Sendling-Westpark/Neuhausen:Tiefe Risse vor der Entscheidung

Markierte Fahrradspur an Kreuzung in Müchhen, 2013

Gefahrstelle: Schüler auf Rädern müssen auf dem Weg zum Unterricht oft die Fürstenrieder Straße queren.

(Foto: Stephan Rumpf)

Am Mittwoch steht der Trassen-Beschluss über die neue Straßenbahn-Westtangente auf der Tagesordnung des Stadtrats. Noch immer sorgen Detailplanungen zum Projekt für Diskussionen in den betroffenen Bezirksausschüssen

Von Thomas Kronewiter und Sonja Niesmann, Sendling-Westpark/Neuhausen

Wenige Tage vor der Debatte im Rathaus zeigt sich beim Aufreger-Projekt Tram-Westtangente einmal mehr die Zerrissenheit der Bevölkerung und ihrer politischen Vertreter. Ungeachtet einer gemeinsam beschlossenen Liste von Einzelanmerkungen lehnt etwa die CSU im Bezirksausschuss Sendling-Westpark den am Mittwoch anstehenden Trassierungsbeschluss in der seit Wochen in den Stadtvierteln kursierenden Fassung weiter ab.

Die CSU-Politiker setzten sich mit diesem Votum zwar selbst in ihrem Gremium nicht durch. Allerdings waren sich die Stadtteilvertreter fraktionsübergreifend einig, dass die Neuerrichtung einer Straßenbahnlinie vom Romanplatz in Neuhausen-Nymphenburg via Fürstenrieder und Boschetsrieder Straße zum U-Bahnhof Aidenbachstraße in Obersendling eine Reihe von Problemen mit sich bringt, von denen die lange Übergangszeit bis zur Premierenfahrt der Tram nur eines ist.

Während die Christsozialen dies zum Anlass nahmen, das gesamte Papier abzulehnen, begnügten sich die übrigen Fraktionen mit einem vorab bis ins Detail abgestimmten Katalog von Anmerkungen und Forderungen. Sie mochten sich auch nicht dem CSU-Vorstoß anschließen, statt des langen Wartens in einem "schwarzen Loch" auf die Straßenbahn auf dieser Trasse moderne, baldmöglichst auf Elektroantrieb umzustellende Buszüge mit möglichst dichtem Takt einzuführen.

Ungeachtet des stattdessen beschlossenen Detailkatalogs begrüßt der Bezirksausschuss Sendling-Westpark, dass eine ganze Reihe von Änderungswünschen von Bürgern wie Politikern tatsächlich berücksichtigt worden sei. Dazu gehören etwa eigene Linksabbiegemöglichkeiten an den Kreuzungen der Fürstenrieder mit der Ehrwalder und Guardinistraße sowie - in südlicher Richtung - mit der Meier-Helmbrecht- und der Ossingerstraße. An der Andreas-Vöst-Straße soll es dagegen in südlicher Richtung keine Linksabbiegemöglichkeit mehr geben, um Schüler speziell auf Fahrrädern die Chance zu nehmen, auf dem Weg zum Erasmus-Grasser- und zum Ludwigsgymnasium die Fürstenrieder Straße diagonal zu queren. Diesem Wunsch der Schulfamilie, die darin ein "großes Sicherheitsrisiko" sieht, schlossen sich die Bürgervertreter von Sendling-Westpark nach kurzer Debatte an.

Eine kontroverse Diskussion entspann sich zur Rad- und Fußwegunterführung am Waldfriedhof-Haupteingang. Der Bezirksausschuss ist in seiner Mehrheit der Ansicht, dass diese "Jahrzehnte lang bewährte, wichtige Rad- und Fußgängerquerung" unter der Fürstenrieder Straße keinesfalls aufgegeben werden darf. Jens Röver (SPD), zugleich auch Stadtratsmitglied, konnte dies allerdings nicht verstehen: "Die Unterführung ist alt, nicht barrierefrei, und eine Ampel befindet sich nur wenige Meter weiter." CSU-Sprecher Alfred Nagel wusste dagegen, dass die Unterführung vor vielen Jahre eigens für die Radler eingerichtet worden sei. Diese Auffassung setzte sich knapp durch.

Die Lokalpolitiker freuen sich im Übrigen, dass an der Nordostecke von Waldfriedhof- und Würmtalstraße der Platz vor dem neu zu schaffenden Quartierszentrum in die Planung miteinbezogen wird. Dieses Zentrum soll baldmöglichst realisiert werden, unabhängig von den Tram-Planungen. Schließlich will man in Sendling-Westpark auch die Fahrradfahrer nicht vergessen. Für sie sollte es am besten auf beiden Fahrbahnseiten einen Zwei-Richtungs-Radverkehr geben, mit ausreichend Abstellflächen in der Nähe von Haltestellen.

Während in Sendling-Westpark eine Stunde bis in alle Verästelungen hinein diskutiert wurde, war das Thema Tram-Tangente im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg binnen Minuten abgehakt. Die CSU stimmte geschlossen dagegen. Er wolle aber nicht noch einmal alle Argumente aufwärmen, erklärte Fraktionssprecher Leo Agerer. Nur eines: In der Wotanstraße, der Etappe auf Nymphenburger Grund, werde es an einigen Stellen sehr eng werden für die Autofahrer. Denn während zwischen Romanplatz und Hirschgartenallee der Kfz-Verkehr eine eigene Spur habe und sich die zweite mit der Trambahn teile, verliefen die Gleise zwischen Hirschgartenallee und Kemnatenstraße auf beiden Fahrspuren. Wenn die Tram dann an der Richildenstraße halte, müssten auch die Autos stoppen - vor allem morgens und abends werde es wohl Stau geben.

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