Sendling-Westpark:In Würde sterben

Bürger wünschen sich eine Palliativstation im Altenheim St. Josef, der Träger sieht derzeit keinen Weg zur Finanzierung

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Die Bürger im Viertel wünschen sich, dass im Altenheim St. Josef am Luise-Kiesselbach-Platz eine Palliativstation entsteht. Begründet wurde die im November 2016 von der Bürgerversammlung erhobene Forderung damit, es sei nicht hinnehmbar, dass Menschen nicht in Ruhe und Würde sterben können, nur weil dafür die Räume und das Personal fehlten. Es sei eine Zumutung, dass in ein und demselben Zimmer Gesundheitspflege und Sterbebegleitung gleichzeitig geleistet werden müsse.

Zwar sieht der städtische Altenheim-Träger Münchenstift grundsätzlich die Vorteile einer solchen Palliativabteilung, so das Sozialreferat in einer Vorlage, die vorige Woche im Bezirksausschuss (BA) Sendling-Westpark erörtert wurde. Man beschäftige sich "deshalb schon länger mit der Frage, ob ein derartiger Bereich umgesetzt werden kann", zumal das Thema "Stärkung des Hospiz- und Palliativgedankens" ein weiteres "wichtiges und sicherlich richtiges Angebot im Portfolio des Unternehmens". Hinzu komme, dass das Angebot an reinen Hospizplätzen in München sehr gering sei. Zwar sei die Palliativversorgung inzwischen Bestandteil der Regelversorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung. Pflegeheime seien verpflichtet, Kooperationsverträge mit Haus- und Fachärzten abzuschließen und mit ambulanten Hospizdiensten zusammenzuarbeiten.

Den Pflegeheimen wurde ermöglicht, ihren Bewohnerinnen und Bewohnern eine Versorgungsplanung für die Betreuung in der letzten Lebensphase zu präsentieren. Die Finanzierung eigener Palliativstationen in stationären Einrichtungen der Altenpflege wie dem Haus St. Josef sei hingegen von dem Ende 2015 verabschiedeten Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung nicht vorgesehen. Der Gesetzgeber habe bei diesem Gesetz wie auch bei anderen Bestimmungen im Bereich der Pflege vor allem auf ambulante Lösungen, weniger auf stationäre gesetzt. Trotzdem sei die Münchenstift "weiter sehr daran interessiert", eine Finanzierung sicherzustellen, zum Beispiel in einer Kooperation mit einem Hospizverein. Bis es soweit ist, will man im Unternehmen den Palliativgedanken durch eine Fachreferentin stärken. Die BA-Mitglieder nahmen die Ausführungen bedauernd zur Kenntnis und stimmten unisono für die Vorlage.

Richard Stahnsdorf, der dem Seniorenbeirat angehört und fast immer in den BA-Sitzungen anwesend ist, stellte daraufhin den Antrag, dass sich die Stadt an die Bundesregierung wendet, um durch ein neues Gesetz eine Palliativversorgung auch in stationären Anlagen zu ermöglichen. Der CSU-Fraktionssprecher Alfred Nagel wies Stahnsdorf jedoch darauf hin, dass dieser Antrag am besten stadtübergreifend gestellt werden sollte - zum Beispiel im städtischen Seniorenbeirat. Inzwischen hat auch die Rathaus-SPD das Thema aufgegriffen. Die Heime sollten frei entscheiden dürfen, ob sie den freiwilligen städtischen Zuschuss auch zur Finanzierung einer Palliativfachkraft nutzen.

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