Süddeutsche Zeitung

Wiesn:Das müssen Sie über das Oktoberfest wissen

Nicht immer ist die U-Bahn zur Theresienwiese der beste Anreiseweg. Rucksäcke und große Taschen sind grundsätzlich verboten. Hier erfahren Sie alles, was bis zum 3.10. in München überlebenswichtig ist.

Von Franz Kotteder, Andreas Schubert, Jasmin Siebert und Marco Wedig

Eines muss man Wiesn-Bürgermeister Josef Schmid lassen - er hat die politische Debatte Münchens um einen sehr merkwürdigen Begriff bereichert: die Bierpreisbremse. Letztlich ist sie gescheitert. Doch die Diskussionen sind geblieben. Viel wurde in den letzten Wochen und Monaten über das Oktoberfestbier gesprochen, nun wird es auch wieder getrunken. Das 184. Oktoberfest beginnt an diesem Samstag. Hier erfahren Sie alles, was sich bis zum 3. Oktober als nützlich erweisen könnte.

Multiples Anzapfen

Was Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) kann, das kann die Bavaria schon lange. Die Kabarettistin Luise Kinseher, bekannt als Mama Bavaria vom Nockherberg, zapft dieses Jahr am Samstag um Punkt zwölf Uhr im Herzkasperlzelt auf der Oiden Wiesn an. Sie ist dort übrigens nicht die einzige Frau in dieser Funktion. Denn ein Zelt weiter, im neuen Volkssängerzelt Zur Schönheitskönigin, schreiten eine Stunde später gleich drei Frauen zur Tat und zapfen das erste Fass an: Bayerns Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner (CSU), ihr Nockherbergdouble Angela Ascher und die Schauspielerin Gitti Walbrun. Wer tatsächlich die entscheidenden Schläge setzt, ist noch nicht bekannt.

Öffnungszeiten

Das Oktoberfest öffnet morgens um 10 Uhr und schließt abends um 23.30 Uhr. Wer dann noch nicht genug hat, kann in der Käfer Wiesn-Schänke oder im Weinzelt bis 0.30 Uhr weitermachen. Auf der Oiden Wiesn geht's gediegener zu. Dort ist bereits um 22 Uhr Schluss. Doch selbst wenn die Zelte geöffnet sind, ist fraglich, ob man hineinkommt. So werden die Festzelte wohl - wie auch in den letzten Jahren - an den Samstagen bereits am Morgen überfüllt sein. Die Stadt München empfiehlt daher, die ruhigeren Zeiten von Montag bis Donnerstag bis 18 Uhr zu nutzen.

Bierpreise

Durchschnittlich 10,81 Euro wird die Mass heuer kosten. Das sind 27 Cent mehr als im Vorjahr, allen Forderungen nach einer Bierpreisbremse zum Trotz. Bürgermeister Josef Schmid (CSU) hatte am lautesten nach diesem Instrument gerufen - und wurde dabei ausgebremst. Denn die meisten anderen Fraktionen und Stadträte befürchteten, dass eine Deckelung des Bierpreises andere Getränke und Speisen verteuert hätte. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sah gar den Volksfestcharakter in Gefahr. Die Wirte begründen die Preiserhöhungen übrigens mit gestiegenen Kosten.

Zugangsregeln

Manch einer wird trotz der Bierpreise Mühe haben, sich selbst von der Wiesn nach Hause zu schleppen. Allein schon deswegen ist es womöglich klug, wenig Gepäck mit zunehmen. Hinzu kommen aber auch die Sicherheitsregeln: Rucksäcke und große Taschen sind grundsätzlich verboten. Die maximal zulässigen Gepäckmaße sind: 20 mal 15 mal 10 Zentimeter. Außerdem sind verboten: Gassprühdosen, ätzende oder färbende Substanzen, Gegenstände, die als Hieb-, Stoß- oder Stichwaffen verwendet werden können, und Glasflaschen.

Hilfe für Frauen

Neben all dem lustigen Gesaufe und Gesinge ist die Wiesn auch ein Ort der Gewalt. 31 Sexualdelikte wurden 2016 im Rahmen der Wiesn zur Anzeige gebracht. Die Aktion Sichere Wiesn setzt sich deshalb schon seit Jahren dafür ein, dass Mädchen und Frauen eine unbeschwerte Wiesn erleben können. Wer sich verunsichert fühlt, einen Übergriff beobachtet hat oder selbst Opfer geworden ist, findet Hilfe am Security Point im Servicezentrum hinterm Schottenhamelzelt. Auch unter der Telefonnummer 089/50 222 66 und über die App "WiesnProtect" lässt sich Hilfe finden.

Kinder auf der Wiesn

Mit Kindern sollte man die Wiesn am besten am Vormittag oder am frühen Nachmittag besuchen. Am Familienplatzl in der Straße 3 Ost gibt es einen Wickelraum und ein Kinderwagenparkhaus. An Samstagen, am Tag der deutschen Einheit und an allen Tagen ab 18 Uhr müssen Kinderwägen allerdings ganz draußen bleiben. Auf der Oidn Wiesn locken Kinderkarussell, Kettenflieger und Marionettentheater für jeweils nur einen Euro. Auch alte Jahrmarkttraditionen wie Seiltanz und Einradfahren können Kinder dort ausprobieren.

Die Oide Wiesn

Für manche ist sie das schönere Volksfest, die Oide Wiesn, die es seit 2010 gibt. Zwar kostet sie drei Euro Eintritt, dafür geht es hier gemütlicher und traditioneller zu. Zu bestaunen gibt es nostalgische Volksfestattraktionen, bunte Trachtenpracht und Pferderennen nach dem Vorbild von 1810. In den Festzelten pflegen Trachtengruppen, Goaßlschnalzer und Schuhplattler bayerisches Brauchtum, aber auch junge Musik wird dort gespielt.

Anfahrt

Eine Anreise mit dem Auto ist schon mal schlecht, nicht nur weil man dann nichts trinken kann, sondern weil die Straßen um die Theresienweise herum abgeriegelt sind - und es überdies in der Nähe weit und breit keine Parkplätze gibt. Auch ist es schlau, zu Stoßzeiten nicht direkt mit der U 4 und U 5 zur Theresienweise zu fahren. Vom Hauptbahnhof braucht man zu Fuß etwa eine Viertelstunde, das ist insgesamt fast schneller, als die eine Station mit der U-Bahn zu fahren. Gut beraten ist auch, wer U 3 und U 6 bis Goetheplatz oder Poccistraße nimmt.

Die Fahrgeschäfte

Sieben neue Fahrgeschäfte warten auf die Besucher. Darunter so bescheidene Namen wie der "Giant Booster XXL Racer". Vor 100 Jahren hieß so etwas noch Teufelsrad. Und natürlich ist auch dieser Klassiker wieder mit dabei. Selbst auf der Oiden Wiesn gibt es dieses Jahr einen Superlativ: die älteste Kindereisenbahn der Welt aus dem Jahr 1924.

Nach der Wiesn

Spätestens, wenn auch Käfer und das Weinzelt schließen, stellt sich die Frage: "Wohin jetzt?" Der ehemalige P1-Betreiber Franz Rauch will mit seinem neuen Laden "Bussi Bussi Bavaria" eine Antwort darauf liefern. Wer noch nicht genug von Zelten hat, geht ins Wiesnzelt im Löwenbräukeller. Die nächstgelegene After-Wiesn-Club-Option ist die Alte Kongresshalle. Heimfahren ist allerdings auch immer eine gute Option.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3668918
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 16.09.2017/jana
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.