Sendlinger-Tor-Platz:Zwei Schüler retten einem Mann das Leben

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  • Zwei 12 und 13 Jahre alten Jungen haben einem Mann das Leben gerettet - sie waren die einzigen, die einen Rettungswagen riefen.
  • Mehrere Männer mussten vom Sendlinger-Tor-Platz ins Krankenhaus gebracht werden, nachdem sie offenbar Drogen genommen hatten.

Von Martin Bernstein

Zwei Buben, 12 und 13 Jahre alt, haben am Samstagnachmittag hingeschaut, während alle anderen weggeschaut haben. Finn und Anthony haben damit mindestens einem Menschen das Leben gerettet. Das Schockierende: Der Vorfall spielte sich um 15.13 Uhr mitten in der Stadt ab, am Brunnen am Sendlinger-Tor-Platz.

Finn und Anthony waren gerade auf dem Weg in die Au. Sie hatten mit Freunden das Kartenspiel Yu-Gi-Oh! gespielt und wollten jetzt zu Finn. An einer Bank im Schatten der Bäume neben dem Springbrunnen fielen ihnen sechs Männer auf. "Die sahen nicht wirklich gesund aus", erinnert sich Anthony, der die siebte Klasse der Mittelschule an der Wittelsbacherstraße besucht.

Zwei Männer lagen auf dem Boden, von dem Quartett auf der Bank war einer bewusstlos, zwei weitere kaum ansprechbar. Finn, der in die sechste Klasse des Asam-Gymnasiums geht, und Anthony reagierten sofort und wählten den Notruf 112. Um sie herum viele Leute. Aber niemand blieb stehen oder half. "Ich fand das erschreckend", sagt Finn. In der Nähe ließen sich junge Leute durch die dramatische Situation nicht beim Picknick stören.

"Wir sind stolz auf euch"

Die 30 bis 40 Jahre alten Männer hatten offenbar Alkohol und Drogen konsumiert - eine sogenannte Kräutermischung. Einer von ihnen rannte davon. Die anderen waren ohnmächtig oder der Ohnmacht nahe. Anthony und Finn blieben, bis Notarzt, mehrere Rettungsdienste und Feuerwehr am Ort waren. "Es dauerte nur ein oder zwei Minuten", erzählt Finn, "aber mir kam das richtig lang vor."

Ein 40-Jähriger hatte einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten. Anthony half, die Beine des Mannes zurecht zu legen. Dann konnte der Notarzt den Mann reanimieren. Insgesamt mussten laut Feuerwehr vier Patienten in Kliniken transportiert werden. Und jetzt blieben auf einmal auch Passanten stehen - um zu gaffen, zu fotografieren oder mit ihren Handys zu filmen.

"Wir sind stolz auf euch", sagte am Sonntag Polizeisprecher Carsten Neubert den beiden Buben. "Ihr habt nicht weggeschaut und habt gewusst, wie der Notruf geht." Die zwei seien Vorbilder. Doch auch Vorbilder brauchen in diesen Tagen vor allem eines: Abkühlung. Und so ging es für Anthony und Finn direkt von der Polizei zum Pilsensee.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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