Süddeutsche Zeitung

Sendling-Westpark:Grün zwischen Beton

Das Wohnquartier Green Levels arbeitet noch an seinem eigenen Anspruch. Das Mobilitätskonzept kommt schon gut an

Von Katja Gerland, Sendling-Westpark

Ein Wohnquartier auf einem 13 500 Quadratmeter großen, ehemaligen Siemens-Industriestandort im Münchner Westen, das in alle Richtungen mit grauen Gewerbebauten umgeben ist. Es ist kein Wunder, dass sich Stadtbaurätin Elisabeth Merk an diesem Montagnachmittag fragt, ob der Bau des "Green Levels" in einem wenig ästhetischen Teil von Sendling-Westpark eine gute Entscheidung war. "Im Endeffekt glaube ich aber, dass es richtig ist", findet sie prompt eine Antwort. Schließlich sei mit dem Bauprojekt der Isaria München Projektentwicklungs GmbH ein "ansprechendes Quartier" entstanden, das sich auch mit klimatischen Themen auseinandersetze. Da kann ihr Isaria-Geschäftsführer David Christmann nur zustimmen: "Wenn wir verdichten, muss das Grün irgendwo anders hin."

"Das Grün", wie Christmann es nennt, hat seinen Platz auf den Dächern der Baukörper zwischen Tübinger Straße und Hansastraße gefunden. Auf den Dachterrassen, die Bewohner gemeinschaftlich nutzen können, wechseln sich Spielplätze und Sitzmöglichkeiten mit begrünten Flächen ab. Die Innenhöfe der Wohnkomplexe erinnern dafür eher an die industriellen Zeiten des Quartiers. Zwischen betonierten und gepflasterten Flächen ragen nur vereinzelt Bäume in die Höhe. Für einen so dicht bebauten Raum sei die Bepflanzung zu spärlich gehalten, kritisiert Bezirksausschussmitglied Maria Hemmerlein (Grüne). Andreas Müsseler, der den Bau als Architekt begleitet hat, sieht in der noch ausbaufähigen Begrünung des Quartiers eher eine Chance für die zukünftigen Bewohner der 263 Wohnungen. Wie grün das Green Levels noch werden könne, hänge schließlich auch davon ab, wie intensiv die Mieter und Mieterinnen ihre Balkone bepflanzten. "Ich bin neugierig, was die Menschen daraus machen werden", sagt Müsseler auf der Führung durch einen der Wohnbauten.

Umso begeisterter sind die Besucher der Quartiersvorstellung über das Mobilitätskonzept des Green Levels. In den Tiefgaragen unter dem Areal zeigt das Bauprojekt, wie urbane Mobilität der Zukunft aussehen könnte. Etwa 500 Fahrradstellplätze stehen dort zur Verfügung; E-Bikes, Lastenfahrräder und Trolleys können die Bewohner über ein Chip-System kostenfrei und ohne Zeitlimit nutzen. Ladestationen für E-Autos sind in den Garagen fest installiert. Und wer über kein eigenes Auto verfügt, kann Car-Sharing-Fahrzeuge anmieten. Im Gegenzug durfte die Isaria GmbH die vorgesehene Stellplatzanzahl für das Quartier reduzieren. Dass der Gedanke der nachhaltigen Mobilität bei den bereits eingezogenen Bewohnern gut ankommt, zeigt die spärliche Nutzung der übrig gebliebenen Tiefgaragenstellplätze: Bis jetzt hat nur jeder Dritte einen Stellplatz für das eigene Auto angemietet.

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Quelle:
SZ vom 14.07.2021
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