Sendling-Westpark:Verkehrszählung in Eigenregie

Sendling-Westpark: Wie viele sind es denn? Mit einem Messgerät will man in Sendling-Westpark selbst ermitteln, wie stark die Straßen des Viertels belastet sind.

Wie viele sind es denn? Mit einem Messgerät will man in Sendling-Westpark selbst ermitteln, wie stark die Straßen des Viertels belastet sind.

(Foto: Imago/Schulz)

Der Bezirksausschuss kauft sich ein Messgerät, um schnell und unbürokratisch die Belastung einzelner Straßen sowie Typ und Tempo der Fahrzeuge zu erfassen

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Mal sehen, wie viele da unterwegs sind und welches Tempo sie draufhaben. Der Bezirksausschuss (BA) Sendling-Westpark nutzt die finanzielle Freiheit durch das neue, höhere Stadtbezirksbudget für eine nicht alltägliche Anschaffung - ein Gerät nämlich, das die Verkehrsbelastung einzelner Straßen und die Geschwindigkeit der Fahrzeuge erfasst. Das Messgerät wird etwa 5000 Euro kosten und soll, nach einer entsprechenden Schulung, von BA-Mitgliedern bedient und ausgewertet werden. Mit überwältigender Mehrheit stimmten die BA-Mitglieder in ihrer jüngsten Sitzung dafür, einem bereits vor längerer Zeit gestellten SPD-Antrag zu folgen.

Der SPD-Fraktionssprecher Walter Sturm hatte die Anschaffung damit begründet, man wolle so schnell und unbürokratisch "Beschwerden von Anwohnern über zu schnelles Fahren in ihren Straßen nachgehen". Die auch vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) verwendeten Geräte analysierten nicht nur die Zahl der Fahrzeuge, sondern speicherten auch deren Geschwindigkeit. Sie lieferten verlässlichere Daten als die Radarmessungen der Verkehrsaufsicht, die für die Autofahrer oft erkennbar seien und deren Standorte meist über Radiosender "als eigentümlicher Service für die Kraftfahrer" bekanntgegeben würden. Seien die Messungen jedoch nicht erkennbar, lieferten sie realistischere Daten, zumal auch zwischen Pkw, Lkw und Motorrädern unterschieden werde. Der Datenschutz sei gewährleistet, denn es würden, anders als bei Radarfallen, keine Fotos geschossen, die amtlichen Kennzeichen würden nicht erfasst.

Das Kreisverwaltungsreferat, das die Geräte eines deutschen Herstellers aus dem Teutoburger Wald bereits seit Jahren nutzt, hat gegen die Anschaffung nichts einzuwenden: "Aus der Sicht des Kreisverwaltungsreferats kann auch der Bezirksausschuss solche Geräte in eigener Regie einsetzen", teilte die städtische Verkehrsbehörde bereits Anfang 2017 mit. Sofern sie auf öffentlichem Verkehrsgrund aufgestellt würden, sei eine Sondernutzungserlaubnis erforderlich.

Der BA-Vorsitzende Günter Keller (SPD) wies in der Diskussion vor dem Beschluss darauf hin, dass es dem KVR sicher ganz recht wäre, wenn es kein eigenes Personal zur Bedienung solcher Geräte abstellen müsse. Für den BA wiederum sei es von Vorteil, auf die Schnelle Messungen in Eigenregie vorzunehmen. Für die Grünen erklärte deren Fraktionssprecher Uwe Kramm: "So ein Gerät ist Politik im Interesse der Bürger." Er wies aber auch darauf hin, dass damit "einiges an Arbeit verbunden ist".

Genau mit diesem Arbeitsaufwand begründete Otto Seidl (CSU), der auch Mitglied des Stadtrats ist, warum er es für falsch hält, das Gerät von den BA-Mitgliedern selbst bedienen zu lassen. "Wer kümmert sich darum, können wir das überhaupt leisten?" Er plädierte dafür, das Messgerät zwar anzuschaffen, es aber dem KVR zu überlassen und es mitsamt den dortigen Spezialisten für Einsätze im Stadtviertel anzufordern. Mit dieser Haltung blieb er im Stadtviertel-Gremium jedoch allein. Der CSU-Fraktionssprecher Alfred Nagel, der sich ebenso wie BA-Chef Günter Keller bereits eingehend mit den Geräten befasst hat, begrüßte außerdem, dass die Einsatzorte des Geräts vom Bezirksausschuss in nichtöffentlicher Sitzung beraten werden sollen.

Die Geräte sind von der Bundesanstalt für Straßenwesen zertifiziert. Die Box kann relativ einfach am Straßenrand installiert werden und liefert durch Akkubetrieb bis zu zwei Wochen lang Daten. Zusätzlich kann direkt am Gerät auch der Verkehrslärm gemessen werden. Aber nicht nur der motorisierte Verkehr, sondern auch die Fahrräder können damit erfasst werden. Die Box wird in etwa einem Meter Höhe am Radweg montiert und umfasst nicht nur die Zahl der Fahrräder und deren Fahrtrichtung, sondern auch deren Geschwindigkeit.

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