Sexueller Missbrauch von zwei Schülern:Schwerer Verdacht gegen Lehrer

Ein 57 Jahre alter Lehrer einer Waldorfschule in München soll sich an mindestens zwei minderjährigen Schülern vergangen haben. Der Pädagoge ist seit dem 1. Oktober in Untersuchungshaft. Möglicherweise gibt es noch mehr Missbrauchsopfer.

Lars Langenau

Den Schülern der Rudolf-Steiner-Schule Schwabing war es am Freitag freigestellt, zum Unterricht zu erscheinen. Die Waldorfschule war von Fernsehkameras und Reportern der Boulevardpresse umlagert. Die kollektiv geführte Schulleitung überließ es daraufhin den Eltern, ihre Kinder in die Schule zu schicken.

Grund für die öffentliche Aufmerksamkeit: Ein 57 Jahre alter Lehrer soll sich laut Staatsanwaltschaft Augsburg an mindestens zwei minderjährigen Schülern der Schule vergangen haben. Die Polizei spricht von sechs Jungen, die heute im Alter von zwölf bis 14 Jahre alt sein sollen. Möglicherweise sind es aber noch mehr. In der Schule bekannt war seit Sommer dieses Jahres zumindest ein Fall. Bislang hielten jedoch Schüler, Eltern und Schulleitung gegenüber der Öffentlichkeit dicht. Weil sie ihre Kinder schützen wollten.

Bis Donnerstagabend der Bayerische Rundfunk erstmals das mutmaßliche Vergehen des langjährigen Lehrers publik machte. Samt Nennung des Namens der Schule. Seither ist nichts mehr wie es war an der Reformpädagogischen Schule in Schwabing. Aber das war es im Grunde schon seit mehreren Monaten nicht mehr, als sich einer der betroffenen Jungen seinen Eltern anvertraute - und damit den Fall ins Rollen brachte.

Wie die Ermittler der SZ bestätigten, befindet sich der Pädagoge seit dem 1. Oktober in der Augsburger Justizvollzugsanstalt in Untersuchungshaft - und leugnet dem Vernehmen nach die ihm zur Last gelegten Straftaten. Doch aus Sicht der Polizei soll der mehrfache sexuelle Missbrauch von zwei zehn- und elfjährigen Jungen gesichert sein. SZ-Informationen zufolge sollen sich die Vorfälle nicht auf dem Schulgelände zugetragen haben. Der langjährige Lehrer soll die Jungen zu sich in seine Wohnung in den südlichen Landkreis Landsberg am Lech eingeladen haben.

Dort sei es dann laut ersten polizeilichen Ermittlungen von Sommer vergangenen Jahres über den Zeitraum von einem Jahr auch zu "schwerem sexuellen Missbrauch" gekommen. Laut Informationen der SZ und des BR sollen die Kinder bei dem Pädagogen auch übernachtet haben. Ein Vorgang, den auch der Sprecher der Schulleitung im Gespräch mit der SZ als "sehr ungewöhnlich" bezeichnete.

Der Sprecher sagte zur Süddeutschen Zeitung, dass der Lehrer bereits eine Woche nach den ersten Verdächtigungen suspendiert und mit Hausverbot belegt worden sei. Und Strafanzeige gestellt wurde. Man habe im Anschluss an seine Verhaftung ein Kriseninterventionsteam gegründet, die Unterstützung des Kinderschutzbundes gesucht, mehrere Elternabende organisiert und gemeinsam mit den Erziehungsberechtigten über den Verdacht gegen den Lehrer und Präventionen gesprochen. Die Schwabinger Waldorfschule überlege sich nun, ob und inwieweit sie sich selbst Regeln geben muss, dass es nie wieder zu einer Wiederholung derartiger Fälle komme.

Die betroffenen Kinder und ihre Familien werden therapeutisch unterstützt. Anklage gegen den 57-Jährigen wurde allerdings noch nicht erhoben, da weitere kriminalpolizeiliche Ermittlungen und Gutachten anstehen. Ihm droht im Falle einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren.

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