Sendling-Westpark:Sauberes Ergebnis

Luise-Kiesselbach-Tunnel in München freigegeben, 2015

Jede Menge Abgase: Seit Sommer 2015 rollen die Autokolonnen durch den neuen Südwest-Tunnel am Mittleren Ring. Rund um den Trassenverlauf wurden an acht Punkten die Werte von Feinstaub und Stickoxide ermittelt. Die Ergebnisse liegen unter dem zulässigen Jahresmittelwert, heißt es.

(Foto: Florian Peljak)

Nach mehr als zwei Jahren Betrieb zeigen die ersten Messungen, dass die Schadstoffbelastung im Umfeld des Luise-Kiesselbach-Tunnels im zulässigen Rahmen liegt. Die Reaktion im Lokalgremium: "Halleluja"

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Die Autolawine rollt nun schon seit dem Sommer 2015 durch den Untergrund, aber wie ist die Lage an der Oberfläche, wie hoch die Luftverschmutzung nach dem Bau des neuen Luise-Kiesselbach-Tunnels? Sie hält sich offenbar im Rahmen. Die ersten Messergebnisse an insgesamt acht Punkten rund um den Trassenverlauf des Tunnels deuten darauf hin, dass die Werte für Feinstaub und für Stickstoffdioxid unter dem vom Gesetzgeber festgelegten zulässigen Jahresmittelwert bleiben. Mit Ergebnissen zwischen 21 und 23 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft liegen alle Messstationen unter dem zulässigen Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm.

Überschritten wurde dieser Jahresmittelwert im ersten Halbjahr 2017 an zehn bis 14 Tagen, was aufs Jahr hochgerechnet etwa 25 Tage ergeben würde. Vorgeschrieben ist, dass der Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub nicht öfter als an 35 Tagen überschritten werden darf. Man könne also, so das Fazit des städtischen Referats für Gesundheit und Umwelt (RGU), "als vorläufiges Ergebnis für diesen Zeitraum die Einhaltung der Grenzwerte" konstatieren.

Es ist der Beharrlichkeit des Bezirksausschusses (BA) Sendling-Westpark zu verdanken, dass dieses Resultat vorliegt. Das RGU wollte zunächst ein Jahr lang messen lassen und erst im Frühjahr 2018 die ersten Werte vermelden. Die BA-Mitglieder quer durch die Fraktionen wollten sich aber nicht damit abfinden, dass man erst knapp drei Jahre nach Eröffnung des Tunnels Aufschluss über die Belastung an der Oberfläche bekommen sollte.

Der BA-Vorsitzende Günter Keller (SPD) forderte die Umweltschutzreferentin Stephanie Jacobs (CSU) auf, erste Ergebnisse der am 1. Januar 2017 gestarteten Messreihe schon jetzt vorzulegen. Zunächst hatte sie sich geweigert, weil die Zwischenergebnisse erst eine Qualitätssicherung durchlaufen müssten. Damit wollte sich der BA nicht abfinden und bestellte zunächst den RGU-Experten Ulrich Teichmann in die Sitzung. Der sagte zwar: "Qualität geht vor Schnelligkeit." Aber nach Kellers Brief lenkte die Umweltschutzreferentin doch noch ein.

Im Stadtviertel-Gremium wurden diese Zwischenergebnisse noch nicht im Detail diskutiert. Eine erste Reaktion kam von dem CSU-Fraktionssprecher Alfred Nagel, der sich zu einem "Halleluja"-Ruf hinreißen ließ und danach erklärte: "Nicht auszudenken, wenn die Grenzwerte im realen Betrieb überschritten worden wäre." Als nächstes wird sich der Unterausschuss Bauen und Umwelt mit dem Zahlenmaterial befassen.

Dabei dürften die Stadtviertelpolitiker den Fokus insbesondere auf die Belastung mit Stickstoffdioxid richten. Dafür gelten europaweit Jahresgrenzwerte von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Die Ergebnisse an den acht Messpunkten rund um den Südwest-Tunnel nähern sich diesem Wert. Es wurden Ergebnisse zwischen 26 Mikrogramm (Heckenstallerpark und Garmischer Straße) und 39 Mikrogramm (Einfahrt zum Heckenstallertunnel, östlich der Passauerstraße) ermittelt.

Die Messungen begannen erst Anfang 2017, nach Abschluss der Straßenarbeiten an der Oberfläche. Das Baureferat war im Planfeststellungsverfahren dazu verpflichtet worden. Vorgesehen ist auch, dass die nun ermittelten Werte mit jenen vor dem Bau des Tunnels verglichen werden. Dies allerdings sei, so Umweltschutzreferentin Jacobs, "erst mit erheblichem Aufwand nach Abschluss des gesamten Messjahres möglich".

Den Zuschlag für die Messreihe hat die Firma Infraserv aus Burgkirchen erhalten. Und deren Geräte funktionieren offenbar gut. Eines davon wurde probehalber an den Stachus neben die offizielle Messstation des Landesamts für Umwelt gestellt - und registrierte fast die gleichen Ergebnisse.

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