Süddeutsche Zeitung

Sendling:"Kleiner David gegen Goliath"

Architekt Clemens Bachmann hat erreicht, dass die Kreativen im HP 8 bleiben können

Interview von Birgit Lotze, Sendling

Architekt Clemens Bachmann hat im Herbst 2017 im Sendlinger Bezirksausschuss, nachdem dort Gasteig-Chef Max Wagner sein Konzept vom Interimsquartier präsentiert hatte, sein Modell für die vorübergehende Gasteig-Heimat vorgestellt. Seine Version integriert die derzeitigen Mieter des Kreativquartiers HP 8, anstatt sie hinauszuwerfen. Diese Pläne wurden als Arbeitsgrundlage für das Interim übernommen.

Sie haben lange mit Gasteig-Chef Max Wagner an dem Konzept weitergearbeitet. Doch kürzlich fand die Ausschreibung für das Interims-Projekt statt. Sie haben den Zuschlag nicht bekommen.

Clemens Bachmann: Wir waren zum Schluss nicht auf Platz eins. Wagner, sein Team und ich haben bei der Vorplanung gut zusammengearbeitet. Auf dem Gelände haben wir jetzt keine Aufgabe mehr.

Sie haben sich für den Architektenwettbewerb gemeinsam mit Plan2 beworben - ein Größerer in Ihrer Branche.

Plan 2 baut das Strafjustizzentrum am Leonrodplatz in München. Das ist aktuell bayernweit die größte Baustelle.

Vermuten Sie, dass Ihr Büro absichtlich außen vor gelassen wurde?

Nein. Gerkan, Marg und Partner, das Architektenbüro, das jetzt an dem Gasteig-Interim arbeitet, ist eines der größten weltweit. GMP hat auch den Hauptbahnhof in Berlin gebaut, Gerkan sogar schon den Berliner Flughafen Tegel.

Was haben Sie für sich erreicht?

Wir haben einen architektonischen Denkanstoß gesetzt. Als kleiner David gegen Goliath. Wir haben gezeigt, dass es trotz alledem geht, auch wenn große Institutionen dahinterstehen. Es lohnt sich, seine Stimme zu erheben. Das ist ermutigend.

Sie hatten kurzfristig von der Präsentation im Bezirksausschuss erfahren, ebenso davon, dass Ihnen allen gekündigt werden soll, und sich dann Tag und Nacht reingehängt.

Uns hatte ja keiner gefragt. Aber uns war wichtig zu zeigen: Es gibt Möglichkeiten, dass wir Mieter auch bleiben. Und ich bin überzeugt: Die Kombination aus Gasteig und HP 8 tut der Stadt bestimmt sehr gut.

Sie denken schon weiter?

Ja, wieso sollte auf dem Gelände später eine Mono-Wohnfunktion mit ein wenig Gewerbe entstehen? Vielleicht kann eine Mischung aus Wohnen und Kultur der Stadt viel mehr bringen.

Der Bauantrag für das Interimsquartier ist eingereicht. Erkennen Sie in dem Konzept des Büros, das die Ausschreibung gewonnen hat, noch Ihre Handschrift?

Aber ja. Auch wenn ich es nur flüchtig kenne. Jetzt ist es abgestimmter, da ist viel Baurecht eingeflossen. Es wirkt auf mich rationaler als unser Konzept. Aber wir waren ja noch nicht in der Antragsphase.

Was ist anders?

Es wurden wohl Flächen reduziert. Es gibt weniger Baukörper. Man hat einen freien Blick auf die denkmalgeschützte E-Halle. Wir haben mehr Wert auf den Campus gelegt. Die Freiflächen halten bei uns eigentlich alles zusammen, sind ganz elementarer Bestandteil. Wir haben sie betont. Zum Beispiel hatten wir Wortkunst von HP 8-Künstlern auf den Bodenflächen.

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Quelle:
SZ vom 01.02.2019
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