Sendling:Umstrittene Patenschaft

Lokalpolitiker sind sich uneins, ob sie die Generalsanierung der maroden Orgel von St. Margaret unterstützen sollen

Von Birgit Lotze, Sendling

Unter dem beeindruckenden Tonnengewölbe der Sendlinger Kirche St. Margaret, eine der größten katholischen Kirchen Münchens, herrscht derzeit Baustellen-Atmosphäre. Für fast eine Million Euro soll bis Herbst nächsten Jahres die Orgel restauriert werden. Das war dringend notwendig, die Finanzierung ist jedoch alles andere als einfach: Die Erzdiözese München und Freising gibt einen Zuschuss von lediglich 50 000 Euro. Weitere 90 000 Euro gingen bis jetzt laut dem St.-Margaret-Spenden-Barometer von Förderern ein. Der Sendlinger Bezirksausschuss (BA) signalisierte nun, dass auch er bereit ist, die Generalsanierung zu unterstützen. In den Unterausschüssen soll geprüft werden, inwieweit er Pate für einzelne Orgelpfeifen werden kann. Allerdings ist eine Finanzspritze an die Kirche seitens der Lokalpolitik umstritten.

Um die Orgelsanierung stemmen zu können, versuchen Pfarrer Franz Frank, Kirchenmusiker Christian Bischof und der Förderverein Kirchenmusik an St. Margaret mittels eines Patenschaft-Konzepts Geld einzusammeln. Die Grünen griffen dies in einem Antrag im BA auf. Initiatorin Elisabeth Robles Salgado sprach von einer "geschichtsträchtigen Sache". Die Orgel sei Teil eines Sendlinger Baudenkmals, ihre fachgerechte Sanierung von "großer öffentlicher Bedeutung", nicht nur für diejenigen, die dem Pfarrverband angehören. Zumindest für zwei Pfeifen solle der BA die Patenschaft übernehmen.

"Das ist nicht unser Bier", widersprach SPD-Fraktionssprecher Ernst Dill und verwies auf die verfassungsrechtliche Trennung von Staat und Kirche. Wie die Stadt sei auch der BA zu weltanschaulicher Neutralität verpflichtet. Er habe kein Problem, ein Orgelkonzert zu unterstützen. Doch für Investitionen seien andere Körperschaften zuständig. An die Grünen gewandt, sagte Dill: "Ich wundere mich. Eigentlich haben sich die Grünen immer für die Trennung von Staat und Kirche eingesetzt."

Sie sei nach wie vor Anhängerin der Neutralität, doch die Orgel sei "Kulturgut", so Elisabeth Robles Salgado. Sie wies auch auf die geringe Hilfsbereitschaft der Kirchenspitze hin. "Eine Sauerei", meinte sie. Die CSU freute sich über den Grünen-Antrag. In Bayern gebe es ohnehin keine strenge Trennung von Staat und Kirche, meinte Andreas Lorenz. Und die Orgel in St. Margaret sei "Teil unserer Kultur, unseres Stadtviertels", da stimme man doch gerne dem Antrag zu. Auch die FDP zeigt sich offen. Wenn die SPD bereit sei, Konzerte in der Kirche zu unterstützen, dann könne sie ja wohl auch deren Voraussetzung, die Orgel, bezuschussen, sagte Holger Glaeske in Richtung Ernst Dill. "Wir investieren nicht, wir übernehmen eine Patenschaft."

Die Orgel wurde bereits in ihre Einzelteile zerlegt, die Pfeifen sind abgebaut und wurden teils nach Bonn abtransportiert, wo sie Orgelbauer Philipp Klais, dessen Firma auch zwei große Orgeln für den Kölner Dom gebaut hat, aufwendig restauriert. Der Münchner Orgelbauer Christoph Kabs arbeitet parallel in einer dafür eingerichteten Werkstatt in der Kirche. Die Pfeifen sind teils verstopft und verbogen, viel Klebeband sollte Löcher in den Windkanälen abdichten und lose Teile an ihrem Platz halten. Die Elektrik ist veraltet, auch die Aufhängungen waren stellenweise abgebrochen. Die großen Orgelpfeifen waren in den vergangenen Jahren mit Spanngurten gesichert worden.

In der Kirche selbst wird ebenfalls renoviert: Die Wand, an der die Orgel steht, ist marode. Gegen eine Spende von 50 bis 1200 Euro werden derzeit die Patenschaften für die Pfeifen vergeben. Namen von Spendern, die mit jeweils 5000 Euro fördern, sollen sichtbar an der Gehäuserückwand der Orgel angebracht werden. Und Organist Christian Bischof hat ein exklusives Orgelkonzert angekündigt - nur für Paten und Sponsoren.

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