Semesterbeginn:Kostspieliges Renommee

Die Münchner Universitäten stehen bei den Studenten hoch im Kurs - doch vielen von ihnen ist die Stadt viel zu teuer.

Martin Thurau

Diese Fotoserie zeigt den neuen Studienort von seiner schönsten Seite; sie zeigt die lose Ansammlung von Zweckbauten in Großhadern, die die Universität München (LMU) gerne Hightech-Campus nennt, vor allem aber präsentiert sie den Straßenraum, der Institute und Kliniken verbindet. Denn schließlich sollen die Bilder den Studienanfängern als erster Wegweiser dienen. Hier auf der Homepage der Mediziner-Fachschaft können sie sehen, wie sie von der U-Bahn zur Erstsemester-Einführung im Chemie-Hörsaal kommen - über geplättelte Gehsteige, vorbei an Hecken, einbetoniertem Grün und weitgehend leeren Parkplätzen.

Studium München

Studenten im Audimax der LMU - zum Semesterbeginn suchen viele noch günstige Zimmer.

(Foto: Foto: Heddergott)

Nicht jede Studentenvertretung sammelt so umsichtig ihre Schäfchen ein wie die der LMU-Medizin, aber alle Disziplinen bieten dieser Tage verstärkt Beratung und Hilfen für den Start in München an. Denn am heutigen Montag beginnt an den beiden größten Hochschulen der Stadt, der Universität (LMU) und der Technischen Universität (TU), für rund 66.000 Studenten das Wintersemester.

Und für weit mehr als 10.000 ist es überhaupt der Beginn der akademischen Ausbildung. An der Hochschule München haben die Veranstaltungen bereits zum Monatsanfang begonnen, ebenso an der Katholischen Stiftungsfachhochschule; die Universität der Bundeswehr indes hat ihr akademisches Jahr in Trimester unterteilt. Und auch die private Konkurrenz wie die Munich Business School oder die Macromedia-Hochschule für Medien und Kommunikation ist schon mitten im Semesterbetrieb.

An der LMU ist die Zahl der Studienanfänger mit knapp 8650 stabil, der Wert stehe allerdings wegen des laufenden Nachrückverfahrens noch nicht endgültig fest, erklärt ein Universitätssprecher. Jeweils rund 900 Anfänger verzeichnet die LMU für Jura und das Lehramt an Gymnasien, gut 800 in Medizin, fast 650 in Betriebswirtschaftslehre. Die Hochschule München, die bis vor kurzem noch Fachhochschule hieß, geht von rund 3500 Studienanfängern aus, im vergangenen Winter waren es 3200.

Besonders begehrt seien die sozialwissenschaftlichen Studiengänge, die schon im ersten Durchgang des Bewerbungsverfahrens voll ausgelastet gewesen seien, sagt Hochschulsprecherin Christine Kaufmann. In den Ingenieurfächern liefen aber noch Nachrückverfahren.

Die TU München dagegen verzeichnet gerade in manchen technischen Disziplinen einen in den letzten Jahren nicht gekannten Ansturm. Insgesamt habe den noch vorläufigen Berechnungen zufolge die Zahl der Studienanfänger in den vergangenen drei Jahren um insgesamt gut 30 Prozent zugenommen, sie liegt aktuell bei 6250.

So sei die Zahl der Erstsemester im Fach Elektro- und Informationstechnik in diesem Zeitraum gar um 50 Prozent auf gut 900 gestiegen, sagt TU-Sprecher Ulrich Marsch - angesichts der ständigen Klagen über den Mangel an Ingenieurnachwuchs und die stagnierenden Studienbewerberzahlen eine erstaunliche Entwicklung. "Sie widerspricht dem bundesweiten Negativtrend", sagt Marsch.

Kostspieliges Renommee

Doch so großen Zulauf die Münchner Hochschulen wohl vor allem wegen ihres Renommees haben, der bei LMU und TU auch noch durch den Elitestatus der Exzellenz-Initiative besiegelt ist, so sehr schlagen andere Faktoren bei der Wahl des Studienortes negativ zu Buche. Im Wettbewerb um Studenten sei München - obgleich eine von Deutschlands führenden Wissenschaftsstädten - "auch ein Standortnachteil", sagt Bruno Gross, Kanzler der Hochschule München.

Derzeit laufe eine Umfrage unter Studenten, die einen Platz in München bekommen, sich aber dann für einen anderen Studienort entschieden hätten. Als zentralen Grund für eine Absage hätten die Befragten meist die hohen Lebenshaltungskosten in München angegeben.

Als besonders abschreckend für Studenten erweist sich seit eh und je der Wohnungsmarkt mit seinen hohen Mietpreisen. "Die Situation ist nach wie vor unerfreulich", sagt Anke von Kempen, Sprecherin des Münchner Studentenwerks. Es sei nicht mehr so schlimm wie zur Jahrtausendwende, als die Erstsemester-Studenten mitunter in Turnhallen schlafen mussten.

Doch auch in diesem Jahr hat das Werk Notunterkünfte eingerichtet; die Zimmer müssten wohl sogar doppelt belegt werden. Händeringend sucht das Studentenwerk Vermieter, die Privatzimmer zur Verfügung stellen. In den vergangenen Jahren habe man jährlich bis zu 5000 Zimmer vermitteln können. Seit etwa zwei Jahren aber gebe es einen dramatischen Einbruch.

Dass sich Studenten mitunter für den billigeren Ort entscheiden, wenn sie zwischen mehreren Studienplätzen wählen können, beobachte man auch an der TU, sagt Marsch. Für das aufbauende Master-Studium bewerbe sich mancher Student dann aber gezielt an einer besonders renommierten Hochschule, auch wenn das Leben dort mehr kostet.

Ein solches "Feintuning" der Karriereplanung werde durch das neue zweigliedrige Studiensystem mit Bachelor- und Masterabschlüssen begünstigt. Gross berichtet, dass die Hälfte der Master-Studenten an der Hochschule München aus anderen Städten kommt. "Allen Unkenrufen zum Trotz" zeige sich darin ein Vorteil der laufenden Reform. Eines ihrer Ziele schließlich ist es, die Mobilität der Studenten zu erhöhen.

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