Sendling-Westpark:Musik im Container

Band-Proberaum in München, 2017

Kann schon mal laut werden: Übungsräume wie dieser entstehen nun in Sendling-Westpark.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Stadt will zehn Übungsräume für Bands aufbauen. Das Pilotprojekt soll 2,3 Millionen Euro kosten. Betrieben wird das Probenzentrum, das im Jahr 2020 fertig sein soll, vom benachbarten "Feierwerk"

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Platz für mehr als 100 Bands werden die neuen Proberäume bieten, die im Gewerbegebiet an der Adi-Maislinger-Straße geplant sind. "Ich bitte um tosenden Applaus für diese Bereicherung", sagte der SPD-Stadtrat Jens Röver am Dienstagabend im Bezirksausschuss Sendling-Westpark, dem die Pläne auf den letzten Drücker vorgelegt wurden. Bereits am heutigen Donnerstag soll der Stadtrat in einer gemeinsamen Sitzung von Kommunal- und Kulturausschuss den Projektauftrag erteilen, zwei Jahre nach dem Grundsatzbeschluss "Platz für den musikalischen Nachwuchs - Schaffung von Musikproberäumen".

Für das Pilotprojekt rechnet die Stadt mit einer Investitionssumme von knapp 2,3 Millionen Euro. Die Planer betreten mit diesem Vorhaben Neuland, denn die Proberäume müssen über einen hervorragenden Schallschutz verfügen, um die Nachbarn nicht zu belästigen. Container für die Büronutzung, die eine kostengünstige Lösung wären, scheiden deshalb aus. Es stellte sich überdies heraus, dass es am Markt noch keine funktionierenden, adäquat schallgeschützten Proberäume gibt. Deshalb haben die städtischen Experten auf ein System in Holzbauweise gesetzt, das die akustischen und technischen Anforderungen gleichermaßen meistert. Außerdem, so preist die Vorlage für die Rathaussitzung, sei das vom Baureferat und einem Architektenbüro entwickelte System auch optisch ansprechend. Zudem hat es den Vorteil, dass es mit relativ wenig Aufwand wieder ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden kann.

Das ist speziell an der Adi-Maislinger-Straße auch unbedingt nötig, denn das Grundstück, auf dem die Holzbauten stehen werden, erlaubt nur eine Zwischennutzung für fünf Jahre. Danach geht das Grundstück wieder an die Münchner Gewerbehof- und Technologiezentrum GmbH. Trotz dieser zeitlichen Einschränkung halten die Planer das Projekt für wirtschaftlich. Da der Probenbetrieb rund um die Uhr möglich sein wird, können die laufenden Neben- und Betriebskosten aus den Einnahmen bestritten werden.

Betrieben wird das Probenzentrum vom benachbarten "Feierwerk", ein Trägerverein im Bereich der Jugend- und Popkultur, der auch über eine "Fachstelle Pop" verfügt. Feierwerk-Geschäftsführer Ernst Wolfswinkler, der in die BA-Sitzung gekommen war, zeigte sich angetan von dem Vorhaben. Er unterstrich, dass es höchste Zeit dafür ist, dieses Zentrum zu bauen, denn allein in den nächsten Jahren würden mehr als 100 Räume, die bisher für Proben genutzt wurden, verschwinden. Da die neuen Räume an der Adi-Maislinger-Straße stundenweise genutzt werden können, hielten sich die Kosten für die Nachwuchs-Musiker in Grenzen. Man werde mit Kosten von 12 bis 15 Euro pro Musiker und Monat auskommen, sagte Wolfswinkler. Das Planungskonzept orientiert sich an den Vorgaben aus dem Grundsatzbeschluss von 2015. Dieser sieht die Errichtung von zwölf Containern vor, vier davon sollen zusammengelegt werden. Dadurch entstehen acht kleine und zwei große Proberäume sowie Räume für Toiletten und Büros. Es stellte sich schnell heraus, dass herkömmliche Stahlcontainer wegen des mangelnden Schallschutzes nicht geeignet sind. Auch die Variante mit Stahlbetonfertigteilen wurde verworfen, weil der Innenausbau eine vergleichsweise lange Bauzeit nach sich zieht. Am günstigsten erwies sich das Modell mit zu 90 Prozent vorgefertigten Raumzellen in Holzsystembauweise, wie sie derzeit auch für Wohnungen für Flüchtlinge zum Einsatz kommen.

Die Stadt will mit dem Bau "unverzüglich" beginnen, "damit in absehbarer Zeit wenigstens an einer Stelle in München die Stadt in Zusammenarbeit mit einem nicht-kommerziellen Betreiber" Proberäume für Bands anbieten kann. Falls alles nach Plan läuft, könnten die ersten Gitarrenriffs in den neuen Räumen 2020 ertönen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: