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Sendlinger Moschee:Muslime wollen gegen Freistaat klagen

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"Wenn das scheitert, müssen wir wieder bei Null anfangen": Der Ditim-Vorsitzende Önder Yildiz über den Standort Gotzinger Platz und die Ablehnung durch Innenminister Günther Beckstein.

Es wird derzeit viel spekuliert über die am Gotzinger Platz geplante Moschee des türkisch-islamischen Vereins Ditim. Tatsache ist: Die CSU-geführte Regierung von Oberbayern hat das vereinfachte Genehmigungsverfahren der Stadt gestoppt und verlangt einen Bebauungsplan. Die SZ sprach mit dem Bauherrn und Ditim-Vorsitzenden Önder Yildiz über die Situation.

SZ: Wie wichtig ist der Standort am Gotzinger Platz für Sie? Hält die Ditim trotz aller Querelen am Projekt fest?

Yildiz: Selbstverständlich halten wir am Bau der Moschee am Gotzinger Platz fest. Wir wünschen uns ein würdevolles Gebäude, wo wir unserer Religion nachgehen und beten können. Eine gut sichtbare Moschee ist auch ein bedeutender Punkt für die Integration der Muslime in München. Sie wird einladend und offen sein. Alle Münchner sind in unserem Gotteshaus willkommen.

SZ: Werden Sie Ihre Klage gegen den ablehnenden Bescheid der Regierung von Oberbayern aufrechterhalten?

Yildiz: Ja. Wir haben die Klage eingereicht, derzeit erarbeitet unser Anwalt die Begründung. In den nächsten Wochen läuft dafür die Frist ab. Wann es zur Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht kommen wird, kann ich noch nicht sagen.

SZ: Mehmet Yildirim, Generalsekretär Ihres Dachverbands Ditib, hat vor einigen Wochen ein Gespräch mit Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) über die Moschee geführt. Warum haben Sie von diesem Gespräch nichts gewusst, warum waren Sie daran nicht beteiligt?

Yildiz: Herr Yildirim und Herr Beckstein haben einen guten Kontakt zueinander. Herr Yildirim ist öfter in München und hat sich mit Herrn Beckstein zu einem Gespräch getroffen. Das war kein Gespräch, das sich ausschließlich um die Moschee gedreht hat. Dieser Eindruck ist vielleicht in den Medien so entstanden. Das war aber nicht der Fall.

SZ: Welchen Einfluss hat die Ditib auf die Ditim?

Yildiz: In der Ditib sind mehr als 800 Moscheevereine in Deutschland organisiert. Unser Verhältnis zur Ditib ist gut. Wir arbeiten gut zusammen. Und: Das Grundstück unseres Zentrums an der Schanzenbachstraße gehört der Ditib.

SZ: Können Sie die Moschee auch ohne die Ditib errichten?

Yildiz: Ohne die Ditib geht es nicht. Wir haben einen Vertrag mit der Stadt München, dass unser Anwesen an der Schanzenbachstraße verkauft und das Geld für den Bau der Moschee am Gotzinger Platz verwendet wird. Die Ditim und die Ditib sind ein Verband - wir verfolgen die gleichen Ziele.

SZ: Können Sie die Moschee auch aus eigenen Mitteln errichten, oder sind Sie auf die finanzielle Unterstützung der Ditib angewiesen?

Yildiz: Wir sind auf das Geld aus dem Verkauf der Schanzenbachstraße angewiesen. Für uns ist es auch wichtig, dass uns die Ditib bei unserem Vorhaben, die Moschee am Gotzinger Platz zu bauen, nicht nur finanziell, sondern auch ideell unterstützt. Alles Geld aus dem Verkauf und die Spenden, die wir sammeln, kommen in einen Topf. Für den Bau und den Erwerb des Grundstücks benötigen wir etwas mehr als zehn Millionen Euro.

SZ: Sollte auf Grund eines Bebauungsplanverfahrens, das der Freistaat durchsetzen will, das Vorhaben am Gotzinger Platz scheitern, werden Sie dann die Moschee an der Schanzenbachstraße bauen?

Yildiz: Wenn das Vorhaben am Gotzinger Platz scheitert, gibt es kaum eine andere Möglichkeit. Über einen anderen Platz haben wir noch nicht nachgedacht. Das würde auch bedeuten, dass wir wieder bei Null anfangen müssen - und wir arbeiten jetzt schon drei Jahre daran. Das wäre viel verlorene Zeit. Wie sollen wir das unseren Mitgliedern vermitteln?

Sehen Sie, wenn sich der Bau weiter verzögert, dann hat das auch negative Auswirkungen auf die Spendenbereitschaft. Wir würden am liebsten so schnell wie möglich mit dem Bau beginnen. Für die Schanzenbachstraße haben wir natürlich bereits eine Baugenehmigung.

Aber die Aussicht, auf dem Gotzinger Platz eine Moschee zu errichten, hat für uns auch einen hohen symbolischen Stellenwert und eine integrative Funktion. Gerade die Nähe zu der katholischen Kirche St. Korbinian sagt viel über die Nähe unserer beiden Religionen aus.

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Quelle:
Interview: Andreas Flessa/SZ vom 14.12.2006
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