Süddeutsche Zeitung

Sendling-Westpark/Obersendling:Paradies im Wald

In den angrenzenden Stadtbezirken hegen die Lokalpolitiker große Pläne zur Aufwertung des Südparks. Gemeinsam mit Baufachleuten und Landschaftsarchitekten präsentieren sie jetzt ein umfassendes Konzept

Von Jürgen Wolfram, Sendling-Westpark/Obersendling

Ausgetretene Pfade, kaum identifizierbare Zugänge, veraltete Spiel- und Sportgeräte: Vom Status einer besonderen Attraktion ist der Südpark, auch Sendlinger Wald genannt, ziemlich weit entfernt. Kein Vergleich mit gepflegten Anlagen wie dem Westpark oder dem Ostpark. Doch das soll sich in absehbarer Zeit gründlich ändern. Die Anrainer-Stadtbezirke Sendling-Westpark und Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln drängen die Stadt zu einer durchgreifenden Aufwertung des 60 Hektar großen, waldreichen Areals. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung von Mitgliedern der jeweiligen Bezirksausschüsse mit Baufachleuten und Landschaftsarchitekten wurde jetzt ein umfassendes Konzept präsentiert und diskutiert. Vorausgegangen waren Workshops mit Jugendlichen und Parkbesuchern aus den umliegenden Vierteln, deren Wünsche und Anregungen in die Vorlage weitgehend eingearbeitet worden sind. Am Ende des Planungsprozesses könnte ein Freizeitparadies entstehen, das den Münchner Südwesten in ein Ausflugsziel par excellence verwandelt. Noch dürften die wenigsten Stadtbewohner den Park überhaupt kennen, und wenn dort im vergangenen Sommer nicht das Kunstprojekt "SüdpART2" zwischen sturmzerzausten Bäumen stattgefunden hätte, wären es noch einige Dutzend weniger.

Im Fokus der Veränderung, die mehr sein soll als Kosmetik, steht der Parkbereich westlich der Höglwörther Straße. Eine der Schwerpunktzonen ist der Zugang an der Boschetsrieder Straße. Das ist kein Zufall, denn gleich schräg gegenüber, an der Drygalskiallee, wächst auf dem ehemaligen Eon-Gelände gegenwärtig das neue Quartier "Am Südpark" empor. Dessen künftigen Bewohnern, aber auch vielen anderen Obersendlingern und Fürstenriedern will man wohnortnahe Erholungsmöglichkeiten bieten. "Die geplante Aufwertung des Südparks gewinnt an Bedeutung und Wert durch die starke Bebauung in der Umgebung", erläutert Hans-Jürgen Gerhards, Sprecher des Unterausschusses Umwelt und Baumschutz im Bezirksausschuss 19.

Folgt man der Beschreibung des Freisinger Landschaftsarchitekten Rolf Lynen, soll dieser südliche, leicht zugängliche, trichterförmige Parkeingang ("Blühendes Tor") den Charakter einer verlockenden Einladung annehmen. Vorgesehen sind die Erneuerung und Aufwertung bestehender Wege, deren Begleitung durch einen Saum aus Stauden, neue Sitzmöbel, die Pflanzung von Obstbäumen und Blumen. Auf Versiegelung soll verzichtet werden, wie überhaupt auf allzu gravierende Eingriffe. "Wir versuchen, viel von dem aufzugreifen, was schon da ist", verspricht Lynen. Eine enge Absprache mit Naturschützern sei garantiert und zeige sich unter anderem darin, dass zur Umsetzung des umfänglichen Konzepts lediglich zwei Bäume gefällt werden müssten.

Weiteres Kernstück des Vorhabens ist eine Kletter- und Spiellandschaft im südwestlichen Teil des Parks. "Fühlen, tasten, bauen, rutschen, balancieren, schaukeln, hangeln", an alles ist gedacht. Getrennt nach Altersgruppen, sollen sich Kinder bis etwa zum zwölften Lebensjahr hier austoben oder in einer Sandgrube mit hölzerner, schlangenartiger Einfassung spielen. Damit den Eltern oder sonstigen Begleitpersonen nicht langweilig wird, sind kommunikationsfördernde Sitzgruppen mit Tischen im Gespräch, wie man sie vom Westpark her kennt. In der Diskussion wurde die Befürchtung geäußert, die drei Spielinseln könnten mit bis zu 15 Metern zu weit auseinander liegen, sodass Mütter und Väter von Kindern in unterschiedlichem Alter Schwierigkeiten hätten, ihre Sprösslinge im Blick zu behalten. Ein Aspekt, der noch eingehend geprüft werden soll.

Groß geschrieben werden im Südpark von morgen Spiel und Sport für Jugendliche und Erwachsene. Zwar existieren in dem Areal, das bis zu einer ersten Umgestaltung um 1970 auch als Sendlinger Wald bekannt war, bisher schon Liegewiesen, Trimm-Dich-Pfad, Skateranlage und Tischtennisplatten. Doch das Angebot, über das inzwischen zur Ausgestaltung eines dritten Aufwertungsbereichs geredet wird, übertrifft an Fülle und Attraktivität alles, was in Stadtparks bisher üblich gewesen ist. Neben einem aufgepeppten Bolzplatz und vier Tischtennisplatten stehen eine Boule-Bahn, eine bis zu drei Meter hohe Boulderwand, Rasenschach, Seilbahn, ein Basketballfeld, Slackline- und Trampolin-Anlagen, Stockbahnen mit Unterstand, ein Parcours mit Stangen und Mauern ("Calisthenics") sowie eine "Chill-Area" auf der Wunschliste. Chillen sieht in diesem Fall so aus, dass man aus Liegenetzen den Blick in die Baumkronen richtet. Die umliegenden Wiesen sollen ausdrücklich "zur Bewegung" einladen.

Inwieweit die Beleuchtung im Südpark ergänzt werden kann, ist noch offen, ebenso wie die vielfach gewünschte Schaffung einer festen Toilettenanlage statt der bisher üblichen Dixi-Klos. Das Problem: Bisher gibt es in dem Park keine Wasserleitung. Rechnung tragen will man dem Umstand, dass der Südpark bei Hundebesitzern überaus beliebt ist. "Einschränkungen" sind in deren Kreisen ausdrücklich unerwünscht. Auf Leinenzwang und Sperrzonen für Vierbeiner soll folglich auch in Zukunft verzichtet werden. Gleichwohl waren sich die Sitzungsteilnehmer einig mit Günter Keller (SPD), dem Vorsitzenden des Bezirksausschusses Sendling-Westpark, dass zumindest die Sport- und Spielanlagen "hundefrei" bleiben müssten. Auf Anleingebote in diesen Bereichen sollen zunächst Schilder hinweisen, man setzt auf Einsicht und Sozialkontrolle. Konflikte zwischen Hundehaltern und anderen Parknutzern habe es kaum jemals gegeben, hieß es. Man setze darauf, dass es so bleibt.

Einen echten Standortnachteil der Südpark-Westseite, die im Zentrum der Parkplanung steht, stellt die angrenzende Garmischer Autobahn mit ihren Lärm- und Abgasemissionen dar. Hier sehen die Planer jedoch keine Korrekturmöglichkeit, etwa in Form einer Schutzwand. "Wir befinden uns im Landschaftsschutzgebiet, insofern müssen wir im Bereich des Machbaren bleiben", sagte Landschaftsarchitekt Lynen.

Ansonsten könne man "in diesem wegen seiner intensiven Bürgerbeteiligung ganz besonderen Planungsprozess" über alles reden, denn man befinde sich noch im Stadium der Abstimmung. Im März 2018 soll erneut Gelegenheit dazu bestehen. Unter anderem die Jugendlichen aus dem Treff "Treibhaus" in Fürstenried sind dann eingeladen, Ideen zu entwickeln. Die beiden betroffenen Bezirksausschüsse bleiben aufgerufen, "einen vertieften Untersuchungsauftrag" zu erteilen.

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Quelle:
SZ vom 05.01.2018
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