Süddeutsche Zeitung

Sendling:Auf ein Neues

Die Künstler verabschieden sich mit "Touché" aus dem HP 8, das der Gasteig benötigt

Von Birgit Lotze, Sendling

Das Gelände an der Hans-Preißinger-Straße 8 leert sich nach und nach. Die Baracken der Gärtner wirken verlassen und bereits sehr angeschlagen, vor der denkmalgeschützten Halle E, die bereits geräumt ist, wurde der Teer aufgerissen. Ein bisschen herrscht Baustellenstimmung im Kreativquartier HP 8. Ein Warten und Luftanhalten. Wer von den "Bewohnern" - Künstler, Fotografen, Grafiker, aber auch "Rigipser" und Karosseriebauer - nach der Ankündigung des Gasteigs, das Areal für fünf Jahre zwischenzunutzen, keine Kündigung vom Vermieter, den Stadtwerken, bekam und auf dem Gelände bleiben konnte, fragt sich, wann der Kulturgigant denn nun kommt und wann es so richtig losgeht mit dem Umbau. Die Verbliebenen rechnen mit gravierenden Umwälzungen. Immerhin geht es um eine Philharmonie für mehr als Tausend Besucher, um Räume für die Hochschule für Musik und Theater, für die Verwaltung und die VHS und die Stadtbibliothek.

Die Kunstschaffenden aus Haus F machen in diesem Abriss-Umfeld von Freitag, 24., bis Sonntag, 26. Mai, eine Ausstellung mit einem Atelierfest unter dem Motto "touché!". Sie haben sich noch in ihren Werkstätten behaupten können. Die Ausstellung in den Ateliers im Obergeschoss soll durch freigewordene Lagerflächen im Untergeschoss erweitert werden. Gezeigt werden Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Skulptur, Objektkunst sowie Neue Medien und Installationen von Wolfgang Aichner, Benjy Barnhart, Oliver Franken, Doris Hahlweg, Carolina Kreusch, Christoph Lammers, Susanne Pittroff, Martin Schneider und Eva Schöffel.

Zur Eröffnung am Freitag, 24. Mai, spielt von 21 Uhr an die Hochzeitskapelle auf: Evi Keglmaier an der Bratsche und der Tuba mit Micha Acher (Sousaphon und Trompete) und Alex Haas am Banjo. Die Hochzeitskapelle wurde in diesem Jahr für die Filmmusik zu Oliver Haffners "Wackersdorf" mit dem Deutschen Filmpreis für die beste Filmmusik ausgezeichnet.

Die Kunstschaffenden in den Ateliers können zwar derzeit noch bleiben, doch die Lagerflächen, die sie bislang im Keller nutzten, wird voraussichtlich der Gasteig benötigen. Die Ankündigung der Kündigung ihrer Keller haben sie bereits vor einem Jahr bekommen. Nun hoffen sie, die Kündigung längerfristig abzuwenden. Der Gasteig zeige sich in Gesprächen offen für ihre Probleme und auch kompromissbereit, sagt Doris Hahlweg.

Die Lager aufzugeben, würde die Kunstschaffenden stark einschränken. Sie lagerten dort Materialien und Arbeiten, ebenso müsse man für laute Arbeiten wie Tuckern ab und an in den Keller. Doch auch der Gasteig habe ein "Riesenplatzproblem" und müsse bereits auf mehrere Stellen ausweichen, unter anderem ins Motorama an der Rosenheimer Straße, wo die Jugendbibliothek eingerichtet werden soll.

Die Ausstellung soll die letzte große Aktion der Künstler sein, bevor der Gasteig einzieht. Die Keller werden dieses Mal für Videos und Installationen genutzt. Auch Künstler aus anderen Häusern auf dem Gelände wollen sich beteiligen. Die letzte große Ausstellung hat vor vier Jahren stattgefunden.

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Quelle:
SZ vom 23.05.2019
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