Shocking Shorts Awards:Quälerei, wohin das Auge blickt

Schauspielerin Andrea Sawatzki zitiert den größten Filmemacher aller Zeiten, Anna Thalbach verrät ihre größte Angst. Und am Ende gewinnt ein Newcomer, der an einen ganz großen Splatterfan erinnert: an Quentin Tarantino. Die "Shocking Shorts Awards" in München.

Von Ruth Schneeberger

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(Foto: Gert Krautbauer/13th Street)

Schauspielerin Andrea Sawatzki zitiert den größten Filmemacher aller Zeiten, Anna Thalbach verrät ihre größte Angst. Und am Ende gewinnt ein Newcomer, der an einen ganz großen Splatterfan erinnert: an Quentin Tarantino. Die "Shocking Shorts Awards" in München. "Kunst kommt für mich vor Demokratie", eröffnete Andrea Sawatzki (rechts, im Bild mit Anna Thalbach) in der Nacht zu Mittwoch die "14. Shocking Shorts Awards" in der Galerie der Künstler mit einem Zitat von Alfred Hitchcock. Dem für sie "größten Filmemacher aller Zeiten", dem "Master of Suspense". Thema des Abends: Horror. Traditionell werden im Rahmen des Filmfests einmal im Jahr in München die "Shockings Shorts" vom Sender Universal 13th Street verliehen. Promis, Party und ein Preis - das lockt alljährlich eine feierwütige Mischung in wechselnde Locations, die nur für diesen Anlass sehr aufwändig dekoriert werden.

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(Foto: 13th Street Universal)

Dem Brimborium zugrunde liegt ein Wettbewerb, zu dem der Sender junge Filmemacher aufruft. Gefragt sind Nachwuchskünstler, die in den Bereichen Mystery, Horror, Thriller, Crime oder Action eine aussagekräftigen Kurzfilm vorzuweisen haben, der das Publikum in seinen Bann zieht. Das hat an diesem Abend am eindrucksvollsten der Kurzfilm "Happy B-Day" (im Bild) von Holger B. Frick getan. Zumindest der gezeigte Zusammenschnitt ließ im Saal gleich mehrfach den Atem stocken: Ein junger Mann wird von seiner Freundin beim Joggen im Wald zum Geburtstag überrascht - der Tag endet allerdings mitnichten so, wie sich das beide vorgestellt haben.

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(Foto: 13th Street Universal)

Zweiter Finalist: der Kurzfilm "Job-Interview" (im Bild) von Julia Walter. Darin bekommt es der Jobanwärterin gar nicht gut, dass sie mit dem Lebenspartner ihrer neuen Wunschvorgesetzten bereits nähere Bekanntschaft geschlossen hat. Der dritte Finalist, der Liebling der Jury, ...

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(Foto: 13th Street Universal)

... wurde an diesem Abend zum Gewinner gekürt: "Honeymoon Hotel" (im Bild) von Murat-Eyüp Gönültas aus Frankfurt erzählt ebenfalls die Geschichte eines jungen Paares, das in einem sehr speziellen Hotel einiges durchzumachen hat. Und erinnert dabei stark an Quentin Tarantino, den internationalen Meister des Splatter-Genres.

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(Foto: Gert Krautbauer/13th Street)

Der so geehrte Nachwuchsregisseur Gönültas (rechts im Bild, mit Regisseur und Jurymitglied Leander Haußmann) darf nun im Rahmen des Preises nach Hollywood reisen und am "Universal Filmmasters Program" teilnehmen, wie vor Jahren Florian Henckel von Donnersmarck. Um sich von den alten Hasen des Showgeschäfts noch den ein oder anderen Trick zeigen zu lassen. "Deutsche Genrefilme brauchen ein bisschen mehr Unterstützung", dankte er. Kollege Haußmann gab ihm mit auf den Weg: "Ich sage aus Erfahrung: Nach hinten raus wird das mit den Preisen dann wieder etwas dünner. Aber man trägt es mit Haltung." Er selbst gucke "fast nur Horrorfilme", wusste er noch zu verkünden - wobei man nicht sicher sein konnte, ob er das nicht nur sagte, um das Publikum "ein bisschen zu quälen - das mache ich gerne".

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(Foto: Gert Krautbauer/13th Street)

Die Leibesqual, die körperliche Pein, der Schreck, der Horror und der Thrill sollten die ganze Nacht lang Thema sein, weshalb sich alle Mühe gaben, möglichst adäduat zu posieren, in die Kameras zu skandalisieren und ins Bild zu passen.  Schauspielerin und Jury-Mitglied Lisa Maria Potthoff aber, beim diesjährigen Filmfest außerdem mit einem neuen Film vertreten ("Dampfnudelblues"), kann auch ernster: Als Schauspielerin sei sie froh, nicht auf ein Genre festgelegt zu werden. "Ich wäre sehr unglücklich, wenn ich nur noch die Komödien-Liesl wäre, dasselbe gilt fürs dramatische Fach. Ich würde gerne weiterhin sehr unterschiedliche Rollen spielen und finde, da bin ich sehr beschenkt. Ich spiele mal die kleine bayerische Landpomeranze und habe jetzt gerade einen neuen Film gedreht, in dem ich eine traumatisierte Polizistin bin, also ziemlich taff. Das ist ja das Schöne an unserem Beruf, dass man Extreme ausprobieren kann." Lisa-Maria Potthof, 34, in Berlin geboren und in München aufgewachsen, wurde mit Krimi-TV-Serien bekannt und spielte zuletzt vermehrt in Kinofilmen ("Wer's glaubt wird selig"). Auch "Dampfnudelblues", eine bayerische Krimikomödie, kommt demnächst ins Kino (1. August). Auch Jury-Mitglied und Schauspielerin Anna Thalbach hatte an dem Abend etwas zu verraten, und zwar ihre größte Angst: "Eine Herausforderung, der ich mich gerne mal stellen würde, was aber sicher nicht passieren wird, ist Autofahren", sagte die 40-Jährige. "Ich habe zwar einen Führerschein, aber ich habe Angst, zu fahren. Ich habe den Führerschein von einer Filmfirma geschenkt bekommen und habe den auch nicht freiwillig gemacht." Das Bedienen von Ängsten ...

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(Foto: Gert Krautbauer/13th Street)

... unterschiedlichster Art hatten sich für diesen Abend die Veranstalter zur Aufgabe gemacht: Als Ausstellungsstücke für die "Vernissage des Verbrechens", so das diesjährige Motto, diente unter anderem ein Zimmerbrunnen, den ein Herzmuskel zierte, aus dem Blut sprudelte. Ein ebenfalls blutiger Stuhl war gefesselt, ein Schaukasten zeigte ein in Formaldehyd eingelegtes Hirn. Und auch "Switch-Reloaded"-Comedian Peter Nottmeier (im Bild) gab sich alle Mühe, dem Bild der "schockierenden Elemente" zu entsprechen, ...

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(Foto: Gert Krautbauer/13th Street)

... genau wie Reality-TV-Starlet Georgina Bülowius mit ihrem Designer Patrick Ascher, ...

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(Foto: Gert Krautbauer/13th Street)

... Model Sarah Knappik, ...

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(Foto: Gert Krautbauer/13th Street)

... Richter Alexander Hold, ...

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(Foto: Gert Krautbauer/13th Street)

... das unzertrennliche Duo aus Moderatorin Annemarie Warnkross und Schauspieler Wayne Carpendale, ...

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(Foto: Gert Krautbauer/13th Street)

... die hingegen getrennte Moderatorin Verena Kerth ...

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(Foto: Gert Krautbauer/13th Street)

... und ihr Exfreund Martin Krug (der Ex-Mann von Veronica Ferres), hier mit neuer Begleitung Julia Trainer, ...

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(Foto: Getty Images)

... sowie Schauspielerin Michaela Schaffrath, ...

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(Foto: Getty Images)

... Model Barbara Meier (links) oder Schauspielerin Anna Ewelina (rechts). Sie alle - und noch viele Sternchen mehr - passten mehr oder weniger gut zum Motto des Abends, dem Grauen. Und vergnügten sich auf der Vernissage des Verbrechens mit Häppchen wie "SurrealisMousse" oder "DadaisMousse" (verschiedenen Varianten von Schokoladenmousse) oder Drinks mit Namen wie "Der Sündenfall" oder "Der Schrei".

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(Foto: Gert Krautbauer/13th Street)

Die Gastgeberin des Abends, NBC-Universal-Geschäftsführerin Katharina Behrends (mit Schauspieler Erol Sander), bewies einmal mehr Geschmack für angemessene Begleitung (im vergangenen Jahr ließ sie sich an der Seite von Model Marcus Schenkenberg ablichten) sowie Sinn fürs Detail und für verspielte Deko: Die Konterfeis der Jury-Mitglieder etwa hingen als Portraits an der Wand, die mit Anlehnungen an mysteriöse Figuren der (Kunst-)Geschichte spielten: Nadeshda Brennicke als Mona Lisa, Anna Thalbach als Medusa. "In dieser münchnerischsten aller Münchner Locations", so Behrends, "auf der Maximilianstraße, haben in der Galerie der Künstler schon viele Künstler ihren Weg nach oben gemacht. So hoffentlich jetzt auch unser Filmkünstler", wünschte sie dem Gewinner.

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(Foto: Gert Krautbauer/13th Street)

Am Ende perfektionierte einer die Nacht: Nikias Hoffmann, seines Zeichens DJ und eine Größe im Münchner Nachtleben. Zu seinen sphärischen Klängen konnten sich die Gäste schlussendlich erholen - ausnahmsweise ganz ohne Schockeffekt.

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