Senioren:Pflege für die Pflege

Lesezeit: 2 min

Die Zahl der Senioren in der Stadt nimmt zu, in der Pflege aber fehlen viele Fachkräfte. (Foto: Inga Kjer/Imago)

Grüne wollen Notstand mit Antragspaket entgegenwirken

Von Thomas Anlauf

Die Pflege steckt zunehmend in der Krise. Vor allem in einer teuren Stadt wie München fehlen in den kommenden Jahren Tausende Pflegekräfte. Die Mitarbeiter in den Einrichtungen leisten nicht selten Dutzende Überstunden pro Monat, um für die Patienten da zu sein. Die Grünen-Fraktion im Stadtrat hat sich die Situation der Pflege in den Münchner Einrichtungen für Senioren genauer angesehen und ein umfangreiches Antragspaket geschnürt, das die Grüne Fraktionsvorsitzende und OB-Kandidatin Katrin Habenschaden am Montag stellen wird.

Als Basis für eine gezielte Vorgehensweise in der Seniorenpflege fordert Habenschaden eine Studie zur Analyse der Situation der Pflege in den Münchner Senioreneinrichtungen als Pendant zu einer Studie, die das Gesundheitsreferat im Bereich der Geburtshilfe und Pflege in den Münchner Krankenhäusern erstellen ließ. Die hatte ergeben, dass allein im Klinikbereich in den kommenden zehn Jahren etwa 2100 Pflegefachkräfte fehlen werden. Zudem ist laut Studie die Kündigungs- und Fluktuationsrate der Pfleger in München doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Eine Chance bietet da die neue generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau und Pflegefachmann, die am 1. Januar deutschlandweit eingeführt wird. Die vereinheitlichte Ausbildung macht es leichter, zwischen Langzeitpflege in Pflegeeinrichtungen und der Klinikpflege zu wechseln. Dazu sollen aber nach Ansicht der Grünen Gesundheits- und Sozialreferat analysieren, wie der Bedarf in den verschiedenen Bereichen der Pflege, etwa von Schwerbehinderten, Wohnungslosen, Drogenabhängigen und beschützend unterzubringenden Seniorinnen und Senioren künftig besser gesteuert werden kann. Denn bislang gibt es laut Habenschaden für diese Zielgruppen "nur wenige bis keine Angebote". Es gebe "deutliche Lücken in der Versorgungskette im Pflegebereich".

Um die Zahl der Pflegefachkräfte in München zu erhöhen, fordern die Grünen, dass künftig die Stadt die Anerkennung von ausländischen Pflegekräften übernehmen kann. "Die ausreichende Versorgung der Münchner Bevölkerung ist unter anderem von Zuwanderung in die Pflegeberufe abhängig", heißt es in dem Antragspaket der Grünen. Die Anerkennungsverfahren für sogenannte Gastarbeitnehmer liegen bislang bei der Regierung von Oberbayern und dem bayerischen Gesundheitsministerium und dauern zwischen sechs und zwölf Monaten. In anderen Bundesländern läge die Verfahrensdauer laut Grünen bei etwa einem Monat.

Ein wichtiger Punkt, um Pflegekräfte zu halten, ist für die Grünen eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung für die Mitarbeiter von Münchner Pflegeeinrichtungen. So könnten dort künftig auch interne Kinderbetreuungsangebote entstehen, die möglichst flexibel sind, um auch auf Schichtdienste reagieren zu können. Außerdem soll bis Mitte kommenden Jahres eine städtische Stelle zur Beratung und Begleitung von Berufsrückkehrern entstehen. Denn nach Ansicht von Experten scheuen viele Fachkräfte einen Wiedereinstieg in den Beruf, da vor allem in der Pflege neue medizinische Erkenntnisse und Versorgungsansätze eine große Rolle spielen. "Die Bedingungen in der Pflege ändern sich gerade rapide", sagte Habenschaden am Freitag der SZ. Es fehle nicht nur Personal, auch die Zahl der Menschen, die Pflege benötigen, wachse stark. Es sei deshalb höchste Zeit zu handeln.

© SZ vom 23.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: