Sendling:Eiertanz um Großmarkt

Sendling: Auch im Bereich der ehemaligen Sortieranlage fordern die Stadtteilpolitiker eine Veränderungssperre.

Auch im Bereich der ehemaligen Sortieranlage fordern die Stadtteilpolitiker eine Veränderungssperre.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Investoren bringen sich in Position um frei werdende Areale

Von Birgit Lotze, Sendling

Mit dem Neubau der Großmarkthalle werden große Flächen frei in Sendling. Der Großmarkt will sich stark verkleinern und zieht sich auf die rückwärtige Fläche hinter die Alte Thalkirchner Straße zurück. Der Neubau der Großmarkthalle wird vor allem von den Händlern selbst stark vorangetrieben, die alten Hallen und Lagerräume sind marode. Einige Händler mussten ihre Räume bereits verlassen, sie sind darauf angewiesen, dass sich nach dem jahrelangen Zögern der Stadt in den nächsten Jahren etwas tut.

Dort, wo sich freier Raum in München auftun könnte, bringen sich Investoren in Stellung, meist, bevor die Politiker überhaupt erahnen, was sich in den nächsten Jahren dort abspielen wird. Der Sendlinger Bezirksausschuss (BA) hat deshalb Ende 2018 einen Bebauungsplan für das frei werdenden Großmarktareal angemahnt. In Sendling befürchtet man, dass Investoren schon dabei sind, erste Referenzobjekte zu schaffen. Nun hat der BA die Stadt aufgefordert, den Bereich zu erweitern. Sie solle auch vor dem Westtor des Großmarkts tätig werden, im Bereich der Sortieranlage, und für das Dreieck, das von der Gotzinger Straße, der Thalkirchner und Oberländerstraße sowie der Gleisharfe begrenzt wird, einen Bebauungsplan erlassen. Bis dieser in Kraft trete, solle die Stadt eine Veränderungssperre verfügen und die Entscheidung über einen Bauantrag, der für die Gotzinger Straße 19 gestellt wurde, solange zurückstellen. Die Hausnummer 19 ist auf privatem Grund, dort befand sich bis vor Kurzem noch ein Abschleppunternehmen, also Gewerbe. Der Flächennutzungsplan weist das Areal als "Sondergebiet Bahn" aus, eine Kategorie, die in Sendling Assoziationen mit dem Arnulfpark weckt, zumal die Planer einen ähnlich hohen und massiven Baukörper entworfen haben, der sich auch von der Fassadengestaltung her überhaupt nicht in der kleinteiligen Struktur der denkmalgeschützten Umgebung um die Sortieranlage einfügen will.

Der geplante Bau, es soll ein Bürohaus werden, stelle ein Affront da, so Ernst Dill (SPD), der Vorsitzende des Sendlinger Unterausschusses Bau. Er sei weder sozial- noch quartiersverträglich, orientiere sich nicht am Bestand, sei zu hoch, zu massiv. Man will, dass die Stadtgestaltungskommission sich der Sache annimmt. Und bittet darum, dass die Lokalbaukommission und die Stadtplaner sich mit den Einwänden der Nachbarn auseinandersetzen. Diese gibt es seitenweise. Wichtig ist Dill, dass die Stadt zügig Richtlinien schafft, wohin "stadtplanerisch die Reise gehen soll". Das Quartier verlange nach einer urbanen Weiterentwicklung mit Wohnen, Grün und sozialen Nutzungen. Auch könnte bald ein weiterer Investor vor der Tür stehen: Die Bananenreiferei "Greenyard Fresh Munich" will in absehbarer Zeit ebenfalls ausziehen.

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