Süddeutsche Zeitung

Sendling:Wie Kraut und Rüben

Nach Jahren der Unsicherheit fordern Händler, Erzeuger und Betreiber von der Stadt jetzt die endgültige Entscheidung für den Bau einer neuen Großmarkthalle in Sendling - und gründen eine Internetplattform

Von Birgit Lotze, Sendling

Eine neue Initiative setzt sich für eine Zukunft des Münchner Großmarkts in Sendling ein, denn: Die große Mehrheit der Händler will in Sendling bleiben, sagt der Initiator von "Großmarkt- Sendling-Jetzt", Hans Buchhierl. Er ist Geschäftsführer des Umschlagzentrums Großmarkt München (UGM) - ein Betrieb, der Lagerflächen auf dem Gelände vermietet. Allerdings benötigten Händler, Erzeuger und Betreiber dringend Planungssicherheit. Deshalb fordert die Initiative Politiker auf, in der Juli-Sitzung des Stadtrates eine Entscheidung für den Verbleib des Großmarktes zu fällen.

Acht Jahre bereits dauert die Phase der Unsicherheit, stellte Buchhierl bei der Vorstellung der vor gut zwei Wochen gegründeten Initiative im Bezirksausschuss Sendling am Donnerstag fest, langfristige Geschäftsplanungen seien so nicht möglich. Und er rechnete vor: 2500 Arbeitsplätze sind auf dem Areal angesiedelt, 400 Unternehmen, die für die Versorgung von Bayern, der Region und München immens wichtig sind: "Wir wollen belastbare Angaben zu Terminen und keinesfalls eine Verschiebung."

Lange hätten sich die Händler nach außen ruhig verhalten, doch intern sei die Nervosität groß. Die neue Initiative will ihnen eine Plattform bieten. Als vor einigen Wochen die Fruchthändler Umzugspläne nach Vaterstetten hegten, sei öffentlich der Eindruck entstanden, die Händler wollten München verlassen. Dies könne für einige wenige zutreffen, betont Buchhierl, doch keinesfalls für die Mehrheit: "Der Großteil der Händler sagt, dass sie bleiben wollen." Auch die Einkäufer wollten eine zentrale Handelsstätte, denn: Sollten die 5000 Restaurants in der Stadt über weite Wege im Umland einkaufen müssen, verteure das die Ware unnötig.

In Sendling kommt die Initiative gut an. "Sie rennen bei uns offene Türen ein", sagte BA-Vorsitzender Markus Lutz (SPD). Der BA hat schon früh einstimmig ein Bekenntnis zum Großmarkt abgegeben, auch zwei Bürgerversammlungen haben sich für den Verbleib ausgesprochen: "Wir stehen ganz klar hinter dem Projekt." Von den Stadtteilpolitikern wünscht sich Buchhierl, dass sie bei ihren Kollegen im Stadtrat Druck machen. Offenbar sei vielen Stadträten gar nicht bewusst, wie wichtig eine zentrale Handelsstätte in München sei, zumal hierein Gelände mit einer mehr als hundert Jahre gewachsenen Struktur zur Verfügung steht. Mit einer neuen Halle könnten Arbeitsplätze und damit Gewerbesteuern erhalten werden.

Die Initiative plädiert für einen raschen Umbau des Großmarktes, so wie er nach dem Architektenwettbewerb vorgesehen ist: eine große Halle mit 500 Metern Länge, in dem die Händler konzentriert werden. Damit sei allen geholfen, so Buchhierl: Die Lebensmittelhändler hätten eine moderne Halle, die Stadt hätte Gelegenheit, ihren defizitären Eigenbetrieb zu konsolidieren und müsste nicht jährlich eine Million Euro in marode Anlagen stecken. In Sendling könnten sich auf dem frei werdenden Areal positive Aspekte für Wohn- und Gewerbezwecke ergeben.

Dass einige Stadträte die derzeit veranschlagten Kosten für den Hallenbau für zu hoch hielten und auf hundert Millionen Euro deckeln wollten, bezeichnet der Initiator von "Großmarkt-Sendling-Jetzt" als grob fahrlässig". Die Stadträte sollten sich auch an Ort und Stelle ein Bild davon machen, wie viel vom Großmarkt abhängt.

Die Initiative versteht sich als Plattform. Unter www.grossmarkt-sendling.de können Händler, Sendlinger Bürger und andere Interessierte an der Diskussion teilnehmen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3492122
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 06.05.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.