Süddeutsche Zeitung

Sendling-Westpark:Hartes Ringen um begrenzten Raum

Bei einer Ideenwerkstatt im Sozialbürgerhaus haben circa 30 Bürgerinnen und Bürger erste Vorschläge zur Neugestaltung des Partnachplatzes erarbeitet. Im Januar sollen sie der Öffentlichkeit präsentiert werden

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Richtig einladend ist der Partnachplatz nicht - noch nicht. Das könnte sich bald ändern, denn jetzt ist klar, was sich die Bürger wünschen, damit dieses von drei Straßen eingegrenzte Areal zu einem attraktiven Treffpunkt des Viertels wird. Drei Stunden lang rangen am Dienstagabend etwa 30 Teilnehmer einer Ideenwerkstatt im Sozialbürgerhaus an der Meindlstraße in lebendigen, zum Teil auch emotional geführten Diskussionen um eine gute Lösung.

Schon zu Beginn der Veranstaltung, die von Susanne Flynn, Martina Fischer-Albang und Wolfgang Heidenreich vom Verein "Urbanes Wohnen" moderiert wurde, war allen Beteiligten klar: Um alle Wünsche zu verwirklichen, müsste der Platz zunächst schon mal viel größer sein. Schweren Herzens akzeptierten alle Beteiligten, dass man die Fläche nicht beliebig vermehren kann. Allzu kühnen Plänen steht im Süden die Albert-Roßhaupter-Straße mit ihren je zwei Spuren in jede Richtung im Weg, im Nordosten mündet die Zillertalstraße auf den Platz.

Rein theoretisch könnte man sie für Durchfahrten sperren und auch auf der Westseite des Platzes ein Durchkommen für Autos verhindern, doch das wollten offenbar die wenigsten. Wie bereits in der Bürgerversammlung im vorigen Jahr wurde einer Fußgängerzone nach Harras-Vorbild eine klare Absage erteilt. Eine ebenso klare Mehrheit zeichnete sich jedoch dafür ab, die beiden Straßen an der Nord- und an der Westseite des Platzes zu verkehrsberuhigten Zonen umzubauen, in denen Autos, Radler und Fußgänger aufeinander Rücksicht nehmen.

In drei Arbeitsgruppen suchten die Teilnehmer des Workshops nach den besten Lösungen, wie die Aufenthaltsqualität auf dem Platz zu verbessern wäre, etwa durch einladende Gastronomie und neue, kleine Geschäfte. Zum anderen wollte man ausloten, wie man die Übergänge der einzelnen Bereiche besser, fließender gestalten, also möglichst viele Barrieren zwischen den einzelnen Nutzungen wie Erholung im Grünen samt Spiel und den für die Mobilität reservierten Flächen abbauen könnte.

Bei der dritten Gruppe, die sich um Straßen, Wege und eventuell auch um die Fußgängerzone kümmern sollte, war der Andrang am größten. Dort wurde offenbar auch besonders hitzig debattiert. Diejenigen, die eine reine Fußgängerzone ablehnen und so gut wie keinen Autoparkplatz verlieren wollen, setzten sich deutlich durch, plädierten jedoch für verkehrsberuhigte Zonen, um den Durchgangs- und Schleichverkehr vom Platz fernzuhalten.

Eine deutliche Mehrheit zeichnete sich im abschließenden Plenum auch für die Forderung ab, den Radlern genügend und attraktive Stellplätze anzubieten. Derzeit ist es nämlich so, dass die Fahrräder zu Hunderten den Platz zustellen, weil die Stellplätze entlang der Straße und rund um den U-Bahn-Eingang nicht ausreichen. Apropos U-Bahn-Gebäude: Vielen erscheint es zu groß dimensioniert. Könnte man es nicht abreißen und den so entstehenden Freiraum neu nutzen? Oder könnte man das Eingangsgebäude durch den Einbau eines Cafés besser nutzen? Derzeit gibt es dort nur einen Geld- und mehrere Fahrkartenautomaten, eine Foto-Kabine und einen Backshop. Bei den Diskussionen in den Arbeitsgruppen war auch zu beobachten, dass es nicht gerade einfach ist, die Interessen der Jugend und die der älteren Menschen auf einen Nenner zu bringen. "Ich lass' mich nicht als Ü 70 beleidigen", entfuhr es der früheren CSU-Stadträtin Ilse Nagel, als eine jüngere Teilnehmerin kritisierte, dass zu viel über Ruhebänke statt über Angebote für Jugendliche geredet werde.

Die Jugend war im Workshop unterrepräsentiert. Ein junges Elternpaar war gekommen und diskutierte mit, damit ihr kleiner Noah Levi, der munter durch die Gänge flitzte, später mal einen runderneuerten Partnachplatz genießen kann. Einen großen Spielplatz wird es dann wohl nicht geben, aber vielleicht eine Spielecke mit kreativen Angeboten, etwa einem Wasserspiel. In dieser Arbeitsgruppe, die vor allem die Chancen für neue Angebote auf dem Platz diskutierte, hielt auch Rebecca Sturm die Fahne der Jugend hoch. Sie hatte in ihrer Familie - ihr Vater Walter Sturm ist Fraktionssprecher der SPD im Bezirksausschuss (BA) Sendling-Westpark - immer wieder mal gefragt, wann der Platz endlich neu gestaltet wird. Nun nahm sie die Chance selbst wahr, etwas zu bewegen. Ihrer Meinung nach ist das Areal vor allem bei Dunkelheit wenig einladend: "Abends ist der Platz nicht angenehm." Eine bessere Beleuchtung könnte, so ergab die Diskussion, die Situation verbessern.

Die BA-Mitglieder hatten in ihrer jüngsten Sitzung vereinbart, sich beim Workshop nicht zu beteiligen, sondern lediglich zur Präsentation der Ergebnisse zu kommen. Man wolle, so der BA-Vorsitzende Günter Keller (SPD), dass die Bürger selbst ihre Meinung äußern, ohne von den Lokalpolitikern beeinflusst zu werden. Ein paar frühere BA-Mitglieder diskutierten jedoch ebenso eifrig mit wie all die anderen Bürger mit, etwa die frühere BA-Vorsitzende Ingrid Notbohm und der Arzt Hans-Peter Burkhart, der für die SPD bis 2014 im Stadtteilparlament saß und dessen Praxis direkt am Partnachplatz liegt. Der Architekt Ralf Emmerling war direkt von der Baustelle zum Workshop gekommen und konnte, da er seinen Zollstock dabei hatte, auf dem großen Plan gleich zeigen, was er meinte. Zum Schluss wurde es dann noch etwas hektisch, weil einige Teilnehmer den Eindruck hatten, ihre Meinung sei im Fazit untergegangen. Die Moderatorinnen versicherten jedoch, dass alle Meinungen ins Protokoll aufgenommen werden. "Es geht hier nicht um Mehrheiten, sondern um ein Meinungsbild", sagte Susanne Flynn.

Der BA-Vorsitzende Keller, der wie seine BA-Kollegen Alfred Nagel, Werner Wolf, Dieter Meyer (alle CSU), Maria Hemmerlein (Grüne) und Charlotte Mosebach (SPD) beim Fazit zugegen war, dankte allen Teilnehmern für ihre engagierte Arbeit. Er könne nicht versprechen, "dass wir das eins zu eins umsetzen", doch der Bezirksausschuss werde diese Ergebnisse berücksichtigen. Für den 24. Januar 2019 ist eine öffentliche Veranstaltung geplant, in der die Ideen für die Zukunft des Partnachplatzes allen Interessierten präsentiert werden. Der Bezirksausschuss werde die Ergebnisse dann auch in einer öffentlichen Sondersitzung erörtern und danach bei der Stadtverwaltung beantragen, das Umbauprojekt Partnachplatz in Angriff zu nehmen.

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Quelle:
SZ vom 23.11.2018
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