Sendling-Westpark:Schlagabtausch vor dem Tunnel

Fraktionen geraten wegen der Ansprache zur Eröffnung heftig aneinander

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Vor der Feier fliegen die Fetzen: In der Frage, wie und mit wie viel Geld sich der Bezirksausschuss (BA) am Bürgerfest zur Eröffnung des Ring-Tunnels Südwest beteiligen soll, haben sich die Fraktionen in der Sitzung am Donnerstagabend einen heftigen Schlagabtausch geliefert. Es fielen Wörter wie "kompletter Unsinn" oder "Blödsinn". Auslöser dafür war die CSU, die behauptete, das für die festliche Eröffnung am Luise-Kiesselbach-Platz zuständige Baureferat habe ein Rederecht für den BA-Vorsitzenden Günter Keller (SPD) von einem ansehnlichen Zuschuss zum Kulturprogramm am 25. Juli abhängig gemacht. Otto Seidl (CSU), der auch dem Stadtrat angehört, behauptete außerdem, das Baureferat wolle diese Rede vorab sehen.

Das wiederum, so entgegnete BA-Chef Günter Keller, sei "kompletter Unsinn". Keller wies darauf hin, dass er keineswegs im Sinn habe, bei der Eröffnung eine "parteipolitische Rede" zu halten. Er erinnerte daran, bereits vor einiger Zeit dem erweiterten Vorstand des Stadtteil-Gremiums zugesichert zu haben, dass er die Grundzüge seiner Ansprache dort vorher skizzieren werde, um sie abzustimmen. Ihm gehe es schließlich darum, in der Ansprache die Sicht des ganzen Gremiums wiederzugeben. Im Übrigen warb Keller dafür, dass der Bezirksausschuss aus seinem Budget einige der Programmpunkte - speziell die kulturellen Angebote aus dem Viertel - mit einem Zuschuss unterstütze.

Ob jemand im Baureferat tatsächlich ein etwaiges Rederecht tatsächlich mit der Zahlung eines Zuschusses verknüpft hatte, ließ sich zwar nicht klären. Die CSU sprach dennoch davon, dass versucht worden sei, "dass wir uns das Rederecht erkaufen". Sollte man dies tatsächlich versucht haben, wäre dies, so auch der Tenor bei den Grünen, völlig unakzeptabel. Grünen-Sprecher Uwe Kramm signalisierte, dass die Fraktion einen Zuschuss von 1000 Euro gewähren würde. Die CSU blieb bei ihrem Nein, unterstützt von einer Grünen-Stimme und von FDP-Mann Steffen Kläne, zog aber mit zehn zu zwölf Stimmen gegen Rot-Grün den Kürzeren.

Im Zuge der Debatte wurden dann auch noch die Schlachten der Vergangenheit erneut geschlagen. Die CSU warf der SPD vor, oft gegen den Tunnelbau gestimmt zu haben, das fertige Resultat nun aber als "Höchstes der Gefühle" zu preisen. Die Grünen bekannten, dass sie einst tatsächlich gegen den Bau waren. "Heute aber haben wir unsere Meinung zu dem Tunnel revidiert", sagte Uwe Kramm, "wir freuen uns, dass er eröffnet wird, weil er für unser Stadtviertel eine starke Aufwertung bedeutet".

Am Rande der Sitzung wurde bekannt, dass es im neuen Tunnel bereits eine Woche vor der Eröffnung zur Sache geht. Veranstalter Alexander Wolfrum wird in der Röhre an drei Nächten ein Party-Event organisieren. Am Donnerstag darauf, am 23. Juli, steigt um 19 Uhr an gleicher Stelle der Luise-Kiesselbach-Tunnellauf; die 1500 Plätze dafür waren binnen zwei Tagen ausgebucht.

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