Warum regiert nicht längst ein Zauberer die Welt? Oder sagen wir mal so, wer sollte die großen Illusionisten, die Meister der Ablenkung und des schönen Scheins aufhalten? Wer zum Beispiel wie die Ehrlich Brothers das größte Süßigkeitenglas der Welt auf einer Bühne erscheinen lassen und dessen Inhalt an jubelnde Kinder verteilen kann, der kann doch auch ein paar Kreuze in geschlossenen Wahlurnen in seine Kästchen rochieren lassen ... Die Massen haben die telegenen Brüder aus Herford jedenfalls im Griff, belegt immer wieder in eigenen Fernseh-Shows vor einem Millionenpublikum und auch durch ihre Rekorde: etwa den „Zaubertrick mit den meisten beteiligten Zuschauern“ (36 000 schon 2016 in Frankfurt) oder den „längster Fan-Brief der Welt“ (23 Kilometer).
Warum das doch nichts wird mit der Macht, kann jeder in Sten Nadolnys wunderbarem Roman „Das Glück des Zauberers“ nachlesen: Obwohl er ziemlich gut ist, sich unsichtbar machen, fliegen oder durch Wände gehen kann, gelingt es dem großen Pahroc nicht, Hitler auszuschalten. Immerhin hilft es ihm im Alltag des Überlebens, einen „langen Arm machen“ (wortwörtlich) zu können. Das könnte auch David Copperfield bestätigen, der einmal vier bewaffnete Räuber über den Inhalt seiner Geldbörse narrte. Und der SZ-Kollegin Sabine Buchwald erklärte neulich der Zauberer Andreas Maier, wie man seine Rolex am Handgelenk vor Trickdieben schützen kann.

Aber vielleicht sollte Zauberei gar keinen praktischen Nutzen haben. Man will sich schließlich blenden lassen und staunen. Zum Beispiel in den vier Veranstaltungen namens „Zaubersturm“, einem einmaligen, vom Fernsehen aufgezeichneten Spezial-Programm der Brüder mit den Show-Frisuren in der Olympiahalle (14. bis 16. Juni, Freitag 18 Uhr, Samstag 14 Uhr, Sonntag 11 und 14 Uhr). Dort wollen sie „die Weltpremiere von brandneuen Illusionen feiern“: Mit einem „weltweit einmaligen Hovercraft“ (mit 1000-PS-Düsenjet-Turbinen) wollen sie über die Köpfe der Zuschauer hinwegrasen; sie wollen Joe, eines der letzten Einhörner, treffen; und mehr als zwei Kubikmeter Popcorn in die Menge schießen.
Popcorn und Zauberei, das wird es auch im Circus Busch-Roland geben. Der Bremer Manegen-Riese schlägt sein rot-weißes Grand Chapiteau neben den Riem-Arkaden auf, um seine nun 140-jährige, bewegte Geschichte und sein Revival mit einem neuen Programm zu feiern. Zu bestaunen gibt es nicht nur Edi Laforte mit seiner Hunde-Revue und Comedy Akrobatik „Anno 1900“, sondern auch eine Illusions-Show: Sechs „Las Vegas Magic-Girls“ sollen „mit einer mystischen Leichtigkeit“ Personen und Gegenstände weg- und herbeizaubern (15. Juni bis 7. Juli).
Die kommende Show im GOP-Varieté will den Gästen den Kopf verdrehen: In „Multiversum“ (11. Juli bis 7. September) verwirbeln die Steampunk-Mental-Magier Timothy Trust und Diamond Diaz die Dimensionen, bis sich das Publikum fragt: „Welches Jahr schreiben wir überhaupt? Sind wir wirklich im Theater oder nicht doch in einem alternativen Universum?“

Wer dann den Boden unter den Füßen verloren hat, muss ganz abheben, um die Erde wiederzusehen: Die Space Night in Concert macht im Circus Krone eine „multimediale Reise durch Raum und Zeit“ (Freitag, 21. Juni). Der Mit-Gründer der BR-Nacht-Sendung Andreas Bönte erzählt, das Münchner Rundfunkorchester spielt spacige Kompositionen aus Gustav Holsts „Die Planeten“ und Filmmusiken aus „E.T.“ und „Alien“ und dazu liefern Nasa, Eso, Esa und DLR Bilder vom All und der Erde. Magisch.