Sendling-Westpark:Getrübte Vorfreude

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Den Blick zum Eingang von St. Josef lassen die Bäume frei. Die Mitte des Areals ist von Rasen geprägt. Das Vereinsheim (links oben) bleibt erhalten. Entwurf: Latz+Partner, Kranzberg (Foto: N/A)

Lokalpolitiker bejahen einen Park am Luise-Kiesselbach-Platz, befürchten aber, dass der Verkehr das Vorhaben gefährdet

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Die Autolawine weicht dem Grün: Knapp ein Jahr nach der Eröffnung des Ring-Tunnels Südwest ist nun klar, dass der Luise-Kiesselbach-Platz zu einem Park fürs Viertel gestaltet wird. Der am Dienstag gefasste Beschluss des Stadtrats orientiert sich an den Wünschen, die Bürger in einem breit angelegten Dialog formuliert hatten: keine Bauten am Rand, keine Lärmschutzwälle. Das Dreieck zwischen Garmischer und Albert-Roßhaupter-Straße soll vielmehr mit Baumreihen vom verbliebenen Verkehr abgeschirmt werden und durch eine Spiel- und Liegewiese sowie zwei plätschernde Brunnen zum Aufenthalt einladen. Außerdem wird es auf der Westseite einen mit Schotter befestigten Festplatz geben, auf dem man unter Umständen auch einen Maibaum aufstellen könnte. "Ich bin mir sicher: Wir bekommen den schönsten Platz Münchens", frohlockte der CSU-Stadtrat Otto Seidl am Dienstagnachmittag.

Wenige Stunden später, bei der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Sendling-Westpark, dem Seidl ebenfalls angehört, war die Stimmung weniger euphorisch. "Wir wurden als Bezirksausschuss ganz bewusst ausgehebelt", wetterte Günter Keller (SPD), der BA-Vorsitzende. Grund für Kellers Entrüstung ist, dass die nun beschlossene Park-Gestaltung ursprünglich als Interimslösung gedacht war. Erst wenn klar sein würde, dass die Verkehrsbelastung tatsächlich von 120 000 Autos auf etwa 40 000 zurückgeht, wollte man endgültig entscheiden, was an der Oberfläche möglich sei. Denn das Beispiel Richard-Strauss-Tunnel hatte gezeigt, dass die Verkehrsbelastung an der Oberfläche erheblich bleibt, auch wenn mehr Autos den Weg durch den Untergrund nehmen.

Keller sagte, das Stadtviertel-Gremium habe sich nur deshalb nicht erneut mit den Details des künftigen Parks befasst, weil man angenommen habe, dass lediglich ein Provisorium entstehen werde. Nun werde er aber über die Rechtsabteilung des städtischen Direktoriums prüfen lassen, ob es nicht zwingend erforderlich gewesen wäre, den Bezirksausschuss vor dem Beschluss im Stadtrat erneut mit dem Thema zu befassen. Ähnlich äußerte sich Hans Dusolt (Grüne). Auch er hob hervor, dass die Bürger das, was auf dem Platz möglich wäre, von der künftigen Lärmbelastung abhängig machen wollten. Wenn man dies nicht berücksichtige, "gerät die ganze Bürgerbeteiligung zur Farce".

Für die CSU wies deren Fraktionssprecher Alfred Nagel die von SPD und Grünen erhobenen Vorwürfe zurück. Otto Seidl sagte, es sei wichtig gewesen, den Beschluss im Stadtrat so schnell wie möglich zu fassen. Der Beginn der Bauarbeiten sollte nicht unnötig verzögert werden. Wie schon im Stadtrat sagte Seidl, er sei überzeugt davon, dass die Verkehrsbelastung rund um den Platz viel geringer sein werde als prognostiziert. Er sprach von allenfalls 20 000 Autos pro Tag, das wären halb so viele wie von den Experten berechnet. Die nehmen an, dass von den etwa 40 000 Autos, die auf der Nord-Süd-Fahrbahn verbleiben, eine Lärmbelastung von mehr als 60 Dezibel ausgeht, was über dem für Grünanlagen geltenden Orientierungswert liegt.

Gerungen wurde anschließend auch noch um eine Idee der SPD, am neu gestalteten Platz einen Jugendtreff unterzubringen. Die CSU zeigte sich besorgt, dass dieser Vorschlag die Gestaltung des Platzes verzögern könnte. Die SPD wiederum verwies darauf, man stelle ja keinen Antrag, sondern wolle lediglich über das Instrument der Anfrage ausloten, ob der bisher als Info-Container der Tunnelbauer dienende Container künftig frei und somit für die Jugend nutzbar wäre. Nach einer von der CSU geforderten kurzen Beratungspause einigte man sich dann auf einen Kompromisstext, wonach lediglich geprüft werden solle, ob dieser Container überhaupt frei wäre und somit zur Verfügung stünde. Wo er gegebenenfalls platziert werden soll, wurde nicht diskutiert.

Das Areal ist insgesamt 1,7 Hektar groß. Den meisten Platz soll die zentrale, etwa 5 500 Quadratmeter große Rasenfläche einnehmen, die von extensiv gepflegten Wiesen umfasst wird. Die Schotterfläche, die auch für kleine Märkte oder Feste genutzt werden kann, soll 3400 Quadratmeter groß sein. Die Arbeiten werden voraussichtlich im Herbst 2017 beginnen und sollen im Sommer 2018 beendet sein.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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