüßen. Vielleicht gerät man dabei wirklich ins Schwärmen, denn es flattern 50 Tänzerinnen und Tänzer aus allen Sparten von Modern über Jazz und Heels bis Hip-Hop und laut Ankündigung sogar Profis vom Staatsballett und dem Gärtnerplatztheater mit (Samstag, 12. Juli, 20 Uhr, Sonntag, 13. Juli, 14.30 und 19 Uhr).

Wer nun showtechnisch eine Fell-Allergie oder einen Feder-Schnupfen verspürt, hätte noch die Möglichkeit, das „Die drei ???“-Theater im Deutschen Theater zu besuchen. In der Bühnen-Jugend-Version des Falles „Im Auge des Sturms“ (Folge 197 von derzeit 233 der seit 1968 laufenden Jugendbuch/Hörspiel-Serie mit erwachsenen Fans) klären die drei Detektive Justus, Peter (hat „Krach mit Kelly“; seit welcher Folge hat der Zweite Detektiv eigentlich eine Freundin?) und Bob das Rätsel um einen schwer verletzten Surfer am Rocky Beach von Kalifornien (Waldbrände und Nationalgardisten spielen da noch keine Rolle).
Ansonsten ist diese Zeit ohnehin das Hochfest für Show-Freunde, denn von 19. Juni bis 20. Juli steigt das Tollwood-Festival im Südteil des Olympiaparks. Außer Musik, Tanz und Tand gibt es jeden Tag, von 1. Juli an, Akrobatik-Shows im Amphitheater: Es geht los mit den drei Artisten der Teatime Company, die in einer Riesenmetallspirale die Welt auf den Kopf stellen (1. und 2. Juli). Aber Obacht, auf dem Weg dorthin können einem tierische Walking Acts in Form von Papageien, Walen oder Geisterpferden begegnen.