Sendling:Hilfe von der Stadt

Projektgebiet Plinganser Str. 50-62, Quartier hinter Harras-Post bis Dudenstr. und Karwendelstr.

Die Mieter in den Häusern an der Harras-Post dürfen aufatmen.

(Foto: Florian Peljak)

Vorkaufsrecht sichert den Bewohnern der Siedlung an der Harras-Post günstige Mieten

Von Birgit Lotze, Sendling

Im Wohngebiet hinter der Harras-Post hat die Stadt München in der vergangenen Woche in größerem Rahmen das Vorkaufsrecht ausgeübt und damit für 292 Parteien günstige Mieten gesichert. Im Sendlinger Bezirksausschuss (BA) bedankten sich die Mieter des Wohnquartiers zwischen Plinganser- und Karwendelstraße nun auch bei den Stadtviertelpolitikern: Diese hatten seit 2014 großen Einsatz bewiesen und die Stadt wiederholt auf ihre Verantwortung hingewiesen. Auch im BA zeigte man sich zufrieden. "Endlich hat die Erhaltungssatzung mal funktioniert", sagte der Vorsitzende Markus Lutz (SPD).

Er bemängelte aber auch, dass die Stadt jetzt so viel Geld - die Rede ist von etwa 160 Millionen Euro - habe auf den Tisch legen müssen. "Das wäre sicherlich günstiger gewesen, wenn der Bund in den Neunzigerjahren direkt an die Stadt München verkauft hätte und nicht an Investoren." Gut wiederum sei, dass die Bundesregierung inzwischen klar gesagt habe, dass bundeseigene Grundstücke und Liegenschaften in Zukunft günstig an Kommunen verkauft werden könnten.

Das 28 000 Quadratmeter große Areal hinter der Harras-Post liegt im Erhaltungssatzungsgebiet. Dort kann die Stadt das Vorkaufsrecht ausüben, sofern der Investor, in diesem Fall ein dänischer Pensionsfonds, sich nicht bereit erklärt, Schutzklauseln zu Gunsten der Mieter anzuerkennen.

Diese wurden am 1. Juli deutlich verschärft. Bereits kurz darauf, im September, erklärte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), dass die Stadt alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen wolle, um die Anlage zu kaufen und damit erschwingliche Wohnmöglichkeiten für alteingesessene Bevölkerung und junge Familien zu sichern. Ende November ging es dann schnell - so schnell, dass offenbar selbst die Verwaltung noch nicht damit rechnete: Dem BA lag in der Dezember-Sitzung ein Schreiben des Planungsreferates vor, aus dem hervorging, dass sich die Kaufverhandlungen ins kommende Jahr ziehen.

Die 300 Wohnungen gehen nun in das Eigentum der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG über. Die Durchschnittsmiete auf dem Areal zwischen Plinganser- und Karwendelstraße bis hin zur Dudenstraße beträgt derzeit rund zehn Euro je Quadratmeter. Die Anwohner waren in den vergangenen Jahren mit mehreren Investoren konfrontiert, der bislang letzte Verkäufer war die Industria Wohnen GmbH, eine Tochter der Degussa-Bank. Diese hatten ein wesentlich höheres Baurecht durchgesetzt, was den Verkaufspreis in die Höhe trieb. Die Wohnfläche auf dem Areal soll laut dem Plänen des Gewinners des Architektenwettbewerbs von 27 600 auf 48 700 Quadratmeter vergrößert werden. 200 Wohnungen und eine Kindertageseinrichtung sind vorgesehen. Derzeit stehen dort Wohnblöcke aus den Sechziger- und Siebzigerjahren. Die vier neunstöckigen Gebäude an der Karwendelstraße bleiben so, die Quergebäude zwischen Plinganser- und Karwendelstraße werden aufgestockt. Ein weiterer Block soll im Anschluss an die Harras-Post entstehen. Dort wurden bereits Garagen, Handwerker- und Lagerräume abgeräumt, auch das auffällige Haus an der Plinganserstraße mit der Hausnummer 50 soll dem neuen Block weichen. Entlang der Plinganserstraße ist bis zur Dudenstraße die größte Veränderung geplant: ein wuchtiger Riegel, sechs Etagen hoch.

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