Sendling:Neues Leben in alten Mauern

Hochbunker in München, 2013

Münchner Geschichte: der Hochbunker an der Thalkirchner Straße.

(Foto: Rumpf)

Ein eigens gegründeter Verein will den Hochbunker an der Thalkirchner Straße in Sendling auf Dauer wieder in das Stadtteil-Leben integrieren. Bis Oktober sind deshalb zahlreiche Veranstaltungen geplant

Von Birgit Lotze, Sendling

Für den Sendlinger Hochbunker an der Thalkirchner Straße scheint sich eine Lösung anzubahnen. Zur Zeit wird ein Verein mit dem Namen "Sendlinger Bunker" gegründet, der einen bis Oktober gültigen Mietvertrag mit dem Kommunalreferat abgeschlossen hat. Ziel des Vereins ist eine dauerhafte Öffnung des derzeit leer stehenden Hochbunkers. Ein entsprechender Antrag liegt seit einiger Zeit dem Kulturreferat vor, entschieden ist allerdings noch nichts.

Der Verein hat in den vergangenen Tagen eine Bühne mit Scheinwerfer eingebaut und in einem oberen Stockwerk Laminat verlegt; der Nachbarschaftstreff möchte unten ein Café einrichten. Geplant ist, an jedem Mittwoch bis Oktober Filme zu zeigen - wie in einem kleinen Kino. Zur Kompensation der Mietausgaben ist auch im Gespräch, Bandproberäume und Räume für Veranstaltungen zu vermieten.

Bei der Kulturstadtteilwoche in Sendling und Obersendling soll der Hochbunker, der auch gelegentlich in den vergangenen Jahren für Ausstellungen und Aktionen während der offenen Ateliertage geöffnet werden durfte, in Sendling als Kulturzone und Stadtteiltreff eingeführt werden. Am Samstag, 13. Juni, kann der Bunker von 13 Uhr an besichtigt werden, um 14 Uhr öffnet das Café. In der Multimedia-Show "Sendlinger Lieblingsplätze" stellen am Samstag und Sonntag um 14 und 16 Uhr 20 Stadtteil-Bewohner ihren ganz persönlichen Lieblingsplatz vor. Von 16.45 Uhr an wird der Film "Und keiner weint mir nach" von Joseph Vilsmaier nach einem Roman von Sigi Sommer gezeigt; abends gibt es Live-Musik.

Am Sonntag, 14. Juni, wird um 21 Uhr erstmals der Dokumentarfilm "Sendling - wo man leben könnte" zu sehen sein. Filmemacher Reinhold Rühl sagt, er habe im urbanen Mikrokosmos noch Idyllen gefunden, die an die dörfliche Gemeinde vor der Eingemeindung nach München erinnern. Und Menschen, die trotz Verkehr und Gentrifizierung nirgendwo anders leben möchten. Der Film sei "eine Hommage an einen Stadtteil, der sich immer noch weigert, das seit Jahren proklamierte Szeneviertel zu werden". Die Premiere beginnt um 21 Uhr, danach ist der Film bis zum Ende der Kulturwoche am Donnerstag, 18. Juni, täglich um 19 Uhr zu sehen.

Eine Mitarbeiterin des anliegenden Nachbarschaftstreffs sowie Rene Kaiser, der für die Grünen im Bezirksausschuss sitzt und ein Vertreter der Künstlerorganisation UAMO sollen bereits erklärt haben, dass sie für den Vorstand des neuen Vereines kandidieren wollen. Auch die Webseite www.sendlingerbunker.de ist bereits aktiv. Reinhold Rühl, Sprecher der Initiative "Kunst im Bunker", ist es wichtig, das bürgerschaftliche Engagement im "etwas unterbelichteten" Brudermühlviertel zu stärken. Ein interessantes Gebäude wie der Hochbunker biete sich dafür an.

Der Hochbunker an der Ecke Thalkirchner Straße/Gaißacher Straße war vor einem Jahr überraschend unter Denkmalschutz gestellt worden. Damit waren Befürchtungen, dass der markante, aber sanierungsbedürftige Betonbau aus dem Zweiten Weltkrieg irgendwann doch noch abgerissen oder in Luxusappartements umgewandelt werden könnte, vom Tisch. Die Denkmalschützer erklärten, der Hochbunker weise eine hohe geschichtliche Bedeutung auf. Im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege wurden zwei Gründe angeführt. Zum einen sei er einer der Bunker in München, die im Jahr 1939 zum Schutz der Zivilbevölkerung während des Zweiten Weltkrieges errichtet wurden. Dann sei er im Jahr 1948 als Herberge für obdachlose Frauen genutzt worden und biete ein Beispiel für die Maßnahmen zur Linderung der Wohnungsnot in der frühen Nachkriegszeit.

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