Sendling-Westpark:Der Wunsch nach dem Wapperl

Rund um Partnachplatz und Harras übersteigt die Zahl der Autos die Zahl der Parkplätze deutlich. Erleichterung erhofft sich der Bezirksausschuss durch die Einführung von Lizenzgebieten

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

In den Wohngebieten rund um die beiden Verkehrsdrehscheiben Harras und Partnachplatz gibt es zwar mehr als 4000 Parkplätze, aber für die vielen Autos der Bewohner und der Pendler ist das bei Weitem nicht genug. Vor Jahren schon hat der Bezirksausschuss (BA) Sendling-Westpark deshalb gefordert, das rare, wertvolle Gut Parkraum zu bewirtschaften. Von einer Wapperl-Zone erhoffen sich die Stadtteilpolitiker, dass der hohe Parkdruck in diesen Quartieren gelindert wird.

Das lange Warten hat nun möglicherweise bald ein Ende. Wenn alles klappt, könnte das Parkraummanagement für diese Bereiche bereits im Herbst 2019 eingeführt werden. Im Bezirksausschuss wurden die Pläne des Planungsreferats in dieser Woche mit großer Mehrheit begrüßt. Die CSU und zwei BA-Mitglieder von der SPD hätten die Pläne zwar gerne im Detail diskutieren wollen und plädierten deshalb für eine Vertagung in die Dezember-Sitzung. Dieser Wunsch wurde jedoch mehrheitlich abgelehnt, um den straffen Zeitplan nicht zu gefährden. Damit die Regelung 2019 eingeführt werden kann, muss sie vom Stadtrat noch vor der Sommerpause beschlossen werden. Es dürften zuvor auch noch Einwohnerversammlungen stattfinden.

Viele Bürger und auch die Stadtteilpolitiker erhoffen sich von der Einführung einer solchen Zone mehr Lebensqualität. Das Parkraummanagement, 1999 erstmals in der Stadt eingeführt, wurde zu Beginn von vielen Anwohnern kritisch gesehen, da man sie fürs Parken im öffentlichen Raum mit derzeit 30 Euro pro Jahr zur Kasse bittet. Da sie aber in solchen Zonen eine echte Chance haben, auch tatsächlich einen Parkplatz zu ergattern, wird das Parkraummanagement, das schon in mehr als 60 Gebieten gilt, nun durchaus positiv gesehen.

Bevor die Stadt die Wapperl-Zonen ausweist, in denen die Anwohner bevorrechtigt parken dürfen, wird minutiös analysiert, ob die Voraussetzung dafür gegeben sind. Gibt es ein Defizit an privaten Stellplätzen, verstärken die von auswärts kommenden Pendler und Besucher den Parkdruck, besteht die Chance, den Parksuchverkehr im Quartier zu reduzieren?

Für die Bereiche Partnachplatz und Harras trifft all dies zu, sagen die Experten des Planungsreferats, die das Ergebnis ihrer Studie im BA-Unterausschuss Verkehr präsentierten. Ihnen zufolge sind im Gebiet um den Harras die knapp 1000 Parkplätze meist rund um die Uhr belegt. Die Zahl der in diesem Gebiet angemeldeten Kfz liegt bei mehr als 2300, es gibt aber nur etwas mehr als 1400 private Stellplätze. Ein solches Missverhältnis konstatierten sie auch für den Bereich um den Partnachplatz, wo knapp 5800 Kfz gemeldet sind, die jedoch mit 4130 Stellplätzen vorlieb nehmen müssen. Der Parkdruck ist rund um den Partnachplatz etwas niedriger, pendelt zwischen 82 und 89 Prozent Auslastung.

Es sind vor allem die vielen Pendler aus dem westlichen Münchner Umland, die mit ihrem Auto bis zum Partnachplatz oder zum Harras fahren, um dort in die U- oder S-Bahn einzusteigen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Anwohner ihre Plätze in der Tiefgarage nicht regelmäßig nutzen, weil es für sie bequemer ist, draußen an der Oberfläche zu parken.

Grundsätzlich sind die BA-Mitglieder mit den Wapperl-Plänen einverstanden. "Wir drängen so den Verkehr von außen zurück", sagte Hans Dusolt (Grüne), dessen Fraktion das Parkraummanagement einhellig begrüßt. Die CSU zeigte sich etwas zurückhaltender. Fraktionssprecher Alfred Nagel gab zu bedenken, dass der Bereich Partnachplatz nicht völlig ausgelastet sei: "Es gibt noch freie Parkplätze." Es sei auch nicht richtig, die Bewohner der sozial geförderten Wohnungen rund um die Hinterbärenbadstraße zu zwingen, "Geld für die Lizenz zu zahlen". Der BA-Vorsitzende Günter Keller (SPD) rief dazu auf, die Kirche im Dorf zu lassen. Es handle sich um 30 Euro im Jahr, "und dafür hat man dann eine gute Chance auf einen Parkplatz".

Je nach Bedarf können in den vier Quadranten des Gesamtgebiets unterschiedliche Regelungen gelten, von Bewohner- über Mischparken (mit oder ohne Parkscheibe). Der genaue Umriss steht noch nicht fest. Im Norden soll das Gesamtgebiet bis zur Heiterwanger Straße und zum Westpark reichen, im Westen bis zur Fernpaßstraße und zur Ostseite des Luise-Kiesselbach-Platzes. Im Süden markiert die Heckenstallerstraße, im Osten die Bahnlinie die Grenze der Wapperl-Zone.

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