Wegen Covid-19:Mit dem Auto zum Audi-Dome? Aufruf löst Empörung aus

Wegen Covid-19: Mit dem Auto zum Audi-Dome kommen, empfahlen die Herrschinger Volleyballer ihren Fans. Oder zu Fuß. Aber wer geht zu Fuß vom Ammersee nach Sendling-Westpark?

Mit dem Auto zum Audi-Dome kommen, empfahlen die Herrschinger Volleyballer ihren Fans. Oder zu Fuß. Aber wer geht zu Fuß vom Ammersee nach Sendling-Westpark?

(Foto: Robert Haas)

Die Aufforderung eines Sportvereins, den ÖPNV bei der Anfahrt zu den Volleyball-Spielen zu meiden, sorgt für Ärger in Sendling-Westpark. Der Herrschinger Club lenkt nun ein.

Von Jürgen Wolfram

Politiker aller Ebenen werden nicht müde, den Umstieg vom Privatauto in öffentliche Verkehrsmittel zu propagieren. Wenn ein Sportverein auf seiner Homepage dennoch explizit von einer Anfahrt zur Wettkampfhalle mit dem ÖPNV abrät, kommt das nicht gut an. Entsprechend schrill war der Aufschrei, als die Volleyball-Abteilung des TSV Herrsching ("WWK Volleys"), die neuerdings wie die Basketballer des FC Bayern München im Audi Dome ihre Spiele bestreitet, kürzlich dazu aufrief, "mit dem Auto, Fahrrad oder zu Fuß" anzureisen. Verbunden war der Appell obendrein mit dem Hinweis, es stünden "jeweils ausreichend Parkmöglichkeiten zur Verfügung".

Das Echo auf diesen Wink mit der Volleyballer-Hand setzte prompt ein. Der Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) Sendling-Westpark - in diesem Stadtbezirk liegt der Audi Dome - ließ den Vereinsvorstand unmissverständlich wissen, was man unter Kommunalpolitikern von einer Verkehrslenkung hält, die an Bussen und Bahnen vorbeiführt. "Sowas gefällt uns überhaupt nicht", schrieb Günter Keller (SPD) den WWK Volleys vom Ammersee. Zu befürchten sei, dass so gut wie alle Zuschauer mit dem Auto zum Audi Dome kommen, denn zu Fuß oder mit dem Fahrrad werde kaum jemand von Herrsching nach München aufbrechen.

Die Folgen fehlgeleiteter Besucherströme schildert Keller drastisch. Es gehe nicht allein um Luftverschmutzung und Staubildung. Vielmehr hätten "leidvolle Erfahrungen" mit den Heimspielen der FC Bayern Basketballer gezeigt, dass sich viele Leute die Parkgebühren sparen wollen und deshalb ihr Fahrzeug in den umliegenden Wohngebieten abstellen. "Das können wir nicht akzeptieren", stellt der BA-Vorsitzende klar. Schon mit den Bayern-Basketballern habe man wegen dieses Problems "intensive und partnerschaftliche Brainstormings" gehabt, die letztlich erfolgreich gewesen seien. Keller bat nun auch die Sportler aus Herrsching um Kontaktaufnahme zur Beilegung des Konflikts.

Man habe einen Weg ohne Ansteckungsgefahr aufzeigen wollen

Die Volleyballer haben umgehend reagiert. Auf "versöhnliche Weise", wie Keller sagt. Tatsächlich entfernten die WWK Volleys ihren Aufruf zur Anreise mit dem Pkw von ihrer Homepage. Ähnlich wie der FC Bayern denken sie über den Einsatz von Bussen nach und wollen ihre Fans ansonsten auf Parkmöglichkeiten in einem nahen Parkhaus hinweisen. "ÖPNV/MVG müssen auch in ökologischer Hinsicht eingebunden werden, und das Auto kann nicht das Mittel der Wahl aus Herrsching sein", räumt Vereinssprecher Jonas Kaminski inzwischen kleinlaut ein. Eine Begründung zur früheren Auto-Empfehlung liefert er gleich mit: Wegen der Corona-Pandemie habe man den Zuschauern einen Weg aufzeigen wollen, ohne Ansteckungsgefahr zum Audi Dome zu gelangen.

Der BA-Vorsitzende Keller zeigt sich mit dem Statement zufrieden: "Die haben eingelenkt, sich entschuldigt und ihre Bereitschaft signalisiert, über die Situation am Audi Dome mit uns zu reden. Das ist okay."

Zur SZ-Startseite

SZ PlusStudienergebnisse
:Diese fünf Radschnellwege sind machbar

Das Mobilitätsreferat empfiehlt Routen vom Altstadtring ins Umland. Nur die rein innerstädtische Trasse scheitert an den nötigen Standards.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: