Sendling/Westpark:Brutzeln nach Termin

Damit das Grillen im Westpark im kommenden Sommer nicht wieder ausufert, soll es einen eigenen Kalender geben

Von Berthold Neff, Sendling/Westpark

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, hat einst der große Sepp Herberger gesagt, und was für den Fußball gilt, sollte auch beim Grillen stimmen, der anderen Beschäftigung, der vor allem Männer mit Hingabe frönen. Wer heute durch den leicht verschneiten Westpark spaziert, kann sich zwar kaum vorstellen, dass diese herrliche Luft schon in weniger als einem halben Jahr von Rauchschwaden erfüllt sein wird, die einem das Atmen verleiden. Und dass man allenthalben über leere Flaschen und Bierdosen stolpern wird. Dass es so laut ist, dass man keinen einzigen Vogel zwitschern hört.

Genauso aber wird es sein, falls es die Stadt in diesem Jahr nicht schafft, die mitunter höchst unterschiedlichen Interessen von Grillern, Spaziergängern und Radlern unter einen Hut zu bringen. Die Arbeiten dazu haben begonnen und lassen hoffen, dass die Probleme heuer zumindest angegangen werden, auch wenn es schwer sein dürfte, sie in den Griff zu bekommen. Das Baureferat, in dessen Zuständigkeit die Grünanlagenaufsicht fällt, hat bereits im Frühjahr 2015 Faltblätter mit dem Motto "Ogrillt is!" und der Aufforderung "Grillen - aber fair!" verteilt.

Und es gab Unterstützung von kompetenter Seite, von einer neuen Institution, der Stelle für "Allparteiliches Konfliktmanagement in München" (Akim). Geleitet wird diese im Amt für Wohnen und Migration eingerichtete Stelle von Brigitte Gans, die nun im Bezirksausschuss Sendling-Westpark ein erstes Fazit ihrer im Vorjahr begonnenen Arbeit gab und zugleich die Perspektiven für diese Saison skizzierte.

Das Akim-Team wird immer dort aktiv, wo es zu Konflikten bei der Nutzung des öffentlichen Raums kommt. Wenn die einen feiern, trinken und musizieren wollen, während die anderen schlicht darauf pochen, nachts ihre Ruhe zu haben. Akim, so heißt es im entsprechenden Faltblatt, "ist ein zukunftsweisender Weg, wie mit diesen Konflikten friedlich umgegangen werden kann". Als erstes erarbeitet das Akim-Team eine Konfliktanalyse und skizziert erste Handlungsoptionen. Danach schauen die Akim-Konfliktmanager an Ort und Stelle nach dem Rechten, reden mit allen Beteiligten und loten aus, wie sich der Konflikt beilegen ließe.

Im Sommer vorigen Jahres arbeitete sich das Akim-Team durch die Grillschwaden des Westparks. An 20 Tagen, meist am Wochenende und zwischen 13 und 21 Uhr, ging das Team durch das fast 70 Hektar große Areal und suchte den Kontakt mit den Grillern - zumindest zu jenen, die auch zu später Stunde noch einigermaßen nüchtern waren. Sie verteilten die Grill-Flyer, auf denen eine Karte mit roten Markierungen abgedruckt ist, die zeigt, wo Grillen erlaubt ist, sie kamen an jedem Tag mit bis zu 50 Leuten ins Gespräch.

Schnell wurde dem Team klar, dass Grillen hier ein Gemeinschaftserlebnis ist, das sich vor allem nach ethnischen Kriterien organisiert. Osteuropäer nehmen gerne die Zone in Anspruch, die mal als erstes nach dem Anmarsch aus der U-Bahn erreicht. Im Süden des Sees werfen vor allem irakische Christen ihren Grill an. Und es kommen auch viele jener Menschen, die früher einmal hier gewohnt haben, zum Grillen zurück, selbst aus dem Arabellapark, aus der Blumenau und auch aus Aubing und Berg am Laim.

Angesichts der vielen Grillbegeisterten kann es hier schon mal laut und eng werden und es entbrennt, wie es Brigitte Gans in ihrem Vortrag formulierte, "der Konflikt um die beschränkten Ressourcen". Wer hat sich auf dem Platz breit gemacht, wo wir vergangenen Samstag noch selber gegrillt haben? Wenn die einen Saustall hinterlassen, räumen wir auch nicht mehr auf. Wieso müssen die so laut sein? Solche Fragen sind es, die sich an schönen Wochenenden stellen. Die Ordnungskräfte, in diesem Fall Mitarbeiter der von der Stadt beauftragten Firma Securitas, greifen durchaus auch zu Bußgeldern, damit das Treiben nicht ausufert. Denn beileibe nicht alle halten sich daran, dass Grillen außerhalb der beschilderten Zonen verboten ist.

In einer der nächsten Sitzungen des Unterausschusses Parks und Grünanlagen, den im BA Sendling-Westpark Dieter Meyer (CSU) leitet, soll nun nach Wegen gesucht werden, wie der rege Betrieb im Westpark in dieser Saison besser in den Griff zu bekommen wäre. Im Gespräch ist durchaus auch eine Art Grillkalender mit einem Wochenende, in dem das Brutzeln im Park zur Gänze verboten wird, damit all die anderen aufatmen können, denen das auf glühende Holzkohle tropfende Fett ein Graus ist. Erwogen wird auch, ob man eine Art Grillflächenpfand einführen könnte. Diesen Einsatz bekommt man nur zurück, wenn man den Grillplatz so aufgeräumt hinterlässt, wie man ihn vorgefunden hat.

Verbessern will man nun auch die Versorgung mit Toiletten, denn die vorhandenen sind Sanierungsfälle. Und mit einem Zuschuss aus dem BA-Topf sollen schon bald auch neue Bänke für den Westpark angeschafft werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: