Show:Magisch manipuliert

Der 22-jährige Luke Dimon ist amtierender Deutscher Meister der Zauberkunst. Im Theaterzelt "Das Schloss" ist er nun erstmals in München zu sehen

Von Barbara Hordych

Die Ziele, die der junge Mann mit den eisblauen Augen ansteuert, erreicht er auch. Das war schon so, als er Anfang 2014 mit nur 19 Jahren Deutscher Meister der Zauberkunst wurde. Damals überzeugte Lukas Lehnertz alias Luke Dimon die Jury in der Kategorie Manipulation - und holte dabei auch gleich den Gesamtsieg. Technische Perfektion, Originalität und Neuartigkeit waren die Kriterien, die Lehnertz in der Königsdisziplin der Zauberei allein mit seiner Fingerfertigkeit erfüllte: Blitzschnell ließ er Bälle, Münzen, Karten oder Kerzen aus dem Nichts auftauchen, wieder verschwinden oder sich wundersam vermehren, während seine eisblauen Augen das Publikum fokussierten.

Einige Monate später rief ihn der Vorstand des Magischen Zirkels von Deutschland zum "Magier des Jahres" aus - zusätzlich wurde er zum "Grand-Prix-Sieger der Magie" gekürt. Somit stellte die Region München - Lehnertz stammt aus Forstinning - den jüngsten deutschen Meisterzauberer, den es je gab. Ob man von der Zauberkunst auch leben könne, "ist immer die erste Frage, die die Leute mir stellen, wenn sie erfahren, was ich mache", sagt der bleichgesichtige junge Mann mit dem schwarzen Kinnbart bei einem Treffen. Er kann. Auch sein mittlerweile mit dem Bachelor abgeschlossenes Regiestudium habe er sich mit seinen Auftritten finanziert, erklärt er.

Show: Es qualmt im Kelch - fragt sich nur, ob und in welcher Gestalt die drei Ringe, die Luke Dimon zuvor beim Publikum eingesammelt und im Weinglas versenkt hat, wieder zum Vorschein kommen werden.

Es qualmt im Kelch - fragt sich nur, ob und in welcher Gestalt die drei Ringe, die Luke Dimon zuvor beim Publikum eingesammelt und im Weinglas versenkt hat, wieder zum Vorschein kommen werden.

(Foto: privat)

Engagiert wurde er für Wochen oder Monate im Krystallpalast Varieté in Leipzig, in der Oper Dresden, im Schmidt Theater Hamburg, im Pantheon Theater Bonn. Auch im Fernsehen absolvierte er zahlreiche Auftritte, in der ARD, bei SAT 1 und ProSieben. Zunächst präsentierte er eine abgespeckte Version der Nummer, mit der er bei der Meisterschaft gegen 50 Kollegen seiner Zunft angetreten war. "Meine Vorführungen habe ich damals ohne Worte präsentiert. Doch mittlerweile habe ich mein Konzept erweitert", sagt Lehnertz. Der zwar noch amtierender Deutscher Meister ist, doch an weiteren Wettbewerben momentan nicht mehr interessiert ist. "Das macht man am Anfang, wenn man wissen will und austesten muss, wo man steht". Die nächste Herausforderung, der er sich stellte, war hingegen die Entwicklung eines eigenen, abendfüllenden Soloprogramms. So kommt es, dass der heute 22-jährige Zauberkünstler an diesem Samstag München-Premiere mit der Show "Mystika" haben wird.

Längst brilliert Lehnertz nicht mehr nur mit seinen Fähigkeiten in der Manipulation. Hinzugekommen sind die Sparten Mentalmagie und Comedy-Zauberei. Das heißt: Der vormals "stumme" Magier spricht. "Ich interagiere mit dem Publikum, beispielsweise, wenn ich einen Mann und eine Frau in einem Blind Date zusammen bringe, und gedanklich und physisch eine Verbindung zwischen ihnen aufbaue". Wie hat man sich das vorzustellen? "Ich beginne damit, dass ich den Körper des einen berühre, mit einer Feder oder meiner Hand. Das kann der andere nicht sehen, weil er verbundene Augen hat. Aber er kann die Berührungen spüren". Der Höhepunkt der Vorführung sei dann, wenn er die eine Person bitte, an ein Lied zu denken - und die andere es dann mit geschlossenen Augen erraten müsse.

Gibt es denn so etwas wie übersinnliche Fähigkeiten? Lehnertz wehrt ab. Was auf der Bühne geschehe, bleibe auf der Bühne. "Sobald ich von der Bühne abgehe, beende ich diese Form der Kommunikation, dabei ist nichts Übersinnliches". Weshalb es ihn auch ärgere, wenn Magier behaupteten, es gäbe so etwas wie Gedankenlesen - das Ganze sei doch nichts anderes als eine äußerst sensible Form der Beeinflussung. "Anderes zu behaupten, finde ich gefährlich, geradezu verwerflich. Deshalb habe ich auch schon einmal bei einer Fernsehsendung abgesagt, die diesen Eindruck erwecken wollte".

Was so zauberhaft leicht anmutet, ist das Ergebnis harter Arbeit. Das weiß Lehnertz, seit er im Alter von zwölf Jahren seine Leidenschaft für die Zauberei entdeckte. Ein Nachbar hatte vor seinen Augen auf wundersame Weise Würfel verschwinden lassen. Fasziniert zog Lehnertz los, um sich seinen ersten eigenen Zauberkasten zu kaufen. Pro Darbietung müsse man mit einer Vorbereitungs- und Übungszeit von ein bis zwei Jahren rechnen, erklärt der Autodidakt. Womit auch die Frage beantwortet wäre, die ihm am zweithäufigsten gestellt wird: Was er eigentlich tagsüber mache? "Üben, üben, üben", sagt Lehnertz und lacht.

Mystika - Magische Versuchung, Samstag, 21. Januar, 20 Uhr, Theaterzelt Das Schloss, Schwere-Reiter-Straße 15

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