Sendling-Westpark:Auf dem Weg der Besserung

Die Situation für die Flüchtlinge an der Tübinger Straße entspannt sich. Ein Helferkreis ist bereits im Aufbau

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Duschen mit kaltem Wasser aus dem Gartenschlauch, Privatsphäre Fehlanzeige: Damit mussten die etwa 160 Flüchtlinge, die seit gut einer Woche in einer Halle an der Tübinger Straße 1-3 untergebracht sind, bis vor Kurzem zurechtkommen. Es wird aber von Tag zu Tag besser, wie am Mittwochabend bei einer Informationsveranstaltung für die Anwohner im Sozialbürgerhaus an der Dillwächterstraße deutlich wurde.

Etwa 50 Münchnerinnen und Münchner waren erschienen, um sich von Vertretern der Stadtverwaltung, der Caritas und des Bezirksausschusses aus erster Hand informieren zu lassen. Klar wurde dabei, dass die Hilfsbereitschaft für die Flüchtlinge groß ist, die Grundlagen für einen Helferkreis sind schon gelegt, der mit seiner Arbeit demnächst loslegen wird. "Es ist beeindruckend, mit wie vielen Hilfsangeboten die Flüchtlinge unterstützt werden sollen", fasste Günter Keller (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Sendling-Westpark, die Stimmung zusammen.

"Was brauchen die Leute?" Diese Frage wurde des Öfteren aus dem Publikum heraus gestellt. Beantwortet wurde sie von den Betreuern so: Gebraucht wird vor allem Winterkleidung in eher kleinen Größen, außerdem Handtücher, Seifen oder Duschgels. Und da der Alltag der Flüchtlinge vor allem aus Warten besteht, benötigt man Sportgeräte, damit sie diese Zeit sinnvoll nutzen können. Cricketschläger zum Beispiel wären gut, denn einige der Flüchtlinge kommen aus Pakistan, wo dieser Sport Tradition hat. Froh wäre man auch über andere Geräte, etwa Skateboards oder Federballschläger. Und über Fahrräder, denn bislang gibt es nur ein einziges. Wer eines spenden möchte, sollte zugleich eine Bestätigung über die Spende mit der Beschreibung des Rads mitliefern, damit die Flüchtlinge nachweisen können, dass das Rad ihnen gehört. Der Sportverein 1880, der seinen Sitz auf der anderen Seite der Tübinger Straße hat, öffnete den Flüchtlingen von Anfang an seine Türen. Sie duschen dort und spielen jeden Tag Fußball. Demnächst sollen die Flüchtlinge in der Unterkunft auch Tischtennis spielen können, eine Platte ist angekündigt.

Das Engagement der Ehrenamtlichen wird dringend gebraucht. Zwar halten sich die Flüchtlinge in dieser Unterkunft jeweils nur für ein paar Wochen auf, doch selbst in dieser kurzen Zeit kommt es darauf an, ihnen dabei zu helfen, ihren Tag zu strukturieren und dabei vielleicht auch so viel Deutsch zu lernen, dass sie sich im neuen Alltag zurechtfinden. Maria Hemmerlein (Grüne), stellvertretende Vorsitzende im Bezirksausschuss Sendling-Westpark, wird sich um die Koordination des Helferkreises kümmern. Auch das Sozialnetzwerk Regsam wird bei einem Treffen am 21. September ausloten, wie die Hilfen am besten organisiert werden.

Kritik daran, dass die Unterkunft schneller als zunächst gedacht in Betrieb ging, gab es an diesem Abend kaum. Ein Anwohner bemängelte, zu spät über die Pläne informiert worden zu sein, was daran lag, dass bei der Verteilaktion das Rückgebäude schlicht vergessen wurde. Und ein Mal musste bereits die Polizei anrücken: Ein Anwohner hatte sich über nächtlichen Lärm beschwert. Der Krach kam aber, wie sich herausstellte, nicht von den Flüchtlingen, sondern von einer Party zwei Stockwerke unter ihm.

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