Sendling-Westpark:Großer Baumgraben

Lokalpolitiker streiten um Kosten fürs weiß-blaue Integrationssymbol samt Maifest

Von Thomas Kronewiter, Sendling-Westpark

Wie teuer darf ein Maibaum sein? Und: Wie viel Eigenleistung muss in so einem weiß-blau angestrichenen Baum stecken, mit seinen Tafeln, auf denen üblicherweise Zunftzeichen zu sehen sind, mitunter auch Dorf- oder Stadtansichten? In Sendling-Westpark tun sich in dieser Frage echte Gräben auf, Baumgräben sozusagen - wenngleich nicht ganz eindeutig zwischen den großen Fraktionen. Dabei herrscht über die Frage des "Ob" gar kein Dissens. Alle wollen einen Maibaum auf dem neu gestalteten Luise-Kiesselbach-Platz, wie dies auch ein Bürger-Workshop angeregt hat. Als Integrationszeichen, als festen Ort, an dem man sich versammelt und in den kommenden Jahren Feste feiert.

Nicht ganz unbedeutend war für die nahezu einstündige Debatte, dass der beantragte Zuschuss für Baum und Tafeln, Aufstellung und Fest mit 14 675 Euro beziffert war - mithin gut 40 Prozent des klassischen Bezirksausschuss-Budgets (ohne die erstmalige Aufstockung um den sogenannten Bürgerhaushalt). Eine Rolle spielte auch, dass die komplette CSU-Fraktion Mitglied im Maibaum-Verein Sendling-Westpark ist. Wenngleich SPD- und Stadtratsmitglied Jens Röver, wie sich erst im Laufe des Abends herausstellte, irgendwann zu seiner eigenen Überraschung vom einfachen Mitglied zum Beisitzer in den erweiterten Vorstand desselben Maibaumvereins aufgerückt sein muss. Dass diverse Kostenpositionen nicht präzise aufgeschlüsselt waren, weil Vereinsvorstand und CSU-Bezirksausschuss-Mitglied Otto Seidl noch nicht weiß, ob man einen Caterer beauftragt oder lieber selbst die Bratwürste auf den Grill schmeißt, war ebenfalls ein Grund zur Rüge.

Aber vor allem herrschte in den übrigen Fraktionen, insbesondere der SPD, Unverständnis über die Höhe der Summe und die Tatsache, dass die Maibaumfreunde kaum selbst Hand anlegen wollten, sondern, wie es SPD-Sprecher Walter Sturm bezeichnete, sich damit begnügten, Brauchtum zu bestellen, inklusive kalkulierter Personalkosten für die Baumbewachung. Pro Täfelchen würden demnach 900 Euro fällig - der geringste überhaupt denkbare Betrag, wie Vorstand Seidl erregt zurückgab. Dass man mit jedem Sponsor und jedem Cent Einnahme beim Maifest den fünfstelligen Zuschuss automatisch drücke, also letztlich wohl gar nicht die vollen 14 675 Euro fällig werden dürften, beeindruckte die Kollegen nur wenig.

Diese waren lediglich bereit, 4000 Euro springen zu lassen. Und auch das nur, wenn der Wunsch des Bezirksausschusses, statt der üblichen Zunft-Tafeln am Maibaum die volle Bandbreite der vielfältigen Stadtgesellschaft zu spiegeln, berücksichtigt wird. Wenngleich dies nicht so strikt formuliert werden soll, schon gar nicht als Veto-Möglichkeit des Bezirksausschusses. Darauf ließen sich die Maibaum-CSUler letztlich mit Schmerzen ein - sie wollten zumindest "den Spatz in der Hand" behalten, wie Alfred Nagel konstatierte, in Personalunion Maibaumvereinsmitglied und Beisitzer, CSU-Sprecher und Vorsitzender des für Zuschussbewilligungen zuständigen Haushalts-Unterausschusses für Sendling-Westpark.

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