Semesterstart:Der Oberbürgermeister und die Pudding-Brüste

Ein nach Luft schnappender Michael Jackson und ein irritierendes Treffen mit Naddel - in München werden Neuankömmlinge an der Hochschule München mit einer gepfefferten Kabaretteinlage des Oberbürgermeisters begrüßt.

Text: Florian Zick, Video: Marcel Kammermayer

In München ist alles ein bisschen anders, nicht nur, weil gerade Oktoberfest ist. Studenten werden da schon mal von einem kabarettierenden Oberbürgermeister empfangen. Denn Christian Ude bekleidet nicht nur dieses Müncher Amt, er ist auch bekannt für seine kabarettistischen Einlagen mit scharfer Zunge.

Bei der Vorstellung für die Studenten der Hochschule München hält Ude ein Plädoyer für das gemütliche Studieren. Er hätte früher selbst Semester an Semester gereiht. Geworden sei aus ihm trotzdem etwas - sogar mehr als aus manch einem Streber. Einen von diesen kenne er noch, der sitze heute in einem düsteren Büro bei der Stadt und sei zuständig für Vertragsstreitigkeiten bei Straßennamen.

Auch wenn unter den Studenten viele Neumünchner sind - die Gags kommen an, und Ude taut immer mehr auf. Ausschweifende Gesten begleiten sein Erzählen. Mit den Fäusten klopft er in die Luft. Christian Ude, der Bürgermeister, der Kabarettist, der Pantomime.

King of Pop und Schoko-Pudding

Und so folgt Anekdote auf Anekdote aus seinem Politikerleben, mit dessen Realität man in der Tat mühelos ein Kabarettprogramm füllen kann. Da wären allein die Begegnungen mit Celebrities, die München gerne heimsuchen. So hatte Ude die Ehre, Michael Jackson kennenzulernen. Das Gespräch mit dem King of Pop sei so eindrucksvoll und prägend gewesen, dass er noch heute den genauen Wortlaut wiedergeben könne. Jackson kam schnaufend die Rathaustreppen herauf, man stellte ihm den Mayor of Munich vor. Jackson fragte: "Who?" Der Finger des Protokollführers deutete auf Ude: "He." Und dann sagte der Megastar: "Hi!"

Trotz all diesen ihn permanent umgebenden Glamours habe er aber versucht, auf dem Teppich zu bleiben. Deshalb schrieb er seine "verfrühten Memoiren" sofort, nachdem er Oberbürgermeister wurde. Sein Sohn habe ihm mal an den Kopf geworfen, er sei als Oberbürgermeister zwar auch Chef der Feuerwehr, wisse aber nicht einmal, wie man einen Hydranten öffnet. Und da sei ihm wieder aufgefallen, wie fehlprogrammiert die Studieninhalte seien.

Doch Erfahrungen für das Leben mache man als Bürgermeister trotzdem. In einer Talkshow sei er einst auf Nadja Abd el Farrag getroffen, oder vielmehr auf ihre Brüste. "Mein Blick fiel in einen Ausschnitt. Ich erkannte auch den Rest der Frau. Aber obwohl ich gemeinhin als schlagfertig und rhetorisch begabt gelte, fiel mir in dem Moment nichts anders ein, als: Oha!"

Ude wiegt jetzt einen imaginierten Busen in der Hand, bevor sein Auftritt den frivol-komischen Höhepunkt erreicht. Naddel habe in der Talkshow erzählt, dass sie öfters Teetassen mit Schokopudding fülle. Umgestürzt sehe das dann genauso aus wie ihre Brust, weswegen sie immer auch noch eine Preiselbeere draufsetze. Ude habe sich an diesem Punkt nicht mehr konzentrieren können, er habe die ganze Zeit daran denken müssen, wie er als kleiner Junge immer mit dem Löffel in den Schokopudding gefahren war, um ihn zu verschlingen.

Mit dieser Geschichte sind die Erstsemester in ihr Studium entlassen. Die jetzt nach Udes Vorbild lernen können. Um dann auch irgendwann mit Michael Jackson einen von Naddel gekochten Pudding zu löffeln. Oder so.

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