Shakira in München:Hüften lügen nicht

Nabelakrobatik von der Bauchtanzdiva: Shakira als Seifenoper in der Olympiahalle.

Michael Zirnstein

Bevor ihre baren Füße die Bühne berühren, wienern fünf Helfer den Boden. Was stört, muss weg. Das gilt für das ganze ausverkaufte Konzert in der Olympiahalle (dem ein zweites tags darauf folgte). Shakiras Schattenriss auf naturfarbenem Vorhang zum Auftakt mit "Estoy Aqui" ist schon einer der größten Show-Effekte. Ein Gewinn an Stil, nachdem die vierzigfache kolumbianische Plattenmillionärin zuletzt mit aufblasbarer Klapperschlange und anderem Las-Vegas-Klimbim unterwegs war.

Shakira in München: Nabelakrobatik von Shakira.

Nabelakrobatik von Shakira.

(Foto: Foto: Reuters)

Jetzt sind zu sehen: sechs Musiker, Instrumente, sie selbst und zwei Bildschirmchen. Wer braucht Videogigantomanie, wenn die 30-Jährige das Gefühls- und Rollenpanoptikum einer südamerikanischen Soap-Opera im Alleintanz vorführt?

Auch mal in einem einzigen Lied: Bei "Hey You" stolziert sie zum The Clash-artigen Gitarrenmarsch wie ein Cheerleader, latscht breitbeinig wie ein Kumpel, blickt pantherhaft wie ein Model, hüpft ulkig wie die große Schwester in der Disco, schmiegt den Hintern an die Mikrostange wie ein Luder, lockt und schubst mit ihren Hüften halbnackig wie eine pubertierende Bauchtanzdiva.

Die Nabelakrobatik zu "Hips don't lie", "Whenever, wherever" und anderen, wieder mehr in ihrem Wohlfühl-Spanisch zelebrierten Latin-Orient-Partyhits wird von der Lebendigkeit der Stimme, von der Wucht, vom Schmelz, von dem im Rock einzigartigen Vibrato noch übertroffen. Und vom roten Fledermauskleid, in dem sich das wirbelnde Goldlöckchen in eine Windhose oder -rose verwandelt. So viel Spaß kann so wenig Stoff machen.

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