Süddeutsche Zeitung

Sendling-Westpark/Hadern:Zäher Widerstand

Längst gibt es eine klare Mehrheit für die Tram-Westtangente, im Rathaus ebenso wie in den Stadtbezirken. Nur Vertreter der CSU wollen die Direktverbindung vom Romanplatz zur Aidenbachstraße noch immer verhindern

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark/Hadern

Die Rathaus-CSU stimmte, als sie noch im Bündnis mit der SPD die Stadt führte, klar für die Tram-Westtangente, aber entlang der geplanten Strecke machen die Schwarzen immer noch Stimmung gegen das Projekt. Ihre Vorbehalte grundsätzlicher Art gegen die neue, mehr als acht Kilometer lange Direktverbindung von Norden nach Süden, zwischen dem Romanplatz und der Aidenbachstraße, brachte die CSU auch in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Sendling-Westpark vor - ohne sich allerdings damit durchzusetzen.

Grüne und SPD, die das Projekt stets begrüßt und nun auch im Rathaus das Sagen haben, wiesen darauf hin, dass der Zug schon abgefahren sei. "Die politische Entscheidung für dieses Projekt ist längst gefallen", sagte der SPD-Fraktionssprecher Walter Sturm, und auch Hans Dusolt (Grüne) verwies darauf, dass es im Rathaus nach wie vor eine große Mehrheit dafür gebe. Die gibt es auch im Bezirksausschuss, an dessen westlicher Grenze die Trambahn voraussichtlich im Jahr 2026 entlang der Fürstenrieder Straße die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs steigern soll.

Auf ihrem Weg von Neuhausen-Nymphenburg über Laim, Hadern, Sendling-Westpark bis zum Stadtbezirk Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln könnten die Fahrgäste zu drei U-Bahn-Linien sowie zur S-Bahn in Laim wechseln. Dennoch beharrt die CSU-Fraktion in Sendling-Westpark auf ihrem ablehnenden Votum. Fraktionssprecher Alfred Nagel pochte erneut darauf, dass man mit modernen Elektrobussen ohne großen Aufwand auf dieser Strecke die Fahrgäste ebenso schnell befördern könne wie mit der Tram, für deren Bau die gesamte Fürstenrieder Straße aufgerissen werden müsse. Im Antrag zur Planfeststellung, den die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) im April bei der Regierung von Oberbayern eingereicht hat, sei die Gegenüberstellung zwischen der Tram und modernen Bussen "nur sehr oberflächlich" ausgeführt. Es sei auch kaum dargestellt, wie während der Bauphase auf dieser Strecke ein kundenfreundlicher ÖPNV-Betrieb gewährleistet werden solle. Nagel hofft, dass nun - bis zum 26. August - möglichst viele Einwendungen bei der Regierung von Oberbayern eingehen; diese müsse als "Schiedsrichter für die Bürger abwägen".

Im Bezirksausschuss blieb die CSU mit dieser Position allein, alle anderen BA-Mitglieder blieben bei ihrer zustimmenden Haltung. Quer durch die Fraktionen forderte man jedoch teils einstimmig, bestimmte Details der Planung zu verändern. So will man für die Radwege auf der Ostseite der Fürstenrieder Straße eine durchgehende Breite von 1,60 Metern erreichen. Am Waldfriedhof-Haupteingang wiederum sollen ausreichend Kurzzeitparkplätze entstehen. Und man bemängelt, dass 80 der heute 240 Stellplätze auf dem Parkplatz des Friedhofs wegfallen sollen.

Auch der Bezirksausschuss Hadern beschäftigte sich in seiner Sitzung am Montagabend damit, wie der Radverkehr entlang des Waldfriedhofs nach dem Bau der Westtangente zu führen sei. Martin Kreidl (Grüne) regte an, den Radweg auf der Westseite der Fürstenrieder Straße als Zwei-Richtungs-Strecke zu bauen. Damit könne vermieden werden, dass die Radler in die Unterführung unter der Fürstenrieder Straße abtauchen müssen. Dieser Vorschlag wurde mit großer Mehrheit - gegen zwei CSU-Stimmen - angenommen.

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SZ vom 15.07.2020
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