Sendling-Westpark:Happy End im Supermarkt

Heiko Dietz im beschädigten Theater "Und so fort" in München, 2017

Schöne Bescherung: Vor zwei Jahren versuchte Heiko Dietz, das "Theater und so fort" an der Kurfürstenstraße vor dem Wasser zu retten. Nun hat er wohl in Sendling-Westpark ein neues Domizil gefunden.

(Foto: Catherina Hess)

Heiko Dietz ist zuversichtlich, dass er mit seinem "Theater und so fort" an der Hinterbärenbadstraße sein neues Domizil aufschlagen kann. Für das Viertel wäre es eine kulturelle Bereicherung

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Die Suche geht wohl einem glücklichen Ende entgegen: Fast zwei Jahre nach dem Verlust seiner Spielstätte an der Kurfürstenstraße hat das "Theater und so fort" im ehemaligen Schlecker an der Hinterbärenbadstraße eine neue Bleibe gefunden. Die Genehmigung durch die Stadt steht zwar noch aus, aber Theaterchef Heiko Dietz sagt schon jetzt: "Ich bin sehr zuversichtlich."

Der Schauspieler und Regisseur war Anfang dieser Woche in den Bezirksausschuss (BA) Sendling-Westpark gekommen, um den Stadtviertel-Vertretern die frohe Botschaft zu vermitteln. Und da das Viertel nicht gerade üppig mit kulturellen Einrichtungen gesegnet ist, zeigten sich die BA-Mitglieder höchst angetan. "Wir freuen uns sehr", sagte Maria Hemmerlein (Grüne), die in Vertretung des BA-Vorsitzenden Günter Keller (SPD) die Sitzung leitete. Auch Keller hatte sich vor seiner Abreise in den Urlaub positiv geäußert. Zustimmung kam in der Sitzung auch von der CSU. Ihr Fraktionssprecher Alfred Nagel gab nur zu bedenken, dass es dort so gut wie keine Parkplätze gibt. Das ficht Heiko Dietz aber nicht an: "Das war in der Kurfürstenstraße auch schon so."

Seit 2009 betrieb Dietz, 51 Jahre alt, das Theater im Keller eines Mehrfamilienhauses an der Kurfürstenstraße 8, doch als die Vermieterin, der das Haus gehört, eine umfangreiche Sanierung auch des Hofes begann, kam es bei starken Regenfällen zu einem Wassereinbruch im Keller. Was vom Mobiliar zunächst noch übrig war, fiel danach dem sich ausbreitenden Schimmel zum Opfer, und als danach auch noch Asbest entdeckt wurde, war an einen Spielbetrieb nicht mehr zu denken. Und während Dietz versuchte, vor Gericht den entstandenen Schaden einzuklagen, trat das bereits 1999 gegründete Ensemble quer durch die Stadt als Gast "in fast allen Privattheatern Münchens" (Dietz) auf, zuletzt vor allem in der Pasinger Fabrik.

Durch Zufall stieß Dietz dann auf den Rundbau des ehemaligen Schlecker-Marktes an der Hinterbärenbadstraße, Ecke Zillertalstraße. Nach der Pleite der Drogeriekette im Sommer 2012 stand der Bau immer wieder mal leer. Im Keller gab es ein Fitnessstudio, im Erdgeschoss versuchten sich kurzzeitig die Betreiber eines Imbisses und einer Shisha-Bar.

Und nun also das Theater. Die Nutzungsänderung bei der Lokalbaukommission ist bereits beantragt. Ausgelegt wird der Raum, Dietz zufolge "das größte Objekt, das wir je hatten", für etwa 100 Zuschauer. Obwohl es sich um einen Rundbau handelt, peilt man kein Amphitheater an, sondern setzt auf die übliche Anordnung mit Bühne und vorgelagertem Zuschauerraum.

Da Dietz aus dem Verfahren vor dem Landgericht München I noch kein Geld erhalten hat, obwohl eigentlich alles auf einen Vergleich hinauslief, muss er bei den Anschaffungen sparen: "Wir sehen uns gerade nach einer günstigen Bestuhlung um." Zum Glück erhält das Theater, obgleich seit fast zwei Jahren ohne Domizil, noch Geld aus der städtischen Spielstättenförderung. Heiko Dietz hofft, dass sein neues Stück, dessen Premiere für Oktober geplant ist, schon in den neuen Räumen an der Hinterbärenbadstraße gespielt werden kann. Es heißt "Theorie einer Verschwörung" und wird als "Ein reales Stück Theater" angekündigt. Es beruht, so die ersten Hinweise, "auf Recherchen zu einem realen Fall, der der breiten Öffentlichkeit bislang vorenthalten blieb". Dazu verkündet die Theater-Homepage in roter Schrift: "Spielort wird noch bekannt gegeben." Wenn alles klappt, dann die Hinterbärenbadstraße.

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