Sendling:Die Wüste wandelt sich zur Oase

Sendling: Geförderter Wohnungsbau und vor allem Wohnungen für soziale Nutzungen sollen auf der Brache am Herzog-Ernst-Platz gebaut werden.

Geförderter Wohnungsbau und vor allem Wohnungen für soziale Nutzungen sollen auf der Brache am Herzog-Ernst-Platz gebaut werden.

(Foto: Robert Haas)

Die GWG beginnt mit dem Bau des Quartiers auf dem ehemaligen Gelände des Bauzentrums an der Radlkoferstraße

Von Birgit Lotze, Sendling

Die sogenannte Sendlinger Wüste, seit 17 Jahren eine unwirtliche Brache am Herzog-Ernst-Platz, soll von Donnerstag an bebaut werden. Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), Vertreter der GWG-Geschäftsführung und des Büros Steidle Architekten sowie Bezirksausschuss-Chef Markus Lutz (SPD) wollen am Nachmittag zum Spaten greifen, um bei einem kleinen Festakt symbolisch den ersten Stich ins Erdreich zu machen. Im August wird das 8000 Quadratmeter große Gelände an der Ecke Radlkofer-/Pfeuferstraße zur Baustelle, im Frühjahr 2023 will man fertig sein.

Die Brache am Herzog-Ernst-Platz, in der Behördensprache MK 6 genannt, ist das letzte freie, großflächige Grundstück in Sendling. Früher stand auf dem trapezförmigen Areal das städtische Bauzentrum. 2002 wurde es abgerissen, seitdem sieht man dort nur Kiesel, Sand und Gestrüpp. Weil dementsprechend der Verkehrslärm ungehindert herüberschallt, forderten die Anwohner, es zu bebauen.

Doch ein Interessent war trotz der angespannten Lage auf dem Immobilienmarkt nie in Sicht. Das staubige Gelände ist Teil eines großen Bebauungsplans bis zur Theresienhöhe - auf der Nordseite begrenzt vom Bavariapark. MK 6 ist als "Kerngebiet" eingestuft, dort soll sich vor allem Gewerbe ansiedeln, das den Menschen in den angrenzenden Wohngebieten ein ruhiges Umfeld ermöglicht. Der Bebauungsplan für das MK 6 wies nur 30 Prozent der Fläche für Wohnungsbau aus - das schien Investoren nicht wirtschaftlich genug zu sein. Die in Sendling traditionell starke SPD machte sich nach jahrelangem Stillstand vehement für öffentlich geförderten Wohnungsbau und eine soziale Nutzung des Areals stark.

Mit der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG München wurde schließlich eine Lösung erarbeitet. Die GWG soll den Neubau realisieren, teils auch bewirtschaften. Für sie sei das Projekt eine Herausforderung, war schon öfter zu hören. Schließlich hat sie zwar große Erfahrung in Sachen Wohnungsbau, mit gewerblicher Nutzung jedoch bislang gar nichts zu tun. Die Apartments sollen vorrangig an Mitarbeiter der Stadt vergeben werden, die Gewerbeeinheiten an soziale Träger. Interessenten gab es zwischenzeitlich genug, darunter die Montessori-Schule, die ihr Schulhaus an der Reutberger Straße räumen musste, das Internationale Mütterforum und ein Bewohnertreff - beide ebenfalls bedroht, sofern sie nicht neue Räume finden.

Zum Zuge kommen nun in den etwa 230 Wohnungen die Stadt, die dort städtische Dienstkräfte und Auszubildende unterbringen will, der Sozialdienst katholischer Frauen und die Münchner Aidshilfe. Die GWG will in dem Block auch ein Flexiheim für mehr als 200 Menschen für zeitlich begrenztes Wohnen realisieren. Den Träger des Flexiheims will die Landeshauptstadt noch auswählen. Außerdem werden 29 nach dem München-Modell geförderte Wohnungen sowie 15 Wohnungen im Rahmen des konzeptionellen Mietwohnungsbaus errichtet. Darüber hinaus soll ein Supermarkt einziehen - welcher Filialist, ist noch unbekannt. Bei der GWG hieß es, man führe derzeit Gespräche mit mehreren Anbietern. Auch soll eine Kindertagesstätte für zwei Gruppen einziehen.

Das auf dem Grundstück mögliche Baurecht wurde komplett ausgenutzt. Die Bebauung erfolgt riegelartig bis zum Gehsteig, an der Pfeuferstraße mit einem erhöhten Kopfbau mit acht Stockwerken, sonst über sechs Etagen. Die GWG will damit die Sendlinger Wüste in eine lebenswerte Oase umwandeln - damit ist insbesondere der geplante ruhige Innenhof des Komplexes gemeint.

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